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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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herum, um seinen Fall zu bremsen, damit er nicht zu Boden kracht. Obwohl er mich sowieso mit sich reißen würde.
    »Nein«, stöhnt er.
    Ich warte eine Minute, um sicher zu sein, dass er sich nicht selbst etwas vormacht, dann gehe ich zurück, nehme die Leinenstreifen und beginne, sie um seinen Leib zu wickeln. Selbst nachdem er für mehr als zwei Wochen eingesperrt war, ist er so massig wie ein Baumstamm.
    »Für eine Frau mit einer scharfen Zunge habt Ihr überraschend sanfte Hände«, bemerkt er.
    »Ich fürchte, Eure Verletzungen haben dazu geführt, dass Euer Gefühl abgestumpft ist, denn wenn ich auch vieles bin, so gehört sanft gewiss nicht dazu.«
    Er sagt nichts, sondern beobachtet mich, als versuche er, an meiner Haut und meinen Gliedern vorbei direkt in meine Seele zu spähen. Unter seiner Musterung werden meine Bewegungen unbeholfen. »Hier«, sage ich knapp. »Haltet das fest.« Ich drehe mich um und hole ein weiteres Stück Leinen.
    »Haben Eure Brüder häufig gebrochene Rippen gehabt?«, will er wissen.
    »Ein oder zwei Mal«, murmele ich und mache mich an dem zweiten Streifen zu schaffen. »Sie waren unbeholfene Burschen und sind ständig von ihren Pferden gefallen.« Ich sehe ihm nicht in die Augen, denn natürlich waren sie nicht unbeholfen. Pierres Rippen brachen, als er mit zwölf Jahren durch einen Lanzenhieb in einem Turnier von seinem Pferd gerissen wurde. Mein Vater trat ihn, bis er sich auf die Füße erhob und wieder auf sein Pferd stieg. Er hat viel mehr unter den Tritten meines Vaters gelitten als unter dem Sturz.
    Und Julian – ach, Julian. Seine Rippen brachen, als er versuchte, mich vor dem Zorn meines Vaters zu beschützen.
    »Was ist los?«, fragt die Bestie sanft.
    »Nichts«, sage ich und ziehe den Verband so fest, dass er protestierend ächzt. »Ich mache mir nur Sorgen darüber, wie wir Euch wieder aufs Pferd kriegen, falls Ihr herunterfallt.«
    Die Bestie sagt nichts mehr, bis der Gnom uns bedeutet, dass unser Abendessen fertig ist. Ich verknote den letzten Verband und reiche der Bestie eine Schale mit einer Art Brei, in dem etwas unappetitlich Aussehendes schwimmt. »Also«, sage ich, als ich meine eigene Schale entgegennehme. »Euer Mann kann weder Wunden versorgen, noch kann er auch nur Euer Gesicht richtig waschen, noch ist er ein Koch. Was genau ist er für Euch?«, frage ich.
    De Waroch ignoriert mich und schaufelt den Brei, so schnell er kann, in seinen Mund. Wenn sein Appetit in diesem Maße zurückgekehrt ist, ist es ein gutes Zeichen. Oder vielleicht hat er lediglich Angst, dass die Speise, wenn sie abkühlt, noch ungenießbarer sein wird. Das ist jedenfalls meine Angst.
    Als er fertig ist, stellt er die Schale beiseite und richtet seinen ruhigen Blick auf mich. »Yannic war früher mein Knappe. Als meine Schwester in d’Albrets Haushalt überwechselte, habe ich ihm befohlen, sie zu begleiten und mir regelmäßige Berichte über ihr Wohlergehen zu schicken.«
    Ich starre ihn an, dann drehe ich mich um, um Yannic anzusehen. Ich bin mir sicher, ihn nie in unserem Haushalt gesehen zu haben, obwohl das nicht so ungewöhnlich wäre. Mein Vater hat Hunderte von Dienern und Tausende von Vasallen und vielen von ihnen bin ich noch nicht begegnet. »Konnte er damals sprechen?« Ich fürchte, dass ich die Antwort bereits kenne.
    »Jawohl«, bestätigt die Bestie grimmig. »Und auch schreiben.«
    Ich schaue auf Yannics rechte Hand hinunter und sehe, dass die obere Hälfte eines jeden seiner drei mittleren Finger abgetrennt wurde, sodass er keine Feder mehr halten kann.
    Um niemandem von ihnen in die Augen sehen zu müssen, tue ich so, als sei ich damit beschäftigt, ein Stück Wurst aus meiner Schale zu angeln.
    Hat d’Albret sich dieser Verbindung zwischen seinem Gefangenen und dem Diener seiner sechsten Frau erinnert und sie benutzt, wie man Salz in eine Wunde reibt? Oder war Yannic der einzig verfügbare Diener, dem die Macht der Sprache fehlte und der so einen idealen Wärter abgab? Bei d’Albret konnte man nie sicher sein. »Bedeutet das, dass Yannic nichts dagegen hätte, wenn ich ihn bäte, die toten Soldaten in dem Karren zu stapeln und in Brand zu stecken? Es wäre besser, keine Spuren von unserem Aufenthalt hier zurückzulassen.«
    Die beiden Männer tauschen einen düsteren Blick, dann antwortet die Bestie. »Nein, es würde ihm nicht das Geringste ausmachen.«
    »Gut, denn wir sollten keine Gelegenheit verschwenden, unsere Verfolger weit von uns wegzulocken. Der

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