DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
der in seiner Kehle schlägt, kann die Arterie von dem Blut, das durch sie hindurchfließt, pulsieren sehen. Langsam kommt ihm mein Messer näher. Ich fühle mich versucht – so sehr versucht –, aber er hat nichts falsch gemacht und trägt kein Mal. Er ist weder gewaltsam in unser Land eingedrungen, noch dient er d’Albret. Er hat noch nicht einmal versucht, einer Unschuldigen etwas zuleide zu tun, denn ich bin keine Unschuldige. Bei all den Grenzen, die ich in meinem Leben bereit war zu überqueren, dies ist keine von ihnen.
Gerade als die Spitze meines Messers die empfindliche Haut an seiner Kehle berührt, erklingt ein Schrei. Zuerst denke ich, jemand hat mich gesehen und eine Warnung gerufen, aber dem Schrei folgt das Geräusch von Schlägen. Mein Herzschlag beschleunigt sich bei dem Gedanken an einen echten Kampf, und ich gebe mich damit zufrieden, einfach das Kinn des Burschen vor mir anzuritzen.
Ein fetter, roter Blutstropfen quillt heraus, dann fällt er auf die schmutzigen Pflastersteine zu unseren Füßen. »Verschwinde von hier«, sage ich zu ihm.
Zorn blitzt in seinen Augen auf, und für einen Moment denke ich, dass er nach seinem Schwert greifen wird. »Seid vorsichtig mit den Spielchen, die Ihr spielt, gnädiges Fräulein«, erwidert er. »Nicht alle werden so nachsichtig sein wie ich.«
Ich sage nichts. Als er sich umdreht und zurück in die Richtung geht, aus der er gekommen ist, eile ich auf den Schrei zu.
Er ist von flussabwärts her gekommen, aus der Nähe einer der Steinbrücken. Als ich näher komme, erreichen die Geräusche eines Kampfes meine Ohren, und ich umfasse mein Messer fester. Im Schatten der steinernen Brückenpfeiler kämpfen zwei Soldaten mit einem Mann und einer Frau. Über den schmalen, geschwollenen Mund des Mannes zieht sich ein Schnitt und seine lange, schmale Nase ist blutig. Die Frau wird rückwärts gegen die Brücke getrieben und einer der Soldaten öffnet seine Hose.
Ich brauche nur eine Sekunde, um zu erkennen, dass die Opfer Köhler sind, was meinen Zorn nur noch anfacht. Ich schleiche mich auf leisen Sohlen heran. Etwas kommt mir bekannt vor an den beiden Soldaten, und als der, der den Mann festhält, sich umdreht, um seinen Freund zu beobachten, durchfährt mich ein Blitz des Wiedererkennens. Es ist Berthelot der Mönch, so genannt, weil er niemals eine Frau anrührt. Was bedeutet, dass der zweite Mann Gallmau der Wolf sein muss, so benannt, weil er sie nicht in Ruhe lassen kann. Beide sind d’Albrets Männer, und ich spüre in meinen Knochen, dass es kein Zufall ist, dass ich sie gefunden habe.
Das Töten von zwei Männern d’Albrets wird viel dazu beitragen, den Schmerz meines brechenden Herzens zu lindern.
Gallmau gafft die Frau immer noch lüstern an und nimmt sich Zeit, also beschließe ich, zuerst Berthelot anzugreifen. Ich halte mich im Schatten und umrunde den Brückenpfeiler, bis ich hinter dem Mönch bin. Es wird heikel werden, ihm die Kehle durchzuschneiden, während er den Köhler hält, aber der kann sich das Blut zur Not mit einem Sprung in den Fluss abwaschen.
Schneller als eine angreifende Schlange trete ich vor, packe den Mann an den Haaren und reiße seinen Kopf zurück, dann fahre ich ihm mit meinem Messer über die Kehle und schneide seine Stimmbänder ebenso durch wie die Hauptarterien. Als Berthelot zu Boden fällt, taumelt der Köhler rückwärts und schafft es, seine Arme gerade rechtzeitig freizubekommen, sodass er nicht ebenfalls zu Boden geht. Ich spüre seinen Blick auf mir, spüre den Moment, in dem er mich erkennt, aber ich bin wie gebannt von dem Mal Mortains, das ich auf Berthelots Stirn sehe. Ich lächele und wende mich zu Gallmau um, der so vertieft ist in seine lustvollen Aktivitäten, dass er keine Ahnung hat, dass der Tod nach ihm greift. Als ich nahe genug bin, um ihn zu umarmen, schaut die Frau über seine Schulter und sieht mich, und ihre Augen weiten sich. Ich halte den Finger an die Lippen, dann stoße ich mein Messer in Gallmaus Nacken. Es ist nicht gerade das beste Messer für diese Art von Aufgabe. Ein dünneres Messer würde leichter zwischen seine Halswirbel schlüpfen, aber ich kann dafür sorgen, dass es klappt. Und verhindern, dass das Blut das Kleid des Mädchens ruiniert.
Ich rechne es der jungen Frau hoch an, dass sie ihre Schreie unterdrückt, als Gallmau in ihren Armen zusammenbricht. Dann stößt sie ihn weg, sodass er auf den Boden fällt. Ich spähe nach unten und bin glücklicher, als ich sagen
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