Darken 3 - Der Angriff (German Edition)
eines umgestürzten Baumes, dort würde er sie niemals finden.
Ihr Körper schien plötzlich nicht mehr ihr zu gehören, er straffte sich, wurde schneller und schneller. Muskeln, von denen sie bisher nichts geahnt hatte, verliehen ihr eine Kraft, die sie niemals in sich vermutet hätte. Sie näherte sich in rasender Geschwindigkeit der Mine, die hinter dem nächsten Abhang tief unter ihr lag. Dann setzte sie zum Sprung an, überwand spielend den letzten Meter und stand plötzlich an dem grauenhaften Abhang, an den es sie in ihren Nächten immer wieder trieb.
Stephania sah auf das blutige Schlachtfeld aus ihrem Traum und ihr Herz setzte einen Moment aus. Eine rothaarige Frau, über und über mit Blut beschmutzt, sah mit traurigen Augen zu ihr auf und schüttelte langsam den Kopf.
Stephania flog herum. Das Knacken von Ästen hatte ihr verraten, dass der Fremde nun auch durch das Gestrüpp gebrochen war und hinter ihr stehen musste. Keine fünfzig Schritte trennten sie. Er sah sie an und Stephania blickte abwechselnd zu ihm und zu der Frau unter ihr.
Sie war wach, dies war kein Traum. Er war der Barbar, er war der Ursprung ihrer Krankheit. Er war so dunkel, so böse!
Wieder die bittenden traurigen Augen der Frau unter ihr. Langsam streckte er die Hand nach ihr aus. „Stephania …“, es war ein leises Flüstern, ein Flehen. Es war seine Stimme, die Stimme aus dem Wald, die Stimme aus dem Traum.
Stephania keuchte und aus ihrem Mund drangen Worte, die nicht ihre waren: „…. wenn du weißt zu lieben, wird meine Seele dich erreichen und beherrschen, ist sie bereit, dich grenzenlos und mit Freiheit zu lieben .“
Der Mann brüllte auf, sprang auf sie zu. Sie spürte noch die Berührung seiner Fingerkuppen an den ihrigen. Aber er konnte sie nicht mehr erreichen. Sie ließ sich fallen. Stephania fiel rückwärts auf das blutige Schlachtfeld direkt in die Arme der rothaarigen Frau die ihren Namen schrie: „Sequana!“
Stephanias letzter Gedanke war: Maja, ich komme, halt mich …
D arken schreckte auf und starrte auf das leere Bett neben sich. Sirona war für ihn nicht erreichbar. Sie hatte sich verschlossen, wie sie es immer tat, wenn sie etwas ausheckte, was er nicht mitbekommen sollte.
Er schmunzelte, er liebte ihre Überraschungen und ihre Heimlichkeiten, dienten diese doch immer dazu, ihm im Anschluss eine Freude zu bereiten. Er spürte, wie sich ein Grinsen quer über sein Gesicht zog. Wie sehr er doch diese Frau liebte, wie sehr er doch lieben konnte. Es war die einzige Gnade gewesen, die der Fluch ihm gewährt hatte : die Ahnungslosigkeit wie es war, wenn man liebte.
Ein Hauch von Traurigkeit durchfuhr ihn, er hielt den Atem an. Er war nicht sicher , ob es Sironas Traurigkeit war, sie fühlte sich ähnlich aber doch leicht anders an als sonst.
Er setzte sich im Bett auf. Etwas stimmte nicht.
Darken schlüpfte in seine Hose, dann riss er die Tür auf. Noch während er lief, wurde er von einer Welle von Traurigkeit erfasst, die direkt aus der Galerie kam.
Seine Kopfhaut zog sich zusammen. Nein, nicht die Galerie, nicht das Amazonenbild, sie war allein! Es kostete ihn alle Beherrschung, die Tür nicht aufzureißen, sondern diese sachte, ganz langsam zu öffnen. Er würde immer noch reagieren können, wenn er wusste, welche Situation er hinter der Tür vorfand.
Sie saß einfach nur so da, ausgestreckt auf dem Boden, ein Kissen im Rücken, entspannt an die Wand gelehnt. Sie hatte ihre Hände ruhig in den Schoß gebettet, die Augen geschlossen und ihr Kopf ruhte sanft an der Wand. Ein ruhiger Anblick, wären da nicht die vielen Tränen gewesen, die ihr Gesicht feucht glänzen ließen.
Er schluckte hart und ging leise auf sie zu, hockte sich neben sie und strich vorsichtig mit dem Handrücken über ihre nassen Wangen. Er konnte nicht fühlen, ob sie hier war, oder woanders.
Erleichterung stieg in ihm auf, als sie lächelte, seine Hand ergriff und ihr Gesicht darin verbarg. Dann öffnete sie die Augen, die wieder eine Spur heller waren als gewöhnlich, und sah ihn traurig an.
Er ließ sich automatisch auf den Boden sinken, dicht an sie heran, in dem Wissen, dass es in dieser Situation keiner Worte von ihm bedurfte. Sofort rollte sie sich in seinen Arm und schloss sich darin ein. Sie wollte von ihm gehalten werden und es gab nichts, was er jetzt lieber für sie tat. So saßen sie da, schweigend, fast eine Stunde. Immer wieder strich er mit seinen Lippen durch ihr Haar, küsste sie sanft auf den Kopf,
Weitere Kostenlose Bücher