DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
weitersprechen können. Noch einmal vielen Dank für den großen Dienst, den Ihr uns erwiesen habt.«
Ich stehe auf und mache einen Knicks. »Es war mir eine Ehre, Euer Hoheit.« Und zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass die Worte wahr sind. Ich koste es aus, dass ich ihr mit etwas anderem als weiteren Morden dienlich sein konnte. Selbst wenn dieses Etwas mich jetzt mit heißen, zornigen Augen anstarrt.
Nachdem die Versammlung vertagt wurde, folge ich der Äbtissin hinaus in den Flur, die Zähne fest zusammengebissen. Als wir außer Hörweite der anderen sind, überrasche ich uns beide, indem ich die Hand ausstrecke und sie am Arm festhalte. Sie bleibt sofort stehen und sieht auf meine Finger hinab, die auf ihrem Ärmel liegen. Obwohl mein Herz angesichts meiner eigenen Kühnheit hämmert, warte ich einen Moment, bevor ich die Hand wegnehme. Als ich es tue, hebt die Äbtissin den Blick ihrer kühlen, blauen Augen zu meinem Gesicht und zieht die Brauen hoch.
»Warum?«, frage ich. »Warum habt Ihr ihnen gesagt, wer ich bin?«
Sie runzelt leicht die Stirn. »Damit sie wussten, dass sie dir glauben konnten.«
Ich mustere sie eingehend. Ist es so simpel? Hat sie nur versucht, meine Behauptung zu unterstützen? »Auch wenn es stimmt, dass die Kenntnis meiner Abstammung ihre Zweifel verscheucht hat, kann ich nicht umhin zu denken, dass Ihr meine Behauptungen einfach hättet bestätigen können, ohne meine wahre Identität zu offenbaren.« Ohne zu offenbaren, dass ich aus einer Familie stamme, die für ihre Grausamkeit und Verderbtheit berühmt ist – ganz zu schweigen davon, dass ich gerade eben dieselbe Familie verraten habe, denn das ist es, was viele in meinen Taten sehen werden.
Sie macht eine ungeduldige Handbewegung. »Es spielt keine Rolle, dass sie es wissen. In der Tat, es ist gut, wenn sie begreifen, welch mächtige Werkzeuge das Kloster zu seiner Verfügung hat und wie weit sein Arm reicht.« Sie nickt knapp, dann entfernt sie sich aus dem Flur, und ich bleibe dort stehen, ein Lamm, das geopfert wird, um die Erhabenheit des Klosters zu demonstrieren.
Ohne nachzudenken, gehe ich auf die Burgtore zu. Ich verspüre nicht den Drang, mich in mein Gemach zurückzuziehen und darauf zu warten, dass Ismae mich aufsucht, mit einem gekränkten und verwirrten Ausdruck in den Augen.
Die kühle Nachtluft trägt wenig dazu bei, meinen Zorn zu besänftigen. Mein ganzer Körper juckt vor Wut, als wolle er aus meiner Haut platzen. Ich tue das Einzige, was mir einfällt, und setze mich in Bewegung. Weg von dem Palast, weg von der Äbtissin, weg von de Waroch, dem ich wie eine Verräterin vorkommen muss. Selbst mit meinem Talent, alles zugrunde zu richten, bin ich erstaunt über die Geschwindigkeit, mit der ich diese aufkeimende Freundschaft zerstört habe.
Er weiß es. Er weiß, dass ich die Tochter des Mannes bin, der seine geliebte Schwester getötet hat. Er weiß, dass ich kaum den Mund geöffnet habe, ohne ihn zu belügen. Wahrscheinlich geht er jetzt gerade in Gedanken jede Frage durch, die er je gestellt hat, und erinnert sich an all die Lügen, die ich ihm aufgetischt habe.
Er weiß, dass ich in derselben dunklen Atmosphäre erzogen wurde, aus der er seine Schwester erlösen wollte. Es wäre einfacher gewesen, wenn man mich als Hure gebrandmarkt oder als Leprakranke verstoßen hätte.
Der Atem stockt mir in der Kehle und ich presse die Handballen gegen die Augen. Es fühlt sich so an, als hätte ich eins der wenigen Dinge ruiniert, die jemals wirklich gezählt haben.
Zuerst war ich einfach nicht bereit, irgendjemandem einzugestehen – erst recht nicht einem Gefangenen, den d’Albret so schlecht behandelt hatte –, dass ich eine d’Albret war. Später dann, als ich von seiner Verbindung zu meiner Familie erfuhr, hätte nichts auf Erden mich dazu veranlassen können, ihm die Wahrheit über meine Identität zu sagen.
Aber was hätte ich ihm denn anderes erzählen können als Lügen? Als er das erste Mal gefragt hat, waren wir nur eine halbe Wegstrecke von Nantes entfernt und hatten keinen Grund, einander zu vertrauen. Wie hätte ich ihn dann in Sicherheit bringen können?
Meine einzige wahre Chance kam auf Guions Hof, als de Waroch mich bat, ihm von seiner Schwester zu erzählen. Aber obwohl ich stark genug bin, kaltblütig einen Mann zu töten, Julians gefährliche Spielchen mitzuspielen und gegen die Äbtissin zu rebellieren, war ich nicht stark genug, dieses mysteriöse, zarte Etwas zu töten, das
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