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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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Benedicte.
Kein Wunder, dass sie glaubt, er hätte eine andere!
    „Benedicte!“ Ihr Vater kam mit offenen Armen auf sie zu und sie ließ sich hineinfallen. Er drückte sie herzlich und fest.
    „Wie geht es dir, meine Kleine?“ Er küsste sie aufs Haar.
    „Wir müssen reden“, flüsterte Benedicte. „Über Mama.“
    „Später“, flüsterte ihr Vater zurück. „Nicht heute.“
    „Papa …“
    „Nicht heute. Ich bin gerade erst gekommen.“
    „Na gut.“ Sie entzog sich seiner Umarmung.
    Er musterte sie und lächelte breit.
    „Ich war ja nicht lange weg“, sagte er laut, „aber ganz ehrlich, du bist in den paar Tagen noch schöner geworden!“
    Benedicte senkte den Kopf. Sie wurde rot. „Papa!“
    „Doch! Du wirst mit jedem Tag einfach immer hübscher.“
    Benedicte knuffte ihn in die Seite und lachte. „Kauf dir mal ’ne Brille!“
    „Nein, nein, mein Schatz. Ich brauche keine Brille!“ Er lachte jetzt auch, legte die Arme um sie und drückte sie erneut.
    Benedicte stand auf Zehenspitzen und erhaschte einen Blick auf ihre Mutter.
    Benedicte hielt die Luft an. Etwas war falsch, irgendwie anders. In den Augen ihrer Mutter lag etwas Dunkles und Zorniges. Vielleicht war es nur ein kurzer Moment der Eifersucht, weil ihr Vater sie mit Aufmerksamkeit überschüttete. Aber vielleicht ging es noch tiefer, vielleicht war es schlimmer.
    Vielleicht war es Hass.

5
    Am liebsten hätte sie es allen erzählt. Der ganzen Welt! Laut und deutlich!
    Aber natürlich ging das nicht. Nora konnte niemandem – keiner Menschenseele – verraten, dass sie mit Nick ins Kino gehen würde. War bloß zu hoffen, dass sie nicht gesehen wurden. Und vorher, also heute Abend, kamen noch die Mädels zu ihr, um sich Benedictes Lügen über Nick und all das, was NICHT auf der Party passiert war, anzuhören!
    Nora schob den Gedanken zur Seite. Sie hatte keinen Nerv, darüber nachzugrübeln, es kam ja sowieso nichts Vernünftiges dabei raus. Ihr Gehirn verweigerte jede Art logischer Tätigkeit. Nach der Schule schwebte sie durchs Haus und konnte keine fünf Sekunden still sitzen. Ihre Mutter stand am Herd, in der Küche lief das Radio, und Nora sang leise mit, wenn ein Lied kam, das sie kannte.
    „But to wait for you, is all I can do, and that’s just what I’ve got to face. Da-dada-dadaaa. I’m just dada-da-daaa.“
    „Nora“, sagte ihre Mutter irgendwann. „Ich kaufe dir gerne die CD – dann kannst du sie in deinem Zimmer hören.“
    Nora ignorierte den Wink mit dem Zaunpfahl. „Super“, sagte sie schnell. „Das ist Westlife.“
    „Ist es gar nicht.“ Ihr großer Bruder kam in die Küche und setzte sich an den Tisch. „Das ist ein alter Phil Collins.“
    „Und Westlife.“
    „Das da im Radio ist die Originalversion. Von Phil Collins.“
    Ihr Bruder war ein Vollblutsportler. Er hatte einen üblen Kampfgeist und wollte immer gewinnen: bei Diskussionen, Mensch-ärgere-dich-nicht und Kartenspielen, bei Skirennen und Handballspielen. Immer.
    „Kauf lieber die von Westlife, Mama!“ Nora lachte und wackelte aus dem Zimmer.
    Ihre Mutter sah ihr nach und murmelte: „Seltsam …“
    „Du solltest vielleicht mal eine Razzia in ihrem Zimmer machen“, sagte ihr Bruder trocken. „Ich wette, sie dopt sich.“
    „Peer!“ Die Mutter fuhr zu ihm herum.
    Er zuckte die Schultern. „War doch bloß ein Witz.“
    „Mit so was macht man keine Witze.“
    „Schon gut.“
    Aus dem Flur drang Noras Stimme zu ihnen. „Da-da- DAAAAAA!“
    „Mein Gott“, seufzte ihre Mutter. „Was ist denn nur los mit ihr?“
    Peer grinste. „Vielleicht hat sie sich ein Sexualleben zugelegt.“
    „PEER!“

6
    „Warum hast du ihn nicht angezeigt?“
    „Was?“ Benedicte klappte der Unterkiefer runter. „Ihn angezeigt?“
    „Na logo.“
    Es war kurz nach neun am Abend. Sie saßen in Noras Zimmer. Vilde stand auf und ging ans Fenster, öffnete es und zündete sich eine Zigarette an.
    „Du musst ihn anzeigen, wenn er gewalttätig ist und so …“, sagte sie mit Betonung auf dem
Wenn.
    Nora konnte es kaum glauben. Was redete Vilde denn da? Sie versuchte zu protestieren, doch außer „Aber, aber“ brachte sie nichts raus. Dann verstummte sie und schwieg. Plötzlich war sie total kaputt. Die Welt drehte sich von einer Richtung in die andere. Sie kam sich die ganze Zeit vor wie auf einer Achterbahn bei hundert Stundenkilometern!
    Noch am Mittag war sie so glücklich wie nie zuvor gewesen – jetzt stand sie am Abgrund und starrte in die

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