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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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letzten Spinnweben des Schlafes aus meinem Geist gewischt, und ich zerbreche mir darüber den Kopf, was die Herzogin von mir wünscht. Wird sie mich von ihrem Hof verbannen, jetzt, da sie von meiner Herkunft weiß? Oder wird sie versuchen, mir mehr von meinen Geheimnissen zu entlocken?
    Und wenn ja, was werde ich ihr sagen? Denn sie hat mehr als jeder andere das Recht, alles über die Taten ihres verräterischsten Untertans und die Natur dieses Mannes zu erfahren, von dem einige wollen, dass sie ihn heiratet.
    Was immer sie wünscht, im Wintergarten werden höchstwahrscheinlich nur sie und ihre Hofdamen anwesend sein, also brauche ich mich der Bestie nicht jetzt schon zu stellen. Ismae war überaus versöhnlich, aber meine Familie hat ihr oder jenen, die sie liebt, in keiner Weise Schaden zugefügt. Der Verrat an der Bestie ist jedoch etwas ganz anderes als nicht geteilte Geheimnisse einer Jugendfreundschaft.
    Als das Dienstmädchen eintrifft, habe ich mich bereits mit dem Wasser gewaschen, das noch im Krug war, und die Kälte des Wassers hat mir geholfen, einen klaren Kopf zu bekommen. Ich schlüpfe in das zweite der Gewänder, die Ismae mir geliehen hat, ein schlichtes, schwarzes Seidengewand mit strengem Schnitt. Ich gürte mir mein schweres Kruzifix aus Granat und Gold an seiner dicken Kette um die Taille und fühle mich bereit. Zumindest so bereit, wie ich es irgend sein kann.
    Das Mädchen führt mich persönlich zum Wintergarten der Herzogin, der zwei Stockwerke unter meinem Gemach liegt. Sie murmelt dem diensthabenden Wachposten meinen Namen zu, worauf der Mann nickt, die Tür öffnet und mich ankündigt.
    »Kommt herein!«, erklingt die junge Stimme der Herzogin. Vorsichtig trete ich in den Raum und blinzele in all dem goldenen Sonnenlicht, das durch die längs unterteilten Fenster scheint.
    Die Herzogin sitzt umgeben von drei Hofdamen an einem Sofa. Während sie mich verstohlen mustern, kann ich nicht umhin, mich zu fragen, ob die Neuigkeit über meine Herkunft an ihre zarten Ohren gedrungen ist. Oder behandelt der Rat diese Tatsache als ein Geheimnis, das es zu hüten gilt?
    Ein junges Mädchen, nicht älter als zehn Jahre, liegt auf dem Sofa, und es wirkt zerbrechlich und ausgezehrt.
    »Fräulein Sybella!« Die Herzogin winkt mich heran. Ich trete weiter in den Raum hinein, erfreut, dass sie nicht meinen Nachnamen benutzt hat. Während ich einen tiefen Knicks mache, tröste ich mich mit dem Gedanken, dass sie mich höchstwahrscheinlich nicht hierhergerufen hat, um mich vor ihrer jüngeren Schwester zu tadeln.
    »Kommt. Setzt Euch zu uns.« Sie klopft auf den freien Stuhl zwischen ihr und dem Sofa, und ich begreife, dass dies eine Einladung ist, eine öffentliche Respektsbezeugung. Diese große Freundlichkeit, die sie mir erweist, macht mich demütig.
    »Aber natürlich, Euer Hoheit.«
    Ich ignoriere die Blicke ihrer Damen und gehe zu dem Stuhl, auf den die Herzogin zeigt. Als ich mich setze, schenkt die Herzogin mir ein weiteres Lächeln. »Ich habe daran gedacht, Euch einzuladen, mit uns zu sticken, dann ist mir eingefallen, dass Ihr wahrscheinlich nicht daran gedacht habt, Eure Stickseide einzupacken, als Ihr Nantes verlassen habt.«
    Ich lächele über ihren sanften Scherz. »Nein, Euer Hoheit. Daran habe ich in der Tat nicht gedacht.«
    Eine der Hofdamen beugt sich vor, eine steile Falte zwischen den Brauen. »Wie hat Euch Nantes gefallen, gnädiges Fräulein?«
    Die Herzogin sieht ihre Hofdame an und schüttelt den Kopf mit einem Blick in Richtung des kleinen Mädchens. Die Frau nickt verständnisvoll.
    »Die Stadt ist so prächtig wie eh und je, ein wahres Aushängeschild des Hauses Montfort«, antworte ich, und die Herzogin entspannt sich ein wenig.
    »Demoiselle, ich glaube nicht, dass Ihr meine Schwester bereits kennengelernt habt. Isabeau, Liebes, dies ist Demoiselle Sybella, eine große Verbündete von uns.«
    Bei ihren Worten steigt mir die Röte in die Wangen – mir, die niemals errötet –, und ich drehe mich um, um ihre Schwester geziemend zu begrüßen. Die Haut des Kindes sieht beinahe durchscheinend aus und ihre großen Augen spähen aus ihrem bleichen, hageren Gesicht. Und ihr Herz – ach, ihr Herz schlägt langsam und schwach, als könne es jeden Moment aufgeben. Sie erinnert mich ganz und gar an meine jüngere Schwester Louise, die ebenfalls mit einer schwachen Konstitution kämpft. Einmal mehr bin ich dankbar, dass meine beiden Schwestern in einem der entlegensten Besitztümer

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