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Dark Village - Das Böse vergisst nie

Dark Village - Das Böse vergisst nie

Titel: Dark Village - Das Böse vergisst nie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjetil Johnsen
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kann, dass du ein irrer Vergewaltiger bist.
„Donnerstag“, murmelte sie. Eigentlich hatte sie Dienstag sagen wollen, aber es kam Donnerstag raus, und obwohl es sich bestimmt dämlich anhörte, dass sie Donnerstag sagte – quasi:
Ich bin so beschäftigt, dass ich erst in drei Tagen Zeit habe –,
konnte sie es nicht mehr zurücknehmen, denn da hatte Nick schon längst zugesagt. Donnerstag war super. Kein Thema.
    „Die meisten Filme fangen um neun an.“ Nora ließ den Blick wieder vorsichtig zur Turnhalle wandern. Keine Benedicte in Sicht.
    „Sollen wir uns vor dem Kino treffen? So um halb neun?“, schlug er vor.
    In Dypdal gab es nur ein Kino, aber es hatte mehrere Säle und in der Regel liefen jeden Abend vier Filme.
    „Ja. Geht in Ordnung“, sagte Nora.
    „Dann Donnerstag, halb neun.“ Nick sah sie an.
    „Ja. Halb neun.“
    „Ciao.“ Er hob die Hand und lächelte.
    Nora erwiderte sein Lächeln.
    Er ging.
    Nora drehte sich langsam zur Turnhalle um und zählte im Stillen.
Eins … zwei … drei … vier …
Da ging die Tür auf. Und Benedicte kam heraus. Und Vilde und Trine.
    Nora konnte es kaum glauben. Wie bei der Olsenbande. Perfektes Timing. Sie konnte sich nicht erinnern, wann etwas zuletzt für sie so gut gelaufen war!
Wow!
    „Ach, hier bist du!“, rief Trine.
    „Du kriegst einen grünen Hintern“, sagte Benedicte.
    „Sitzt du auf irgendwas großem Hartem, oder was?“ Vilde grinste. „Du siehst vielleicht happy aus.“

3
    Sie trafen sich auf dem Behindertenklo. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich dort verabredeten, wenn sie etwas Wichtiges zu besprechen hatten, das nicht für fremde Ohren bestimmt war. Aber da waren sie immer zu viert gewesen. Jetzt waren sie nur zu zweit – Vilde und Trine.
    Sie tauschten kurz einen Blick, als es zur großen Pause klingelte. Trine machte eine winzige Kopfbewegung, die Vilde genau verstand.
    Trine beobachtete Vilde, als sie das Klassenzimmer verließ und den Korridor entlang in Richtung Behindertentoilette verschwand. Vilde rannte ihr schnell nach und schlüpfte hinter ihr durch die Tür, schloss ab und drehte sich mit einem Lächeln um.
    In derselben Sekunde lag Trine in ihren Armen. Ihr Kuss war tief und fordernd und feucht und herrlich. Hastig und ungeduldig tasteten sich ihre Hände über den Rücken, den Po, die Hüften und wieder über den Rücken. Rastlos auf der Suche nach etwas, das sie sich nicht zu finden trauten. Noch nicht, und auf keinen Fall auf dem Schulklo.
    „Ich denke die ganze Zeit an dich“, flüsterte Vilde.
    „Ich auch“, flüsterte Trine.
    „Ich hab so abartig Lust auf dich“, flüsterte Vilde.
    „Ja“, flüsterte Trine. Und in ihr schrie es: Wir
müssen damit aufhören! Ich muss es ihr sagen! Ich sag es. Jetzt!
Aber sie schwieg.
    Stattdessen zog sie Vilde noch näher, fester an sich. Sie stöhnte an ihrem Hals und spürte, wie ihre Brüste an Vildes rieben.
    Vildes Hüften drückten sich gierig an sie. Und wieder küssten sie sich. Tief und wild und nass und schön.
    Das sollte nie aufhören, wünschte sich Trine.

4
    Als sie aus der Schule kam, stand das Auto ihres Vaters in der Einfahrt.
    Früher hatte Benedicte sich immer gefreut, sie war ins Haus gestürmt und hatte sich in seine Arme geworfen. Jetzt wollte sie nur eins: dringend mit ihm reden. Es musste sich was ändern. Sie hielt ihre Mutter nicht mehr aus.
    Als sie im Flur die Schuhe auszog, rief ihr Vater aus dem Wohnzimmer: „Benedicte? Bist du das, mein Mädchen?“
    Benedicte ging ins Wohnzimmer. Ihre Eltern standen zusammen am Fenster, und es sah aus, als hätten sie sich geküsst. In diesem Moment drehten sie sich zu Benedicte um.
    Benedicte war schockiert. Es war ihr noch nie so deutlich geworden, aber jetzt, wo die beiden zum ersten Mal seit Langem so eng zusammenstanden, fiel ihr auf, dass ihre Mutter mindestens fünfzehn Jahre älter wirkte als ihr Vater, obwohl sie gleich alt waren. Ihr Gesicht war mager und faltig, ihre Wangenknochen traten schärfer hervor und ihre Augen lagen viel tiefer als früher. Irgendwie musste Benedicte an einen nackten weißen Totenschädel denken. Sie schauderte.
    Warum hatte sie das vorher nie bemerkt? Warum hatte sie nicht gesehen, wie sehr sich ihre Mutter verändert hatte?
    Ihr Vater dagegen war wie immer: blond und gut aussehend und jung. Kein einziges graues Haar, braun gebrannt und durchtrainiert. Er sah genauso aus wie auf Fotos von vor zehn oder fünfzehn Jahren.
    Kein Wunder, dass sie Angst hat,
dachte

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