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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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in Benedicte verliebt?

4
    Auch Nora kam zu Trines Fußballspiel. Sie war selbst für ihre Verhältnisse ungewöhnlich still.
    „Ist was?“, fragte Vilde.
    „Nein, nein“, wehrte Nora ab. Sie schielte rüber zu Benedicte, die gerade ein paar Typen hinterherguckte.
    Langsam füllte sich die Sportanlage.
    „Na dann“, sagte Vilde. Aber es machte nicht den Eindruck, als glaubte sie Nora.
    Das Spiel wurde angepfiffen.
    Vilde folgte Trine mit dem Blick, beobachtete ihren Laufstil, wie sie sich in Zweikämpfe warf und den anderen Kommandos zurief. Es war schön, ihr zuzusehen. Vilde hätte den ganzen Tag damit verbringen können, aber plötzlich war das Spiel vorbei. Jedenfalls für Vilde fühlte es sich so an.
    Es ging unentschieden aus. Null zu null.
    „Scheißspiel“, zischte Trine, als sie zu ihnen kam.
    „Ich finde, du warst super“, sagte Vilde. „Echt klasse. Und nächstes Mal klappt es bestimmt.“
    Benedicte und Nora schauten sich an. Durchhalteparolen in schweren Stunden der Enttäuschung fielen eigentlich in Noras Aufgabenbereich, nicht in Vildes. Die sagte normalerweise
so was wie: Schafft euch einfach ein größeres Tor an.
Oder:
Schon mal was von Schach gehört? Vielleicht probierst du es damit!
    „Hört, hört!“, sagte Benedicte.
    „Was?“, fragte Vilde.
    „Bist du plötzlich auf Kuschelkurs?“
    „Ach, Quatsch, ich hab doch nur …“
    „Ah, du hast toll gespielt, duziduzidu, mein Schatz.“
    „Jetzt hör aber auf!“, sagte Vilde.
    Benedicte schnitt eine Grimasse. „Ich meine ja bloß.“
    Vilde kochte innerlich. Benedicte hatte sie sofort entlarvt! War es so offensichtlich?
    Kuschelkurs …
    „Ich muss was mit euch besprechen“, sagte Benedicte.
    „Was liegt an?“, fragte Vilde genervt. Benedicte würde ihr Fett wegkriegen!
    „Nein“, sagte Benedicte schnell und ein bisschen theatralisch. „Nicht jetzt. Nicht hier.“
    „Aber hier ist sonst niemand außer uns!“ Vilde machte eine ausholende Armbewegung.
    „Können wir uns heute Abend treffen?“, fragte Benedicte. Sie wandte sich an Nora. „Vielleicht auf eine Tasse Tee bei dir zu Hause?“
    Noras Gesicht war müde, ihr Blick ausweichend. „Ach, ich weiß nicht.“
    „Geht das nicht an einem anderen Abend?“, fragte Vilde.
    „Das würde mir auch besser passen. Ich bin echt total kaputt“, sagte Trine. „Ich will am liebsten einfach nur duschen und ein bisschen abhängen.“
    Sie wechselte einen Blick mit Vilde und wurde rot. Vilde kniff die Lippen zusammen, um nicht nervös loszulachen.
    „Aber …“, fing Benedicte an.
    „Morgen“, sagte Trine. „Morgen hätte ich Zeit.“
    Benedicte platzte der Kragen. „Müssen wir jetzt schon Termine vereinbaren? Seit hundert Jahren sind wir jeden Abend zusammen und plötzlich heißt es:
Warte mal, ich muss erst meinen Kalender checken.
Geht’s noch? Ich meine, echt Leute, wir wohnen zwei Minuten voneinander entfernt!“
    Es wurde mucksmäuschenstill.
    Benedicte hatte einen roten Kopf.
    Nora hielt den Blick gesenkt und trat von einem Fuß auf den anderen.
    Trine räusperte sich.
    Hektisch nahm Benedicte ihre Sonnenbrille ab. „Na dann, okay. Also bis morgen.“

5
    Am Abend besuchte Vilde Trine. Sie hatten nichts ausgemacht, aber es war eindeutig, dass Trine sie erwartet hatte. Ihr Zimmer war aufgeräumt. Es roch angenehm nach Räucherstäbchen. Trine hatte Gel in den Haaren und rote Wangen.
    Trine setzte sich aufs Bett, Vilde auf den Stuhl. Sie tranken Tee und unterhielten sich. Es war seltsam, wie problemlos das funktionierte. Zwischen ihnen war eine Ruhe, die sich gut anfühlte. Die Zeit raste nur so. Als es halb elf war, erklärte Vilde, dass sie nach Hause müsse. Nichts war zwischen ihnen passiert. Nicht die kleinste Berührung, kein einziger Kuss.
    Sie gingen beide auf die geschlossene Tür zu. Aber sie öffneten sie nicht, sondern blieben voreinander stehen. Vilde ein Stückchen größer als Trine. Sie lächelten.
    Vilde beugte sich vor und sie küssten sich vorsichtig. Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihre Zungenspitzen berührten sich flüchtig.
    „Tschüss“, flüsterte Trine.
    „Tschüss“, flüsterte Vilde.
    Sie sahen sich in die Augen. Der Moment war vollkommen. Vilde lachte leise und Trine legte ihre warme Hand auf Vildes Hüfte.
    In diesem Augenblick, genau jetzt, fühlten sie sich sicher.
    Sie waren glücklich.
    Aber natürlich war es zu schön, um wahr zu sein. Viel zu schön. Das konnte ja gar nicht von Dauer sein …

6
    An diesem Abend

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