DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
sagt; ich bin viel zu beschäftigt damit, dieses Labsal des Vertrauens, das sie mir geschenkt hat, in mich aufzunehmen.
Die große Halle in Rennes ist kleiner als die in Nantes, doch genauso opulent. Die reich geschnitzte Vertäfelung ist überladen mit dicken, leuchtenden Wandteppichen und der Raum ist erhellt vom Schein von Dutzenden von Kerzen. Ein Duftgemisch aus Rosen, Pfefferwurz, Nelken und Amber hängt schwer in der Luft und ich spüre das Schlagen von einem Dutzend Herzen. Es ist im doppelten Wortsinn ein Angriff auf meine Sinne. Schlimmer noch, alle im Raum sind bester Laune, und das überschwängliche Benehmen der Gäste verursacht mir Unbehagen. Es ist unklug von ihnen, so überaus glücklich zu sein, denn so verspüren die Götter das Bedürfnis, uns zu demütigen.
Als Erstes halte ich Ausschau nach der Bestie, aber der hässliche Tölpel ist nicht hier. Mein ganzer Körper sackt vor Erleichterung in sich zusammen, denn ich habe mich nicht auf den Abend gefreut, um ihn damit zu verbringen, seinen Zorn zu ignorieren. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir ziemlich sicher bin, dass sein fortgesetzter Groll mir Hautjucken bescheren würde.
Der Rest des Rates ist jedoch hier. Die Äbtissin und der Bischof stecken die Köpfe zusammen und tuscheln miteinander. Als hätte sie meinen Blick gespürt, schaut die Äbtissin auf und nickt mir kühl zu. Ich mache einen Knicks, gehe aber nicht zu ihr hinüber.
Der ernste Hauptmann Dunois ist in ein Gespräch mit dem Kanzler vertieft und seine buschigen, zusammengezogenen Brauen lassen ihn noch mehr wie einen Bären aussehen. Da ich seine Reaktion auf mich jetzt, da er weiß, wer ich bin, prüfen will, schlendere ich näher heran.
Als er mich sieht, begrüßt er mich mit einem geistesabwesenden Nicken. Oder vielleicht ist es eine kühle Begrüßung wie die der Äbtissin, eine Art, mich zu entmutigen, damit ich nicht näher komme. Ich kenne ihn nicht gut genug, um das zu wissen. Obwohl ich Kanzler Montauban keinen Deut besser kenne, ist die Abneigung in seinem Blick über jeden Zweifel erhaben. Er macht keine Anstalten, sie zu verbergen.
Als ich mich von ihnen abwende, sehe ich eine kleine, gebeugte Gestalt gleich hinter der Tür. Es ist Yannic, den die Bestie zweifellos ausgeschickt hat, um mich auszuspionieren.
Zornig drehe ich mich um und suche die Halle ab, halte Ausschau nach irgendjemandem, an den ich mich hängen kann, um zu beweisen, dass ich seinetwegen nicht Trübsal blase. Ich bin keineswegs der Paria, den er zweifellos in mir sehen möchte.
Jean de Chalon, der Cousin der Herzogin, ist nur wenige Schritte von mir entfernt. Als unsere Blicke sich treffen, lächelt er, was mich ein wenig überrascht, da er bei unserer letzten Begegnung überaus distanziert und argwöhnisch wirkte. Aber er ist attraktiv und trägt einen Titel und wird für Yannic eine gute Geschichte abgeben, die er seinem Herrn übermitteln kann. Ich lächele Chalon zu, ein Lächeln, das eher geheimnisvoll als strahlend ist, denn er ist kein Mann, den man mit simplen Ränken ködern kann.
Er kommt näher und verneigt sich. »Ihr wirkt einsam, Demoiselle.«
»Oh nein, nicht einsam, gnädiger Herr. Lediglich anspruchsvoll, was meine Gesellschaft betrifft.«
»Eine Dame ganz nach meinem eigenen Herzen also.« Er nimmt einen Kelch Wein von einem vorbeigehenden Pagen und reicht ihn mir. Als ich ihn entgegennehme, lasse ich meine Finger über seine streichen, und ich spüre, wie sein Puls interessiert aufflackert.
Ich bete, dass Yannic all dies beobachtet, denn wenn er es nicht tut, ist es zu viel der Mühe.
Chalon beäugt mich gierig und er ist kein unattraktiver Mann. Hochgewachsen, dezent muskulös und mit einer anmutigen Arroganz, die man von einem Prinzen erwartet. Aber als ich ihn ansehe, als ich mit ihm flirte, empfinde ich … nichts. Es ist grausam von mir, ihn auf diese Weise zu benutzen, denn ich habe kein Verlangen nach seiner Zuneigung, lediglich nach seiner Aufmerksamkeit, und das auch nur lange genug, um bei Yannic Eindruck zu schinden. Ich murmele noch einen Moment länger Idiotien, dann drehe ich mich um, um mich davon zu überzeugen, dass der kleine Knappe der Bestie zusieht. Doch er ist fort, und endlich kann ich dieses Spiel zum Abschluss bringen, denn Chalon ist zu glatt und zahm und eine viel zu hübsche Kreatur, um mein Interesse länger zu fesseln.
Das einzige andere Vergnügen, das der Abend mir bereitet, ist die Beobachtung der kleinen Isabeau und ihrer süßen,
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