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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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in diesem Moment zwischen uns entsprungen ist.
    Und diese Schwäche hat mich bei der Bestie alles gekostet.
    Nein. Es hätte niemals etwas zwischen uns geben können. Ich habe die Chance bekommen, die Waagschalen der Gerechtigkeit auszugleichen – nur ein klein wenig –, und das war alles. So schön es war, jemanden zu haben, der mich in einem schmeichelhaften Licht sah, war ich seiner wahren Beachtung doch niemals würdig. Und jetzt, jetzt wird er wissen, dass die Person, die er sah, wenn er mich anschaute, nicht real war.
    Als trachte ein kleiner Teil von mir danach, mein Temperament abzukühlen, tragen meine Füße mich durch die dunklen Straßen der Stadt auf den Fluss zu. Ich stürme an den eleganten Häusern aus Stein und Holz vorbei, vorbei an dem Marktplatz, dorthin, wo die Straßen enger sind und die Häuser sich wie betrunkene Soldaten aneinanderlehnen. Hier ist in den Straßen mehr los, da der Abschaum der Stadt im Schutz der Nacht seinen Geschäften nachgeht. Kleine Banden von Bettlern, die die Beute des Tages teilen; trunkene Soldaten, die dem Nachtwächter ausweichen; Diebe, die in den Schatten lauern und darauf warten, Vorteil aus jenen zu ziehen, die zu schwach oder zu betrunken sind, um die lautlose Entfernung ihrer Wertgegenstände zu bemerken.
    Die Wirte in den Tavernen hier haben alle Hände voll zu tun und Stimmen quellen hinaus auf die Straßen. In diesem Teil der Stadt herrscht eine wilde, hektische Energie, die perfekt zu meiner Stimmung passt. Ich hebe den Kopf und messe mich mit all den Gaunern, die im Schatten lauern, halte ihrer Geschicklichkeit meine entgegen. Ich verlangsame sogar meine Schritte, sodass ich zögerlich und furchtsam wirke – aber es zieht niemanden an. Vielleicht können jene, die anderen auflauern, meinen Wunsch spüren, sie zu ergreifen.
    Frustriert gehe ich bis ganz hinunter zum Fluss, wo der schlimmste Abschaum der Stadt herumstreicht. Als ich auf der Brücke stehe und in das dunkle Wasser schaue, erhebt sich die Wahrheit, vor der ich tagelang davongelaufen bin, wie ein verfaulter Baumstamm vom Grund eines Teichs. Es waren nicht nur die gute Meinung und der Respekt des Ritters, nach denen ich mich gesehnt habe, sondern seine Zuneigung. Das eingeschrumpfte, verhärtete Stück Knorpel, das sich dort befindet, wo früher mein Herz war, hat es geschafft, sich in ihn zu verlieben.
    Der Schmerz und die Demütigung sind wie eine Faust in meinen Eingeweiden. Ich umfasse das steinerne Geländer der Brücke und starre auf den Fluss hinab. Wie tief ist er, frage ich mich. Ich kann schwimmen, aber mein Gewand und mein Umhang sind schwer und würden mich im Handumdrehen auf den Grund ziehen.
    »Gnädiges Fräulein.«
    Verärgert über die Störung reiße ich den Kopf hoch.
    Ein betrunkener Soldat kommt auf mich zugeschlendert. Hier ist die Erlösung, nach der ich suche. Er ist ein hartgesichtiger Bursche, ein Söldner, denke ich, denn sein Wams ist aus gegerbtem Leder, und weder sein Umhang noch seine Fibel zeigen irgendwelche Insignien. Er ist weinselig genug, um freundlich zu sein, aber nicht so sehr, dass er davon geschwächt wäre. Ich drehe mich zu ihm um.
    »Hat das gnädige Fräulein sich verirrt?«, fragt er. »Denn dies ist kein Stadtteil, in dem eine so schöne Frau wie Ihr allein umherwandern sollte.«
    »Denkt Ihr, ich sei nicht sicher?«
    »Ich denke, Euch droht ernste Gefahr, gnädiges Fräulein. Es gibt alle möglichen Rüpel und Schurken, die gern ein Abenteuer mit Euch hätten.«
    »Aber nicht Ihr.«
    Da lächelt er, ein wölfisches Grinsen. »Ich habe nur Euer Vergnügen im Sinn.«
    »Tatsächlich?« Zuerst bin ich mir nicht sicher, ob ich mit ihm kämpfen oder ihn in mein Bett holen will, aber als er seine große, behandschuhte Hand auf meinen Arm legt, um mich an sich zu ziehen, und ich seinen sauren Weinatem rieche, wird mir klar, dass es nicht seine Lust ist, nach der ich hungere, sondern sein Blut. Ich will meinen Zorn und meinen Verrat in seinen dicken, fleischigen Hals stopfen und beobachten, wie das Blut in einer rot glühenden Fontäne auf mich spritzt.
    Ich könnte es sogar eine Opfergabe an Mortain nennen. Oder an die Dunkle Matrona. Welcher Gott auch immer auf meine Gebete hört und mich aus diesem Albtraum befreit, in dem ich lebe.
    Er beugt sich vor, um mich zu küssen, stößt aber einen überraschten Aufschrei aus, als er stattdessen beinahe die Spitze meines Messers küsst. Er verharrt und beobachtet mich vorsichtig. Ich spüre seinen Puls,

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