DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
versucht herauszufinden, ob sie in Erfahrung bringen könnte, worin der Grund für die Abneigung der Äbtissin liegt, aber ohne Erfolg. Was immer der Grund ist, es ist nichts notiert, was darauf hinweisen könnte, sonst hätte Annith es gefunden.«
»Es steht wahrscheinlich in diesem verfluchten kleinen Buch, das sie immer bei sich trägt.«
»Es ist wahrscheinlich nicht einmal niedergeschrieben, nur irgendeine Abneigung, die mit nichts zu tun hat als ihren eigenen Vorurteilen.«
»Hast du etwas von Annith gehört? Gibt es irgendwelche Neuigkeiten von ihr oder Schwester Vereda?« Die Seherin des Klosters ist wirklich zu einem überaus grässlichen Zeitpunkt erkrankt, sodass nur eine widerstrebende, unerprobte Seherin übrig ist, die uns durch diese trügerischen Zeiten geleitet.
»Ja! Ich habe heute Morgen einen Brief von ihr bekommen.« Ismae tritt einen Schritt näher an mich heran und senkt die Stimme. »Sybella, sie plant, aus dem Kloster zu fliehen.«
»Zu fliehen?«, wiederhole ich, nicht sicher, ob ich richtig gehört habe. Die Annith, die ich kenne, hätte niemals etwas so Rebellisches in Erwägung gezogen. Aber viel bedenklicher ist, dass ich nicht glaube, dass sie allein außerhalb der Klostermauern sicher sein wird.
»Sie will fliehen.« Ismae nickt energisch. »Sie hat entschieden, dass sie lieber fortgehen will, als für den Rest ihres Lebens im Kloster eingesperrt zu sein.«
»Sie werden ihr folgen. Sie werden sie nicht einfach gehen lassen, nachdem sie so viel in ihre Ausbildung investiert haben. Außerdem, wen werden sie ihren Platz einnehmen lassen? Die nächstälteste Novizin ist die elfjährige Aveline.«
Ismae legt den Kopf schräg und erinnert mich in diesem Moment stark an Annith. »Mit all den Fähigkeiten, die sie ihr vermittelt haben, sollte sie in der Lage sein, ihnen mühelos aus dem Weg zu gehen. Denk daran, die meisten der Nonnen haben das Kloster seit Jahren nicht verlassen.«
»Stimmt. Aber wohin wird sie gehen? Und wer wird Mortains Wünsche sehen und sie uns übermitteln?«
Ismae öffnet den Mund, dann schließt sie ihn wieder. »Daran hatte ich nicht gedacht«, gibt sie zu. »Es ist möglich, dass sie sich zu uns hierher nach Rennes gesellen und am Hof der Herzogin Dienst tun wird.«
»Um der Äbtissin geradewegs in die Arme zu laufen?«
Ismae zieht die Brauen zusammen. »Ich wünschte, die ehrwürdige Mutter würde endlich ins Kloster zurückkehren. Ich bin es müde, unter ihrem kritischen Blick zu leben.«
»Du brauchst mir nicht zu sagen, wie anstrengend sie ist.«
Ismae lächelt, aber es ist wenig Heiterkeit in diesem Lächeln. »Nein, du hast recht. Also, komm, lass mich die Asche aus deinem Haar waschen, sonst wirst du die Bettwäsche ruinieren.«
Ich verbringe die beiden nächsten Nächte damit, mit Thabors Männern die Stadt abzusuchen und in jeder Ecke und jedem Winkel nachzuschauen, um jeden Einzelnen von d’Albrets Saboteuren zu finden. Insgesamt finde ich siebzehn und jeder wird jetzt von Kommandant Thabors Männern genau beobachtet und bewacht.
Meine nächtlichen Aktivitäten haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie mich von der Bestie und der Politik der Äbtissin fernhalten, denn ich muss tagsüber schlafen, um diese Aufgabe auszuführen, die so wichtig für die Sicherheit der Stadt und der Herzogin ist.
Es verschafft mir auch tiefe Befriedigung, als die Heldin der Mission angesehen zu werden – eine Rolle, mit der ich gänzlich unvertraut bin.
Am dritten Morgen wird meine Dreistigkeit gegenüber der Äbtissin mit einem Ruf in ihr Gemach, der viel zu früh kommt, entgolten. Ich stolpere mit trüben Augen und schwerem Kopf aus dem Bett und mache mich, so schnell ich kann, bereit.
Als ich gewaschen und angekleidet bin und sicher, dass jedes Haar an seinem Platz ist, mache ich mich auf den Weg zu ihrem Gemach. Draußen vor ihrer Tür halte ich inne, um tief durchzuatmen und mein Gewand glatt zu streichen. Ich rufe mir ins Gedächtnis, dass ich keine unerfahrene Novizin im Kloster bin, die wegen einer geringfügigen, unschuldigen Rebellion in ihr Büro gerufen wird.
Denn es waren unschuldige Rebellionen, das erkenne ich jetzt. Ich war aus meinem Heim gerissen – wie düster und bedrückend es auch war, es war der einzige Ort, den ich vierzehn Jahre lang gekannt hatte – und auf eine einsam gelegene, felsige Insel gebracht worden, von einem geheimnisvollen nächtlichen Ruderer, der Charon höchstpersönlich hätte sein können. Ich war außer mir
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