Darken 3 - Der Angriff (German Edition)
geworden, als sie nach Namels Adresse fragte, obwohl sie sicher war, dass Darken sie mochte. Vielleicht verstand sie die Gründe nicht, aber das war nicht ihre Schuld, es redete ja auch niemand mit ihr, jedenfalls nicht offen und ehrlich. Sirona litt unter der Situation, das wusste sie, auch, dass ihre Freundin alles versucht hatte, es so erträglich wie möglich für sie zu machen. Aber Namels Küsse, seine Zärtlichkeit, als er sie gestreichelt hatte, das konnte sie nicht vergessen. Sie fühlte sich so zu ihm hingezogen, dass sie in ihren einsamen Nächten nur an ihn denken konnte, nicht in den Schlaf fiel, ohne ihm den letzten Gedanken zu schenken. Es konnte nicht sein, dass Namel sie nicht sehen wollte. Sie hatte alles Geld zusammengetragen und konnte nun vier Wochen in Afrika überleben.
Darken musste gelogen haben. Sie hätte sich doch nie so sehr in einem Menschen täuschen können.
Die Gespräche mit Namel waren ebenso wunderbar gewesen wie die Zärtlichkeiten. Sie hatte ihn nach seinem Leben gefragt.
„Mit welchem meiner Berufe soll ich anfangen? Ich betreue derzeit fünfunddreißig Kinder, die teilweise durch Krankheit oder Krieg zu Waisen gemacht wurden. Ich ziehe sie in meinem Institut in der Nähe von Johannesburg auf, bilde sie aus und hoffe, dass sie danach den Weg in ein besseres Leben finden.“
Viel wusste Stella ja nicht von Darkens Freunden, die sich Brüder nannten, aber wenn sie sich nicht täuschte, dann war Namel nicht der einzige, der sich so für Kinder engagierte. Dieser Ténoch tat doch dasselbe in Südamerika, oder?
Nun war sie auf dem Weg zu ihm in sein Land. Stella hatte alles notiert, die günstigsten Hotels und auf was sie als weiße Frau unbedingt achten musste. Sie hatte über das Internet alle Waisenhäuser ermittelt. Sein Name war nirgends aufgetaucht. Sie würde sich als Erstes einen Jeep mieten und dann versuchen ihn zu finden. Jemand, der sich so stark sozial engagierte, war kaum unsichtbar. Mit den Häusern im Norden wollte sie beginnen, da gab es angeblich die meisten Institutionen, und je mehr sie am Tage schaffte, desto größer war die Chance, ihn zu finden.
Sie ging noch mal alles durch. Vic wohnte während ihrer Abwesenheit bei den Eltern ihres Freundes und sah ab und zu nach dem Haus, was Stella direkt nach Piets Auszug einem Makler angeboten hatte. Ihre Partnerin Martina hatte ihre Patienten übernommen. Eigentlich hatte sie keine Alternative , denn aufzugeben, ohne wirklich alles versucht zu haben, würde ihr die Ruhe rauben, bis sie alt und hässlich wäre. Es war einfach nicht ihre Art, einen Menschen aufzugeben, der ihr Herz beherrschte.
Der Flug war ein Nachtflug. Wenn sie in Johannesburg landete, war es Morgen, also schloss sie die Augen, nachdem die Stewardess das leere Essensgeschirr abgeräumt hatte.
Einige Stunden später schob Stella sich einen Kaugummi in den Mund, sie hatte zwar geschlafen, fühlte sich aber alles andere als ausgeruht. Die Maschine rollte in ihre Parkposition und wenn sie in wenigen Minuten aussteigen würde, dann hätte sie afrikanischen Boden unter den Füßen , von dem sie nicht wusste, ob er ihr Freud oder Leid bringen würde. Sie dachte kurz darüber nach, was sie als Erstes tun musste: den Jeep abholen, den sie bereits von Deutschland aus reserviert hatte. Danach Wasserflaschen kaufen und losfahren. Gedanken konnte sie sich machen, wenn es Probleme gab, jetzt wollte sie nur funktionieren und der Angst, die sie immer wieder zwischendurch überfiel, keine Chance geben. Mit zusammengebissenen Zähnen erhob sie sich, griff nach ihrem Handgepäck und verließ mit den übrigen Passagieren das Flugzeug.
Nachdem sie ihren Koffer gefunden hatte, lief sie erst einmal den anderen Menschen hinterher, bis sie durch die Passkontrolle kam. Sie ging in die Mitte der Haupthalle, hielt nach Schildern Ausschau, die ihr den Weg zu den Autovermietungen zeigten. Sie hielt ihre Handtasche fest in der Hand, ein Diebstahl würde sie völlig aus der Bahn werfen.
Plötzlich spürte sie etwas Warmes und Weiches, das an ihrer Hand entlangglitt und ihr den Koffer entwenden wollte. Sie fuhr herum, wollte schreien und blieb mit weit aufgerissenen Augen stehen.
Kein Laut drang aus ihrem Mund. Sie hörte auf zu atmen und sah nur noch schokoladenbraune Augen, die auf sie zukamen, spürte Lippen, die ihre berührten, dann verlor sie den Halt, ihr Knie gaben nach und sie ließ sich in Namels Arme fallen. Namel fing sie auf und hielt sie, wollte sie nicht
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