Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
Vom Netzwerk:
schlüpfen, ein dickes, stabiles Seil von einem Haken zu nehmen und es fest um meinen Hals zu knoten? War es Wahnsinn, der mich veranlasste, vom Heuschober zu springen, in der Hoffnung, meinem Leben ein Ende zu bereiten?
    Ich sage, es war Mut. Ich habe es damals gesagt und ich sage es jetzt. Ich hatte den Mut gefunden, die Welt zumindest von einem dunklen, verdorbenen d’Albret zu befreien, denn wenn ich meines Vaters Tochter war, dann war ich ein geradeso großer Gräuel wie er, und ich verdiente den Tod genau wie er. Wenn ich ihn nicht töten konnte, konnte ich die Welt zumindest von meiner eigenen besudelten Gegenwart befreien.
    Aber der Abstand zum Boden war nicht groß genug, um mir das Genick zu brechen, und während ich dort baumelte und mich fragte, wie lange es dauern würde zu sterben, fand die alte Kinderfrau mich und schnitt mich ab.
    ›Geh weg‹, sagte ich zu ihr. Sie konnte mich nicht aufhalten. Ich wusste, wo mehr Seil war, und ich würde bei meinem nächsten Versuch dafür sorgen, dass der Sturz tief genug wäre. Es gab nichts, was sie tun konnte, um mich aufzuhalten, oder zumindest dachte ich das. Bis sie sprach.
    ›Er ist nicht Euer Vater.‹ Bei ihren Worten wurde alles in mir ganz still und zum ersten Mal seit vielen Tagen hob sich der Schleier der Verzweiflung ein wenig.
    Dann erzählte sie mir von meiner Geburt, dass ich die letzte Chance meiner Mutter war, einen Sohn zu gebären. Ihr erstes Kind – eine Tochter – war eine Totgeburt. Aber meine Mutter hat d’Albret überlistet, denn während sie mich gebar, ging sie mit dem Tod, ihrem Geliebten, davon.
    Ich versuchte, ihnen zu folgen, und ich kam kalt und blau aus dem Mutterschoß, die Nabelschnur zweimal um den Hals gewickelt, aber der Tod wies mich zurück. Also rieb die alte Kinderfrau meine Glieder und blies mir in den Mund, um einen Lebensfunken zurück in meinen kalten, schlaffen Körper zu zwingen. Am Ende hat es funktioniert.«
    »Ist sie diejenige, die Euch in das Kloster des heiligen Mortain gebracht hat?«, fragt de Waroch. Irgendwie bin ich in seinen Armen gelandet, stehe mit dem Rücken an seine Brust gelehnt.
    »Ja«, sage ich. »Damals hat man mich in das Kloster geschickt. Zuerst war ich wild; ich mache den Nonnen keinen Vorwurf, dass sie verärgert über mich waren. Aber irgendwann wurde ich ruhiger und kam zu der Auffassung, dass ich dort eine sichere Zuflucht gefunden hatte. Dass ich eine Aufgabe hätte, einen Ort, an dem man meine dunklen Talente einer guten Verwendung zuführen konnte. Und zuerst war das auch so. Ich habe mehrere Kollaborateure getötet, bevor sie uns an die Franzosen verraten konnten. Doch dann …« Hier gerät meine Stimme ins Stocken, denn die Wahrheit ist, ich kann immer noch nicht glauben, dass es passiert ist. »Dann schickte mich die Äbtissin in den Haushalt d’Albrets zurück. Sie sagte, sein Tun – oder Lassen – hätte die Macht, den Ausgang des Krieges zu bestimmen, und ich müsse dort sein, um das Kloster über d’Albrets Absichten auf dem Laufenden zu halten.«
    Mein Ritter erwidert nichts, aber er zieht mich fester an sich, als wolle er mich alle Zeit beschützen. »Ich habe mit ihr gestritten. Ich habe mich gewehrt. Ich habe gebettelt und gefleht, aber ihr Geist und ihr Herz hatten sich entschieden. Und dann ließ sie den einen Köder vor mir baumeln, von dem sie wusste, dass ich nach ihm schnappen würde: Sie war davon überzeugt, dass Mortain den Grafen mit einem Mal versehen würde, sodass ich ihn töten könnte. Sie behauptete sogar, Schwester Vereda habe es gesehen. Deshalb bin ich gegangen, aber es stellte sich heraus, dass es nur eine ihrer Lügen war, die sie mir aufgetischt hatte.«
    »Wer war der Vater des Babys?«, fragt die Bestie.
    »Josse, der Sohn des Schmieds. Alyse hat versucht, uns zur Flucht zu verhelfen. Sie hat uns geholfen, zu planen und uns vorzubereiten, hat sich sogar die Ausreden ausgedacht, die sie vorbringen würde, wenn ich tagelang nicht auftauchte. Aber d’Albret hat es trotzdem herausgefunden.« Ich habe Josse nicht geliebt, aber ich habe die Freiheit geliebt, die er mir bot.
    Es war Julian, der uns an d’Albret verraten hat.
    »Sie haben Josse gejagt wie einen Hund auf der Straße und ihn dann mit einer Lanze durchstoßen. Mich haben sie in Fesseln zurückgeschleppt, weil ich so heftig gegen sie gekämpft habe.«
    Ich kann spüren, wie der Bestie der Zorn durch die Glieder strömt. Aber de Waroch sagt nichts. Ich konzentriere mich auf die

Weitere Kostenlose Bücher