Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)
Geräusch eines Föns war zu hören. Ein Fön wäre jetzt nicht schlecht, fand Sam.
Der Fleck auf dem Stoff sah aus, als hätte er sich in die Hosen gepisst. Casey hatte einen kleinen Heizstrahler in ihrem Wohnzimmer. Er stand auf, schaltete ihn ein und stellte sich davor. Heiße Luft blies ihm entgegen. Während Sam die nasse Stelle so zu trocknen versuchte, blickte er aus dem Fenster. Die Dunkelheit hatte Flagstaff inzwischen völlig im Griff und schien immer schwärzer zu werden. Wie ein Mantel legte sie sich bedrohlich über die Stadt. Sam hob den Blick und betrachtete den Himmel.
Wolken schoben sich vor den Vollmond und dabei fiel ihm auf, dass der Erdtrabant irgendwie grünlich erschien. Es war eine Nacht wie damals, als es passiert war. Obwohl es warm genug war und die heiße Luft des Strahlers ihn zum Schwitzen brachte, begann er am ganzen Körper zu frösteln.
»Sam.«
Sam erschrak so heftig, dass er den Heizstrahler umwarf, als Casey plötzlich hinter ihm stand. Er hob den Strahler vom Boden auf, schaltete ihn ab, drehte sich um und sah sie an. Casey sah hübsch aus in ihrem blauen Kleid. Die blonden Haare hatte sie hochgesteckt und dank des Makeups sah sie beinahe wieder so aus wie der Cheerleader von damals.
»Sam, es tut mir so leid wegen vorhin. Bitte verzeih mir, ich wollte nicht ...«
»Schon gut, Casey. Es ist ja nichts passiert. Und außerdem muss die Sache mir unangenehm sein. Ich muss einen Eindruck auf dich hinterlassen haben, was?«
»Keineswegs, wenn du nicht so überreagiert hättest, dann hätte ich vermutlich gar nichts von … äh, davon bemerkt.« Sie wussten beide, dass das eine Lüge war. Hätte er nicht überreagiert, Gott weiß, was dann geschehen wäre.
Mach dir doch nichts vor.
»Mir ist das noch nie zuvor passiert. Vielleicht als Jugendlicher mal, aber ...«
»Dann liegt es wohl an mir«, sagte Casey und lachte. »Du schmeichelst mir.«
Sam folgte ihrem Beispiel und war froh, dass Casey den Fauxpas so locker nahm. Andere Frauen würden ihn wohl wegen sexueller Belästigung verklagen. Zum Glück war Casey nicht so eine Frau.
»Lass uns die Sache einfach vergessen, einverstanden«, sagte er. Sie nickte. »Du siehst toll aus. Wenn dich Anderson heute so sieht, dann ...« Sam pfiff durch die Zähne.
Der Themenwechsel tat gut. Anderson lenkte von ihm selbst ab.
»Danke, Sam.«
»Was dagegen, wenn ich mein Bier nicht austrinke?«, sagte er und präsentierte seine Hose. Der Fleck war noch leicht sichtbar. »Sonst geschieht noch ein Missgeschick.«
Casey lachte wieder auf und wurde tatsächlich rot.
»Bist du aufgeregt, Sam?«
»Etwas, ja. Und du?«
»Ja, immerhin habe ich an der Schule meinen einzigen erwähnenswerten Erfolg gefeiert. Der Titel der Home Coming Queen.«
Casey schien sich in diesem Moment an einem anderen Ort zu befinden. Sam störte sie nicht dabei.
»Traurig, oder?«
»Ach was. Manchmal kommt es im Leben einfach anders, als man plant.«
»Das sagst du? Du bist doch erfolgreich. Glücklich verheiratet. Hast Familie«
Sam war einen Moment still. »Ich war erfolgreich und versuche gerade, mich wieder zurückzukämpfen.«
Casey warf Sam einen verwunderten Blick zu.
»Aber darf ich dir was sagen, Casey? Ich weiß, das kommt nicht gut, nachdem was mir gerade passiert ist.«
»Na los, raus mit der Sprache.« Casey zupfte ihre Träger zurecht und nahm ihre schwarze Handtasche.
»Wenn ich ein paar Jahre älter gewesen wäre, hätte ich dich vom Fleck weg geheiratet.«
Casey schenkte ihm ein Lächeln.
»Du bist so lieb«, sagte sie.
»Darf ich bitten, holde Maid?« sagte Sam zu ihr, stellte sich neben sie und bot ihr seinen Arm an. Sie nahm ihn an.
»Sie sind ein wahrer Gentleman, Mr. Coleman. Das meine ich ernst.«
»Und du könntest immer noch locker den Titel für die Home Coming Queen gewinnen.«
Casey gab Sam einen Kuss auf die Wange, machte das Licht aus, und dann gingen sie hinaus. Bereit für eine unvergessliche Nacht.
Kapitel 21
Alte Freunde
Wie Sam bereits vermutet hatte, bekamen sie keinen Parkplatz in Schulnähe. Weder an der Elwood noch in der Circle. Also parkte Sam den Chevy am Anfang der East Road und sie marschierten das Stück zur Schule zu Fuß.
Umso näher sie der Schule kamen, desto mehr pochte sein Herz. Die Freude seine alten Freunde wieder zu sehen, überwiegte mehr, als jedes andere Gefühl der letzten zwei Tage. Die Zweifel waren vergessen.
Sam und Casey standen noch einen Moment vor
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