DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
geworden ist?« Meine Kehle schnürt sich zu, als weigere mein Körper sich, die Worte zu äußern, die er all diese Zeit bewacht und verschlossen gehalten hat. Das Wissen, das ich besitze, wird außerdem Fragen aufwerfen, Fragen, die ich lieber nicht vor der Bestie beantworten will. Aber ich kann meine Geheimnisse nicht hüten, wenn der Preis die junge Frau vor mir ist.
»D’Albret ist nicht nur skrupellos in der Schlacht und unbarmherzig, wenn er siegt. Er ist ein wahres Ungeheuer.« Ich muss tief in mich hineinhorchen für die nächsten Worte, denn sie sind weit unterhalb der Oberfläche täglicher Gedanken vergraben. Ja, einige der Erinnerungen bleiben sogar vor mir selbst verschlossen. »D’Albret hat alle sechs seiner bisherigen Ehefrauen ermordet. Gewiss würdet ihr eure eigene Herzogin nicht zu einem solchen Schicksal verurteilen.«
In dem langen Moment des Schweigens, der folgt, läuft der Schock über das, was ich gerade getan habe, durch meinen Körper. Mir ist heiß, dann kalt, dann wieder heiß. Fast glaube ich, dass d’Albret weiß, was ich gesagt habe, und ich muss mir ins Gedächtnis rufen, dass er zwanzig Stundenritte entfernt ist.
Der grimmige Ausdruck auf Duvals Gesicht sagt mir, dass zumindest er mir glaubt. Aber nicht die anderen. Ihre Gesichter sind voller Zweifel. Kanzler Montauban ergreift das Wort. »Es könnte sein, dass seine Taten falsch interpretiert oder falsch verstanden wurden und dies lediglich die verärgerten Gerüchte sind, die jene in die Welt gesetzt haben, die eine Niederlage unter d’Albrets Händen erfahren haben.«
Als ich antworte, ist meine Stimme kälter als die winterliche See. »Ich bin eine ausgebildete Meuchelmörderin, gnädiger Herr Kanzler. Kein zimperliches Mädchen, das zu zittern anfängt, wenn von Krieg die Rede ist.« Ich ziehe es in Erwägung, sie die Bestie fragen zu lassen, denn de Waroch wird die Wahrheit meiner Worte bestätigen, so viel ist sicher. Ich riskiere einen Blick in seine Richtung und sehe, dass er auf seine geballten Fäuste hinabstarrt.
»Ich glaube, dass das, was sie sagt, wahr ist«, erklärt er schließlich. »Der Graf will der Herzogin zweifellos schweren persönlichen Schaden zufügen – wenn nicht sofort, dann kurz nach ihrer Vermählung.«
Dunois erhebt sich und beginnt auf und ab zu gehen. »Es fällt mir schwer, solch abscheuliche Anklagen gegen einen Mann zu glauben, der mir Rückendeckung gegeben und tapfer an meiner Seite gekämpft hat. Er hat immer mit Ehre gekämpft.«
Chalon nickt zustimmend. »Die Taten, derer Ihr ihn bezichtigt, widerstreben dem Kodex der Ehre und der Ritterlichkeit, den wir hochhalten.«
»Den Ihr hochhaltet, nicht d’Albret«, stelle ich fest. »Außerdem, seid Ihr wirklich so fest von seiner Ehre im Führen einer Schlacht überzeugt? Habt Ihr Euch nie gefragt, warum er und seine Truppen bei der Schlacht von Saint-Aubin-du-Cormier zu spät gekommen sind? Denn das war kein Missgeschick, das versichere ich Euch.«
»Ich wusste es!«, murmelt Duval leise. Die Herzogin beugt sich vor und legt ihre kleine Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen. Oder vielleicht hält sie sich an ihm fest. Ich bin mir nicht sicher.
Aber es ist der Bischof, den ich mit meinen Anklagen am meisten beleidigt habe. »Wenn dies wahr ist, warum haben wir nicht davon gehört? Warum sollten wir Euch glauben? Habt Ihr irgendeinen Beweis? Im Namen Christi, Mädchen, sein Bruder ist ein Kardinal!«
Ich schaue kurz zu der Äbtissin hinüber. »Ich habe lange in seinem Haushalt gelebt und kenne die Natur des Mannes viel zu gut.«
Der Bischof lässt nicht locker. »Warum habt Ihr dann nicht eher gesprochen?«
Eine Welle der Hilflosigkeit schlägt über mir zusammen, ich fühle, wie vergeblich mein Bemühen war, aber bevor ich eine neue Runde von Argumenten vorbringen kann, erklingt die kühle Stimme der Äbtissin voller Anmut im Raum. »Meine Herren, ihr dürft sicher sein, dass Demoiselle Sybella die Wahrheit gesprochen hat.«
Ich bin sowohl überrascht als auch dankbar für diese unerwartete Verteidigung. Gerade als sich Erleichterung in mir auszubreiten beginnt, richtet sie erneut das Wort an sie alle.
»Sybella ist d’Albrets Tochter und weiß, wovon sie spricht.«
Siebenundzwanzig
I CH BIN SO BENOMMEN , dass ich kaum atmen kann. Ich könnte nicht überraschter – oder erschütterter – sein, wenn die Äbtissin die Hand ausgestreckt und mir die Haut abgezogen hätte.
Ich würde mich garantiert genauso nackt und
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