DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
verletzten Arm freier als zuvor. Ich knie mich neben ihn – um seine Wunde genauer zu inspizieren, sage ich mir. Aber selbst während ich den Handrücken an seine Stirn lege, schauen meine Augen suchend in seine und halten Ausschau nach etwas, das mich an Alyse erinnert. Ihre Wimpern waren nicht so dunkel oder so dicht, doch ihre Augen waren fast von dem gleichen hellen Blau. »Ihr habt immer noch Fieber«, sage ich ihm.
»Aber es ist nicht mehr so heftig.«
»Das ist wahr.« Als Nächstes untersuche ich seinen Arm. Die Röte und die Entzündung sind nur noch halb so schlimm. »Aber Eure anderen Verletzungen. Eure Rippen …«
»Ihr werdet meine Rippen fest verbinden, sodass sie ruhiggestellt sind. Ich kann mit nur einer Hand am Zügel reiten.«
Ich schaue hinauf in seine Augen, die von einem kalten Blau, aber überhaupt nicht kalt sind. »Und was ist mit Eurer Lanzenwunde?« Ich greife nach der Decke, damit ich sie mir ansehen kann.
Die Wunde ist immer noch rot, das Fleisch zerfetzt und geschwollen und eitrig. »Es wird teuflisch wehtun«, räumt er ein, »aber der Schmerz wird mich wach halten.«
Der Mann ist wahrhaft verrückt, besessen von Kampfeslust, selbst wenn es gar keine Schlacht gibt. »Alles, was ich über Blutvergiftung weiß, besagt, dass der Patient ruhen muss, um stark genug zu sein, gegen die Entzündung zu kämpfen.«
»Legt einen weiteren Rindenwickel darauf«, erwidert er, als würde das seinen Plan vernünftiger machen.
»Das habe ich vor«, entgegne ich, verärgert darüber, dass der Mensch, für dessen Rettung ich so viel riskiert habe, mich jetzt herumkommandiert, als sei ich eine Dienstmagd.
Er beugt sich zu mir vor und sagt eindringlich: »Ihr wisst, dass ich recht habe. Wir werden in einem Karren nur im Schneckentempo vorankommen und ein leichtes Ziel für jeden Verfolger sein. Oder auch für x-beliebige Banditen und Gesetzlose.«
Und natürlich hat er recht. Ich schaue hinter mich zur Tür in den Innenhof, wo die drei Männer tot auf dem Boden liegen, und fröstele bei dem Gedanken, wie knapp wir der Entdeckung entgangen sind. »Also schön«, räume ich ein. D’Albret hat sein Netz ausgeworfen, und wenn wir nicht aufbrechen, wird er uns finden.
Die nächste Stunde verbringen wir damit, einen Plan zu schmieden. Wir werden eine weitere Nacht hier schlafen, dann reiten wir los, sobald es hell genug ist, um etwas sehen zu können. Ich mache ein weiteres kleines Feuer im Kamin und setze den Sud aus Kräutern und Rinde für einen neuen Umschlag zum Kochen auf. Als die Mixtur so weit abgekühlt ist, dass man sich gerade nicht mehr die Haut daran verbrennt, gebe ich Rindenmulch und Kräuter auf ein Leinentuch und wickele den Brei so schnell wie möglich ein, damit die Hitze nicht entweicht, wobei ich mir fast die Finger verbrenne.
Als ich mich von dem Kamin entferne, kommt der Wärter aus dem Hof herein, wo er sämtliche Waffen eingesammelt hat, die d’Albrets Männer bei sich getragen haben. Er legt sie neben die Bestie, dann geht er, um die Glut zusammenzuschieben, in einem Versuch, etwas für unsere leeren Bäuche zuzubereiten.
Die Bestie zischt, als ich ihr einen Wickel auf die Schulter lege. »Liegt still«, befehle ich ihm.
»Das tue ich«, stößt er mit zusammengebissenen Zähnen hervor, dann zischt er abermals, als ich den zweiten Wickel auf seine eiternde Beinverletzung lege.
Er funkelt mich an. »Ihr solltet das nicht so sehr genießen.«
Ich werfe ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ihr seid von Sinnen, wenn Ihr denkt, ich würde es genießen, in einem verlassenen Gutshaus gefangen zu sein mit einem Herkules und einem Gnom als meinen einzigen Gefährten.« Ich wende mich von ihm ab, um die Leinenstreifen einzusammeln, die ich aus den restlichen Hemden der Landsknechte gemacht habe, und begreife überrascht, dass ich dies tatsächlich genieße. Da sind keine Vipern, die sich um meine Füße schlängeln, oder Albträume, die in den Schatten lauern.
Als ich mich wieder zu ihm umdrehe, sorge ich dafür, dass sich keiner meiner Gedanken auf meinem Gesicht zeigt. »Könnt Ihr Euch aufrichten, damit ich Eure Rippen verbinden kann?« Wenn er sich nicht aufrichten kann, sollten wir das am besten jetzt wissen, damit wir unsere Pläne ändern können. Er grunzt ein Ja, und die Muskeln in seinem Unterleib kräuseln und dehnen sich wie Wellen, während er sich in eine sitzende Position hievt. Er schließt für einen Moment die Augen.
»Werdet Ihr wieder ohnmächtig?« Ich eile
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