Darken 3 - Der Angriff (German Edition)
Hintergrund. Als er sich auf sein Bett warf und einschlief, rankten seine letzten Gedanken um Katharina und ihre Trauer.
D ie Sonne strahlte warm auf ihr entspanntes Gesicht, der Wind rauschte durch ihr Haar und das Summen der Hummeln um sie herum klang wie eine Melodie. Der Duft blühender Sommerblumen stieg ihr in die Nase und sie lächelte. Sie streckte die Arme aus, strich über die Wiese und genoss die Ruhe. Ein Flüstern lenkte sie ab und sie stand auf. Ihren Körper umschmeichelte ein weites weißes Gewand, ihre Füße waren nackt und sie stand wieder an diesem Waldrand. Diesmal ging sie weiter auf ihn zu, ohne Angst.
Das Flüstern wurde deutlicher: „Sequana, Sequana!“
Es war eine Frau, die nach ihr rief. Auch wenn diese einen fremden Namen benutzte, fühlte sie sich angesprochen.
Ihr Schritt wurde schneller, als Stephania immer tiefer in den Wald hineinlief. Ihr Mund öffnete sich und rief ebenfalls einen Namen: „Maja, Maja!“
Sie rannte, wusste jetzt, dass sie sich beeilen musste und wurde immer schneller.
Die Angst, Maja nicht zu finden, ließ ihre Füße über den Waldboden fliegen.
Endlich lichtete sich der Wald und sie blieb mit entsetzt aufgerissenen Augen stehen. Vor ihr lag ein Tal voller blutverschmierter toter Leiber.
„Sequana, Sequana!“
Die Rufe drangen mal stärker, mal schwächer zu ihr.
Ein Aufschrei ließ sie herumwirbeln . Sie sah einen fast nackten Barbaren mitten zwischen den Toten stehen, sein Körper war blutüberströmt und er hielt eine Frau, sie, Stephania, in den Armen. Aus ihrer Brust quoll Blut und er brüllte so laut, dass es ihr fast das Trommelfell zerfetzte.
Instinktiv schlug sie die Hände an ihre Ohren, als ihr sterbender Körper plötzlich von einem Sternennetz umfangen und ihm aus den Armen gerissen wurde.
Der Hüne brach zusammen, nicht ohne sie mit seinen dunklen blauen Augen, die jetzt vor Schmerz und Trauer funkelten, anzustarren.
Stephania ließ geschockt die Hände sinken.
„Sequana, Sequana!“
Wieder dieses Rufen. Die rothaarige Frau kroch jetzt bereits auf allen Vieren durch das Blut und suchte nach ihr, das wusste Stephania.
Verwirrt sah sie auf ihre viel zu warmen Füße. Sie stand jetzt nicht mehr am Rand, sondern mitten auf dem von Blut getränktem Feld. Das Blut stieg, es erreichte bereits ihre Knie und stieg weiter. Der weiße Stoff ihres Kleides sog sich voll und etwas zog Stephania nach unten, immer weiter hinein in das rote Meer. Sie versuchte sich heraus-zukämpfen, und als das Blut an ihren Nabel schwabbte, erkannte sie ihre Ausweglosigkeit und schrie: „Maja!“
Stephania schoss aus ihrem Bett hoch und keuchte, diesmal konnte sie sich nicht mehr beruhigen und krallte sich in das Bettlaken. Die Tür flog auf und Anna kam hereingestürzt, gefolgt von ihrem Vater. Als Stephania ihn erblickte, begann sie zu weinen, und er nahm sie hilflos in seine Arme.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie wieder ruhig atmen konnte und sich aus seinen zitternden Armen in die Kissen sinken ließ. Ihr Vater hatte sie seit über zwanzig Jahren nicht mehr so gehalten und seine Unsicherheit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Stephania war immer ein Wirbelwind gewesen, weinte nie, hatte nie Angst und wenn ihr etwas nicht passte, kämpfte sie dagegen an. So aufgelöst hatte er sie noch nie gesehen.
„Kind, meine geliebte Steph, was ist denn passiert?“
Stumm schüttelte Stephania den Kopf. Was war real, was nur ein Traum?
„Sag du es mir“, hauchte sie.
„Du warst zum Fest gegangen mit Yaan. Dann, zwei Stunden später, fuhr eine Kutsche vor. Ein feiner Herr trug dich herein. Er sagte nicht viel, nur dass du versucht hast, vor etwas zu fliehen, und dass du ihm sprichwörtlich in die Arme gelaufen und darin zusammengebrochen wärst. Yaan kam etwas später und suchte dich, er meinte er hätte dich verloren und war ganz außer sich. Das ist zwei Tage her, seitdem liegst du im Fieber und warst sehr unruhig. Der feine Herr hat sich täglich nach dir erkundigt und schien sehr besorgt.“
N icht imstande sich zu rühren, sah Stephania ihn an. Anna schob sich zwischen sie beide und reichte ihr ein Glas warme Milch, die sie dankbar trank.
„Kennst du den feinen Herrn? Er heißt nach eigenen Angaben Darken Bennet und kommt aus dem östlichen Teil unseres Landes. Er ist hier nur zu Besuch.“
Stephania schloss die Augen. Bilder strömten auf sie ein: Die Kutsche, der Rücken, die blauen Augen. Dann erinnerte sie sich, dass ihr schwindelig
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