Dark Village - Das Böse vergisst nie
wirkte bitter und rastlos, ja wütend. Sie konnte nicht genau sagen, was es war – es lag an seinem Mund oder an der Art, wie er ihrem Blick auswich. Als wäre er ein Gefangener, der nach einem Fluchtweg suchte.
Plötzlich hatte sie Angst vor ihm. Sie war nicht einfach ner vös, sondern sie hatte richtig Angst, so wie manchmal vor ihrer Mutter.
„Also, du musst natürlich nicht“, beeilte sie sich zu sagen. „Aber du kannst kommen. Ja? Also, wenn du willst.“
5
Sie war sexy, wahrscheinlich das sexieste Mädchen der gan zen Schule. Ihre Haare waren blond und reichten bis über die Schultern.
Sie nahm die große teure Sonnenbrille mit den braunen Glä sern ab und zum Vorschein kamen blaue Augen und fast kind lich runde Wangen. Ihre Nase war klein und zeigte ein bisschen nach oben. Das Top, das sie trug, war weiß und eng. Sie hatte nicht die größten, aber ganz sicher die am besten präsentierten Brüste auf dem Schulhof. So, wie sie einem ins Gesicht gehalten wurden, war es schwierig, nicht hinzustarren. Sie biss leicht auf den einen Bügel ihrer Sonnenbrille.
Rosa Lippen, weiße Zähne, eine aufblitzende Zungenspitze: das wirkte kindlich und unschuldig und gleichzeitig völlig por nomäßig. Er spürte, dass sein Körper auf sie ansprang, und steckte die Hand in die Hosentasche.
Sie sah ihn an und lächelte. „Hi.“
Nick erwiderte ihr Lächeln. „Hallo.“
Dann fiel ihm nichts mehr ein. Er hatte keine Ahnung, über was er mit ihr sprechen sollte. Bisher hatte er mit Mädchen wie ihr – den süßen, den hübschen, den richtigen, den beliebten – noch nie viel geredet.
„Das ist gut“, sagte Benedicte.
„Hm?“
„Das Lied.“ Sie zeigte auf die Kopfhörer in seiner Hand. „Eminem.“
„Ach ja.“
Er fragte sich, was sie von ihm wollte. Warum hatte sie ihn angesprochen? Sie konnte doch bestimmt jeden haben.
Vielleicht wollen sie mich verarschen , dachte er. Nach dem Motto: Los, den Neuen holen wir uns?!?
„Ja“, sagte er vorsichtig.
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und wartete dar auf, dass sie weitersprach. Alle um sie herum machten Stielau gen, das war ihm klar. Er spürte die Blicke auf sich, sie stachen wie winzig kleine Nadeln. Piks, piks, piks.
Mist.
Ein Grinsen breitete sich auf Benedictes Gesicht aus – es war der Beginn eines breiten und hübschen Lächelns –, dann kräuselte sie die Lippen leicht und ihr ganzer Mund verzog sich merkwürdig.
Er begriff nicht: Was war denn jetzt los? Sah er irgendwie blöd aus? Hatte er was falsch gemacht?
Das Kribbeln wurde immer stärker. Am liebsten hätte er sich wieder gegen die Wand gelehnt und sich daran gescheuert. Er sah ihr ins Gesicht. Es wäre bestimmt schön, unglaublich schön mit ihr, dachte er. Aber er konnte nicht. Nicht mit so einem Mädchen. Er konnte doch nicht alles riskieren, nur weil ihm eine Braut gefiel. Aber trotzdem – es könnte schön sein.
Er hatte Lust, einfach wegzugehen, weg von ihr und dem Ge danken, weg von der Versuchung. Aber das würde nicht funk tionieren – nicht, wenn alle zuguckten. Plötzlich spürte er, wie etwas in seinem Bauch zu wachsen begann, ein Klumpen, der sich anfühlte wie Wut, Angst, Klaustrophobie. Alles auf einmal.
Warum war das immer so? Warum traf er immer die falschen Entscheidungen? Egal, ob er sich für das eine oder das andere entschied – am Ende war es immer verkehrt, verkehrt, verkehrt!
„W-wir geben morgen eine Party“, sagte Benedicte.
Er schaute über ihre Schulter. Ihre drei Freundinnen sahen ihn an. Sie und alle anderen auf dem Schulhof.
„Die Klasse“, fuhr Benedicte fort. „Du kannst auch kommen, wenn du willst.“
Am liebsten hätte er gegrinst und laut losgelacht.
Du hast keine Ahnung, was du hier tust. Du weißt nicht, wer ich bin .
„Also, du musst natürlich nicht“, sagte sie. „Aber du kannst kommen. Ja? Also, wenn du willst.“
„Klar“, hörte Nick sich sprechen. Eigentlich hatte er ablehnen wollen, er hätte Nein sagen sollen, denn er konnte jetzt nichts riskieren, musste sich zusammenreißen.
Synnøve Viksveen konnte ihm alles kaputt machen, wenn er seinen Teil der Abmachung nicht einhielt.
Aber er hatte Lust auf die süße Blonde. Sie streckte ihm ihre Titten ins Gesicht und fuhr sich mit der rosafarbenen Zungen spitze über die Lippen.
Außerdem kam sie bestimmt auch zu der Party. Das Mäd chen mit den freundlichen Augen. Gestern hatten sie sich in der Klasse und auf dem Pausenhof ein paar lange Blicke zu geworfen.
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