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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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und dem Wahnsinn nah.
    Diese Erkenntnis – dass meine Seele Schaden genommen hatte, dass ich gebrochen war, als ich ihr das erste Mal begegnete, und ihr Mitgefühl verdient hätte statt ihres harten Urteils – erfüllt mich mit gerechtem Zorn, der mir vollkommen fremd ist. Ich hebe die Hand und klopfe an.
    »Herein«, ruft die Äbtissin.
    Ich recke das Kinn vor, setze ein spöttisches Lächeln auf und trete dann ein.
    Die Äbtissin nimmt einen Brief von einer Krähe ab, die gerade eingetroffen ist. Sie schaut nicht auf oder nimmt mich in irgendeiner anderen Weise zur Kenntnis. Es ist eine Taktik, die ich aus dem Kloster in Erinnerung habe, eine, die darauf abzielt, das Unbehagen des Besuchers zu vergrößern. Jedoch sind ihre armseligen Peinigungen nichts im Vergleich zu dem, was ich in den letzten Monaten durchgemacht habe, und mein spöttisches Lächeln wird zu einem Lächeln aufrichtiger Erheiterung.
    Statt geduldig – oder nervös – zu warten, gehe ich zu dem einzigen Fenster, das einen Blick auf den Innenhof bietet. Es interessiert mich nicht besonders, was dort unten vorgeht; ich will sie auf diese Weise lediglich wissen lassen, dass ihre Spielchen mich nicht einschüchtern. Ich schaue im rechten Augenblick über meine Schulter und sehe, dass ihre Augenbrauen verärgert zucken – nur ein einziges Mal –, während sie fortfährt, den Brief zu lesen. Da ich mein Ziel erreicht habe, wende ich mich wieder dem Fenster zu und schaue hinaus.
    Sekunden später höre ich ein ungeduldiges Rascheln von Papier, dann spricht die Äbtissin. »Sybella.«
    Langsam drehe ich mich zu ihr um, und das helle Licht, das aus dem Fenster hinter mir fällt, zwingt sie zu blinzeln. »Ja, ehrwürdige Mutter?«
    »Komm hier herüber, damit ich mir nicht den Hals verrenken muss, um mit dir zu sprechen.«
    »Aber natürlich.« Ich durchquere den Raum und trete vor sie hin, während sie die Krähe auf eine von zwei leeren Sitzstangen hinter ihrem Schreibtisch setzt.
    »Es ist gut, dass du deine Gedanken darauf gerichtet hast, die Herzogin zu beschützen. Das legt ein gutes Zeugnis von deiner Ausbildung ab.«
    Nicht von mir. Niemals von mir. Nur von der Ausbildung, für die sie und das Kloster verantwortlich sind.
    »Das ist auch der Grund, warum ich dich hierhergerufen habe. Ich möchte deinen nächsten Auftrag besprechen.«
    Mein Herz setzt einen Schlag aus. »Mir war gar nicht klar, dass ich diesen schon abgeschlossen habe.«
    Sie wendet sich von der Krähe ab, die sie versorgt hat, und sieht mir direkt in die Augen. »Du musst nach Nantes zurückkehren. In d’Albrets Haushalt.«
    Für einen Moment bin ich mir nicht sicher, ob ich sie richtig verstanden habe. Dann sage ich törichterweise das Erste, was mir einfällt. »Ihr scherzt.«
    Ihre Züge verkrampfen sich vor Ärger. »Ich scherze nicht. Wir müssen weitere Einzelheiten über d’Albrets Pläne erfahren und du bist für die Aufgabe am besten geeignet.«
    »Euch ist doch klar, dass meine Fähigkeit, mich als seine fügsame verlorene Tochter auszugeben, mit seinem Gefangenen verschwunden ist?«
    »Etwas, wozu du keinen Befehl hattest«, bemerkt sie.
    »Etwas, das ich nicht vermeiden konnte«, rufe ich ihr ins Gedächtnis, kaum imstande, mein Temperament zu bezähmen. »In jedem Fall wird d’Albret mich niemals wieder in seinen Haushalt aufnehmen. Und schon gar nicht in einer Position des Vertrauens, die mir ermöglicht, wichtige Informationen zu belauschen. Höchstwahrscheinlich wird er mich töten, sobald er mich sieht.« Und es würde kein schneller oder angenehmer Tod sein, dessen bin ich mir sicher.
    »Natürlich wirst du nicht als du selbst zurückkehren. Du hast bewiesen, dass du eine Meisterin der Verkleidungen bist. Wir werden dich als Dienerin ausstaffieren, was dir einen Vorwand liefern wird, an Türen herumzulungern.«
    Ich sehne mich danach, sie an ihren schmalen Schultern zu schütteln und dann in ihr kaltes, ruhiges Gesicht zu schlagen. »Habt Ihr nichts von dem gehört, was ich gesagt habe? D’Albret beobachtet alle und lässt seine Spione wiederum von anderen beobachten. Er hat über die Hälfte der Diener im Palast getötet, einfach weil er den Verdacht hatte, dass sie der Herzogin treu ergeben waren. Er würde niemals eine unbekannte Dienerin in seinen Haushalt lassen.«
    Die Äbtissin atmet scharf aus und ihre Nasenflügel beben. Dass sie so sichtlich verärgert ist, gibt mir Hoffnung, dass sie sich meine Worte zu Herzen nimmt.
    Sie schiebt die Hände in

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