DARK TRIUMPH - Die Tochter des Verräters
Müller gewartet?«, frage ich. »Oder waren sie eine ganz andere Spähtruppe?«
»Eine andere Truppe, denke ich. Seht ihr?« Die Bestie deutet auf eine Reihe Hufabdrücke in dem schlammigen Ufer, wo die Männer gerade den Bach überquert haben. »Sie waren auf dem Rückweg.«
Mir wird flau. »Das bedeutet, dass sie alle westlichen Routen unter Beobachtung haben. Wir werden nach Osten gehen und uns Rennes aus dieser Richtung nähern müssen.«
Wir riskieren es, den Franzosen in die Arme zu reiten, aber zumindest werden sie uns einfach töten und nicht versuchen, uns zu d’Albret zurückzubringen. Ich will mein Glück eindeutig lieber bei den Franzosen versuchen.
Als wir für die Nacht haltmachen, ist die Bestie grau vor Erschöpfung und Müdigkeit und kaum in der Lage, mehr zu tun, als zu ächzen. Wir schlagen das Lager auf, und es ist schwer zu sagen, was die größere Bedrohung ist: d’Albret und seine verdammten Späher oder das Wundfieber, das im Körper der Bestie tobt. Am Ende komme ich zu dem Schluss, dass wir ein kleines Feuer für die Umschläge riskieren müssen, aber als sie fertig sind, schläft die Bestie tief und fest. Er regt sich nicht einmal, als ich sie auf seine Wunden lege. Während ich auf sein stilles, hässliches Gesicht hinabschaue, ertappe ich mich dabei, dass ich bete, dass ich der Herzogin nicht nur seinen erschlafften, toten Leib bringen kann.
Durch irgendein Wunder oder seine unglaubliche Konstitution geht es der Bestie am nächsten Morgen besser. Trotzdem bestehe ich darauf, dass wir gemächlich weiterreiten und weit abseits der Straßen.
Als wir zu einer Mittagspause haltmachen, beschließe ich beinahe, an Ort und Stelle das Nachtlager aufzuschlagen, damit de Waroch sich ausruhen kann, denn er ist wieder erschöpft, und frisches Blut sickert aus der Verletzung an seinem Schenkel. Er tut meine Sorgen mit einem Achselzucken ab. »Es ist gut so, denn es wird die Entzündung aus der Wunde waschen.« Er besteht darauf, dass wir die Reise fortsetzen, denn je weiter wir von unseren Verfolgern wegkommen, umso besser.
Kurze Zeit später nähern wir uns der Hauptstraße nach Rennes. Furcht erfüllt mich, denn ich bin mir sicher, dass d’Albret sie beobachten lassen wird, aber wir müssen sie überqueren. Außerdem, nicht einmal d’Albret hat genug Soldaten, um die ganze Straße zu bemannen. Unsere Hoffnung ist es, einen unbewachten Teil zu finden.
Wir belauern die Straße eine Weile und beobachten aus unserem Versteck unter den Bäumen die Reisenden. Ein Bauer, der Hühner an einer Stange über den Schultern trägt, geht vorüber, gefolgt von einem Kesselflicker, der mit seinen Utensilien scheppernd und klappernd einherschreitet. Keiner von ihnen trödelt oder verweilt, daher bezweifle ich, dass sie Spione sind. Eine kurze Zeit später rast ein verschwitzter Höfling auf einem durchnässten Pferd dahin, und wir können uns nur fragen, welche Neuigkeiten er trägt und zu wem.
Da er nicht verfolgt – oder angehalten – wird, halten wir es für sicher, die Straße zu überqueren. Wir geben unseren Pferden die Sporen und reiten geschwind auf die andere Seite, bevor irgendjemand anders des Wegs kommt. Die Bestie fängt meinen Blick auf und schenkt mir ein Grinsen, das erste, das ich heute gesehen habe. Dann führt er uns in die Büsche und die dürren Bäume auf der Ostseite der Straße, wo wir uns nach Norden wenden.
Als ich hinüberschaue, um zu sehen, wie es ihm ergeht, stelle ich fest, dass er mich beobachtet. »Was ist?«, frage ich. Ich fühle mich unbehaglich unter seinem Blick – der Mann hat eine Art, mich zu mustern, als könne er unter all die Schichten meiner Täuschung sehen. Es ist überaus beunruhigend.
»Einer der Soldaten hat Euch erkannt«, sagt er.
Merde! Wie konnte er das bei allem, was los war, gehört haben? »Natürlich hat er mich erkannt«, spotte ich, als hätte er Stroh im Kopf. »Ich habe einige Zeit zum Haushalt d’Albrets gehört. Wie sonst, denkt Ihr, wäre ich in einer Position gewesen, Euch zu retten?«
Ist es nur meine Einbildung oder glättet sich seine Miene ein wenig? Er runzelt die Stirn, als versuche er, irgendein Rätsel zu entwirren. »Wie hat das Kloster Euch eine Position in d’Albrets Gefolge gesichert? Nach allem, was man hört, ist er argwöhnischer und misstrauischer als die meisten.«
»Die Äbtissin hat viele politische Verbindungen unter den adligen Familien der Bretagne.« Ich benutze meine hochmütigste Stimme in der Hoffnung,
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