DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Camulos. Ich war ein solches Baby. Meine vornehme Mutter wurde von einem Soldaten angegriffen, während ihr Ehemann fort war, um gegen König Charles zu kämpfen.«
»Und doch hat sie Euch geliebt und wie jedes andere ihrer Kinder großgezogen?«, frage ich und verspüre Ehrfurcht vor ihrer Kraft zur Vergebung.
Die Bestie schnaubt. »Bei den Heiligen, nein! Sie hat zweimal versucht, mich zu ertränken, und einmal, mich zu ersticken, bevor ich ein Jahr alt war.« Er verstummt kurz. »Es war Alyse, die mich gerettet hat, für gewöhnlich, indem sie einfach genau im richtigen Moment hereingetrippelt kam.«
»Ihr könnt Euch an eine so weit zurückliegende Zeit erinnern?«
»Nein, meine gnädige Frau Mutter neigte dazu, es mir bei jeder Gelegenheit ins Gesicht zu schleudern. Sie hatte Angst, meine Gegenwart ihrem vornehmen Gemahl zu erklären, aber am Ende ist er nie zurückgekehrt – er wurde auf den Schlachtfeldern der Gascogne getötet, mit einer Lanze durchbohrt.
Inzwischen war ich fast zwei Jahre alt und die kleine Alyse hatte mich ins Herz geschlossen. Sie ist mir in jenen Jahren kaum von der Seite gewichen. Ich denke, sie hatte Angst vor dem, was geschehen würde, wenn sie mich verließe.« Er wird für einen langen Moment still, bevor er wieder spricht. »Ich verdanke Alyse mein Leben und ich habe ihr gegenüber versagt.«
Ich wage es, die Frage zu stellen, die mich verfolgt, seit ich erfahren habe, dass Alyse seine Schwester war. »Warum wollte Eure Mutter diese Heirat? Warum ausgerechnet d’Albret?«
»D’Albret hat auf die Heirat gedrängt, weil ein Teil von Alyses Mitgiftländereien an einen seiner geringeren Besitze grenzte, den er erweitern wollte. Und sie war jung und gesund und in der Lage, ihm viele Söhne zu gebären. Oder zumindest hat meine vornehme Mutter ihm das versprochen.«
Und so hat sie das Todesurteil ihrer Tochter besiegelt, als Alyse das Versprechen nicht einhalten konnte. Was für eine Frau verspricht so etwas?
»Ich wollte nicht, dass sie ihn heiratet«, sagt er leise. »Ich habe weder ihm getraut noch der Tatsache, dass Alyse fünf Ehefrauen vorangegangen waren. Aber unsere Mutter war geblendet von seinem Titel und seinem Wohlstand, und Alyse selbst war nur allzu bereit, unsere Mutter glücklich zu machen.« Seine Stimme versagt ihm, und das Schweigen, das folgt, ist so voller Kummer, dass ich mich nicht dazu überwinden kann, es zu brechen.
Also überlasse ich die Bestie ihren schmerzhaften Erinnerungen und richte meine Gedanken auf unsere Reisen. Wie weit westlich werden wir uns wenden müssen, um d’Albrets Männern auszuweichen? Und wann sollten wir die Pferde mit den toten Soldaten freilassen? Ich befürchte, wir sind dem Müller und seiner Tochter immer noch zu nahe, und ich möchte nicht, dass die Toten irgendwo in ihrer Nähe gefunden werden.
Obwohl wir ihn durch die Bäume nicht sehen können, nähern wir uns einem großen Bach, der, so wie es sich anhört, mit den jüngsten Regenfällen auf die Größe eines Flusses angeschwollen ist. Der Lärm des tosenden Wassers, das über die Felsen strömt, ist ohrenbetäubend, und ich muss schreien, damit die Bestie mich hört. »Wir müssen nach einer Furt suchen.«
Er nickt, und wir wenden unsere Pferde in Richtung des Baches; wir reiten durchs Dickicht, bis es sich schließlich lichtet und wir an das Ufer des Baches gelangen.
Wo Soldaten, die d’Albrets Farben tragen, ihre Pferde tränken.
Neunzehn
E S SIND INSGESAMT ZWÖLF Männer. Zwei knien am Bachufer und füllen ihre Wasserschläuche. Ein anderer tränkt die Pferde und ein vierter pinkelt an einen Baum. Das ist das Einzige, was uns bei einer solchen Überzahl rettet: dass die Hälfte der Männer abgesessen ist und dem Müßiggang frönt. Das und die schnellen Reflexe der Bestie.
Bevor ich meine Überraschung einigermaßen verdaut habe, zieht die Bestie das Schwert und stürmt in die erschrockene Gruppe von Männern, bevor sie reagieren können. Er zielt direkt auf die drei Reiter, die ihm am nächsten sind. Auf der Böschung bricht Hektik aus, als die Soldaten zu ihren Waffen eilen.
Als die Bestie ins Getümmel reitet, reagiert mein Körper ohne einen bewussten Gedanken. Ich lasse meine Zügel fallen und ziehe meine Messer von den Handgelenken. Das erste trifft einen der berittenen Soldaten, die mir am nächsten sind, in der Kehle. Mein zweites Messer trifft den nächsten berittenen Soldaten im Auge, sodass er rückwärts gerissen wird, gerade als sein Pferd
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