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DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters

Titel: DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R.L. LaFevers
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meine Richtung, aber meine zielt bereits auf ihn, und mein Bolzen trifft ihn in der Brust, bevor er den seinen abschießen kann. Das Mädchen schreit abermals, als er zu Boden sackt und sie beinahe mit sich reißt. Der Mann aus dem Baum bewegt sich nicht, und aus der Scheune kommt kein Herzschlag, also muss die Bestie genauso gut gezielt haben wie ich. Nur um sicherzugehen, ziehe ich ein Messer, bevor ich zu dem Mädchen und dem gefallenen Landsknecht eile.
    De Waroch lenkt sein Pferd zu dem Müller. »Friede«, sagt er. »Wir werden Euch nichts antun. Wir wollten lediglich etwas Ärger vermeiden.«
    In die Erleichterung des Müllers mischt sich Wachsamkeit, und er beginnt zu reden, beteuert seine Unschuld und erzählt, wie diese Landsknechte, diese Banditen, an seiner Tür aufgetaucht sind und begonnen haben, zu prügeln und sie zu befragen. »Sie waren gerade in die Mühle gegangen, um all die Säcke mit Getreide aufzuschlitzen, als sie Euch haben kommen hören.«
    Es wäre, das gebe ich zu, ein guter Ort, um sich zu verstecken. Ich überlasse es der Bestie, sich mit dem erzürnten Mann zu beschäftigen, und drehe mich zu der Tochter um. Ihre Bluse ist zerrissen, und sie atmet schnell, zu schnell, als sei sie eine weite Strecke gelaufen, und ich kann spüren, dass ihr Herz hektisch in ihrer Brust schlägt wie ein kleiner, verängstigter Vogel. »Haben Sie dir etwas angetan?«, frage ich leise.
    Sie sieht mich an, ihre Augen wild von kaum im Zaum gehaltenem Entsetzen, dann schüttelt sie den Kopf.
    Aber ich weiß, dass es eine Lüge ist, auch wenn sie es noch nicht ahnt. Diese Männer haben für Monate – wahrscheinlich Jahre – ihr Gefühl von Sicherheit zerstört. Außerstande mich zu bezähmen, lege ich ihr die Hände auf die Schultern. »Es war nicht deine Schuld«, flüstere ich grimmig. »Du und dein Vater, ihr habt nichts getan, um dies zu verdienen, ihr wart nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Es ist keine Strafe Gottes noch seiner Heiligen – es sind lediglich brutale Banditen, die euch überfallen haben.«
    Etwas in ihren eingeschüchterten Augen bewegt sich leicht, und ich kann sehen, dass sie nach meinen Worten greift wie ein Ertrinkender nach einem Seil. Ich nicke ihr zu, dann drehe ich mich um, um meine Armbrustbolzen einzusammeln.
    Wir trödeln nicht lange. Zusammen hieven Yannic, der Müller und ich die drei Leichen auf ihre Pferde und nehmen diese Pferde mit uns, als wir aufbrechen.
    »Wir werden weiter nach Westen schwenken müssen, wenn wir d’Albrets Männern ausweichen wollen«, sage ich zu der Bestie, als wir davonreiten.
    Die Bestie nickt zustimmend und grinst dann. »Ich bin noch nie einer Dame begegnet, die ihre Arbeit so sehr genießt, wie ich meine genieße.«
    »Meine Arbeit?«
    »Das Töten. Meucheln und morden.«
    »Was wollt Ihr damit andeuten?«
    Er wirkt verwirrt über den Ärger in meiner Stimme. »Dass Ihr sehr gut seid in dem, was Ihr tut. Es war ein Kompliment, mehr nicht.«
    Natürlich, für ihn ist so etwas ein Kompliment. »Wie vielen Meuchelmörderinnen genau seid Ihr begegnet?«
    »Abgesehen von Euch? Nur Ismae. Und sie scheint ihre Aufgaben eher aus Pflichtgefühl heraus als aus wahrer Freude zu erfüllen, während Ihr mit einem Messer in der Hand zum Leben erwacht.«
    Höchst betroffen von seiner Einschätzung verstumme ich.
    Genieße ich das Töten? Ist es der Akt selbst, der mir Freude bringt? Oder verleiht es mir ein Hochgefühl, im Dienst einer höheren Macht zu stehen?
    Oder genieße ich es einfach, etwas zu haben, in dem ich herausragende Leistungen zeigen kann, da es wenig genug Fähigkeiten gibt, die ich ansonsten besitze?
    Doch wenn ich das Töten tatsächlich genieße, was ist dann der Unterschied zwischen mir und d’Albret?
    Es ist nur Mortain – Seine Leitung und Sein Segen, die uns trennen. Und das habe ich zurückgewiesen.
    Aber die Bestie tötet ebenfalls, effizient und sachkundig, und scheint nicht von der gleichen Düsternis umfangen zu sein, die d’Albret und ich ausstrahlen. Ich habe noch nie jemanden so freudig oder eifrig töten sehen und doch ist er leichten Herzens. »Wie seid Ihr dazu gekommen, Eurem Gott zu dienen?«, breche ich ein langes Schweigen.
    Die Bestie wird still, grimmig sogar. Gerade als ich zu dem Schluss gekommen bin, dass er nicht antworten wird, beginnt er zu sprechen. »Es heißt, wenn ein Mann eine Frau vergewaltigt, während die Kampfeslust noch in ihm ist, gehört jedes Kind, das daraus hervorgeht, dem heiligen

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