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Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition)

Titel: Dark Thrill - Zwei Romane in einem Band: Sommergeheimnisse/Idylle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Semesch , Christoph Wittmann
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dem Schulgebäude, beobachteten die vielen Menschen, die sich bereits durch die Tür drängten und spazierten dann ebenfalls hinein.
    Der Geruch der Schule hatte sich nicht im Geringsten verändert. Genauso hatte Sam ihn in Erinnerung. Casey und Sam standen in der Schlange angestellt, die sich von der Tür weg bildete. Es war fast wie in einem dieser Over-21-Clubs. Nur mit dem Unterschied, dass hier niemand unter einunddreißig war. Vier Tische waren inmitten der Aula aufgebaut, wo man seine Einladung vorlegen musste.
    Während sie der Kontrolle immer näher kamen, erhaschte Sam Blicke in die Gesichter der Leute hinter und neben sich. Noch kam ihm keines der Gesichter bekannt vor.
    »Ist das die richtige Schule?«, sagte er leise zu Casey.
    Sie lächelte.
    »Klar, sag bloß, die Alte da vorne kommt dir nicht bekannt vor.« Casey deutete mit dem Zeigefinger einige Meter in die Richtung neben ihnen.
    Eine alte, adrette Frau verschränkte die Hände hinter dem Rücken und patrouillierte wie ein Drill-Sergeant den Flur entlang. Sam erkannte sie sofort. Das war eindeutig seine alte Geschichtslehrerin, Mrs. Shannon. Jake Anderson hatte sie immer Shannon the Canon genannt. Wenn sie einen ihrer Wutanfälle bekommen hatte, wurde einem klar, warum sie diesen Beinamen trug. Sie war so klein, so wuchtig und mindestens genauso schnell mit dem Lineal wie ein Geschoss. Wenn einem nur das Schulheft auf den Boden fiel, dann hatte man einen Klaps auf den Hinterkopf, ehe man noch das Heft aufheben konnte.
    »Grundgütiger«, sagte Sam, »die alte Shannon hat sich ja überhaupt nicht verändert.«
    »Was jetzt positiv oder negativ sein kann«, grinste Casey.
    »Ob die wohl schon in Rente ist?« Natürlich musste sie das sein. Schließlich hätte sie bereits in Rente sein müssen, als sie ihn noch unterrichtete. Sam wunderte viel mehr, dass die alte Schachtel überhaupt noch lebte.
    Inzwischen arbeitete sich die Schlange vor, bis sie an der Reihe waren. Sam und Casey gaben ihre Einladungen ab - auch vom Empfangskomitee kannte Sam niemanden - und gingen weiter.
    »Geschafft. Wir sind drin«, sagte Casey wie ein Teenager, der es gerade mit einem gefälschten Ausweis in einen Club geschafft hat.
    Sam kicherte.
    »He, da haben sie eine Wand aufgestellt mit Fotos der verschiedenen Jahrgänge. Komm mit.« Casey zerrte an seiner Hand.
    Sie kämpften sich den Weg durch die dicht gedrängten Leiber – scheinbar waren sie nicht die einzigen, die Interesse an den Fotos hatten - und erreichten sie nach ein wenig Schubsen und Stoßen. Nicht gerade die feine Art, aber sie führte zum Erfolg. Eins nach dem anderen musterten Sam und Casey die Fotos. Casey suchte ihre Klasse, Sam die seine.
    Sam fand zwei, die ihn und seine Klassenkameraden zeigten. Sie stammten aus dem Jahr 1987. Das untere wurde im letzten Jahr der Junior High aufgenommen, das obere stammte aus ihrem Frischlingsjahr in der High School.
    Sam musterte zunächst die untere Fotografie eindringlicher und konnte auf Anhieb all seine Freunde und sich selbst entdecken. Er spürte wie sich seine Nackenhaare aufrichteten und sich eine wohlige Wärme in seinem Magen breit machte. Mein Gott, ist das wirklich schon so lange her? Wie jung wir waren.  
    Isaac glich in seiner geliebten Tweedjacke einem britischen Lord. Gleich neben ihm stand Joshua, unverkennbar mit der dicken Hornbrille auf der Nase. Jake und Sam standen in der Reihe vor den beiden, schnitten Grimassen und zerstörten somit das gesamte Bild. Madison, zwei Reihen vor ihnen, trug die Haare zu seitlichen Zöpfen gebunden. Die Sommersprossen zeichneten sich ab wie Masern, auch wenn man sie auf dem alten Foto nicht besonders gut sehen konnte. Sam hatte nie verstanden, wie ein schwarzhaariges Mädchen so viele Sommersprossen haben konnte.
    Das andere Foto unterschied sich völlig vom ersten.
    Die ganze kindliche Ungezwungenheit und Freude, die man auf oberer Fotografie beinahe spüren konnte, war darauf verschwunden. Einzig Sam und Madison, er seinen Arm um sie geschlungen, vermittelten ein wenig von dem früheren Zauber. Während der Sommerferien musste mit diesen Kinder etwas geschehen sein, etwas das ihnen das Lachen regelrecht aus dem Gesicht gewischt haben musste.
    Dieser Sommer war das Ende der Unschuld, dachte Sam. Tränen formten sich in seinen Augenwinkeln. Bloß nicht losheulen, sonst glauben womöglich noch alle, ich bin ein sentimentaler Waschlappen. 
    Eine laute Stimme ertönte hinter Sam vom Empfangskomitee her.
    »Lasst

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