DARKNET
von der Ladefläche gezerrt, dass er mit Gesicht und Schulter auf dem Boden aufschlug. Er wurde ein paar Meter über eine Wiese geschleift, wobei er sich bemühte, das Gesicht vom rauen Untergrund zu heben. Endlich ließen sie seine Fußgelenke los und zogen ihn an den Ellbogen hoch.
Ein kurzer Blick auf diese Männer reichte aus, um Sebeck klarzumachen, dass sie in ihm kein menschliches Wesen sahen. Er war für sie wie ein Stück Fleisch. Ein Objekt. Mehr nicht.
Er hörte hinter sich einen Söldner in das Funkgerät sprechen. Sebeck begriff nicht, warum die Soldaten plötzlich wieder Funkkontakt hatten. Legten die Ultrabreitbandsignale des Darknet nicht alle anderen Funkverbindungen lahm? Wahrscheinlich hatte er da etwas missverstanden. Oder vielleicht hatten sich ja inzwischen militärische Technik-Asse eingeschaltet. Irgendjemand hatte die Ultrabreitbandtechnologie ja schließlich erfunden, und Sobol war es wohl nicht gewesen.
Er sah, dass da zwanzig bis dreißig Soldaten auf der Wiese waren, alle wie Farmer oder Farmarbeiter gekleidet, manche mit Verbänden am Arm oder Bein – echten oder falschen. Sie waren ethnisch bunt gemischt. Das, was sie einte, war allein ihre Mission. Oder ihr Vertrag.
Ein paar Söldner kamen auf Sebeck zu, mit einem Ding, das wie ein Fallschirmgurt aussah. Sie packten ihn grob und legten ihm das Gurtzeug um. Währenddessen sah er zwei weitere Männer ein Stahlseil von einer Trommel abspulen.
Ein Latino mit einem Tränen-Tattoo unter dem Auge umgriff Sebecks Kinn. «Du machst jetzt eine kleine Sause,
hombre
!» Er lachte und drehte Sebecks Kopf zur Seite, sodass er sah, wie eine Art Wetterballon an einem Drahtseil emporgelassen wurde. Dann wurde plötzlich Laney Price in die Luft gehoben und in die Luft gerissen.
Verdammt, was war das?
Im nächsten Moment hob sich in seiner Nähe ein Stahlseil aus dem Gras und spannte sich, während er gleichzeitig einen heftigen Ruck an seinem Gurtzeug spürte. Er wurde jäh emporgezerrt und stieg ebenfalls rasch höher. Vom Wind umhergewirbelt, sah er den Erdboden immer weiter davonstürzen. Im Handumdrehen war er schon ein paar hundert Meter hoch und überblickte ganz Greeley, das noch immer schwarze Rauchsäulen verdüsterten. Und er sah auch verkohlte Farmhäuser überall in der Landschaft – ein Bild der Verwüstung. Das einzig Positive war die lebendige Vielfalt von Gras, Äckern, Feldern und frischangelegten Obstplantagen.
Doch als Sebeck immer höher stieg, auf tausend Meter und mehr, weitete sich der Blick, und er sah, dass da ein Meer von Mais war, in dem diese kleine Insel der Vielfalt lag. Die Mais-Monokultur reichte von Horizont zu Horizont – und dort brannte keine Farm.
Sebeck hing in der Luft und erkannte das ganze Ausmaß seines Scheiterns. Sie hatten dem alten System nicht mal eine Scharte beigebracht. Und jetzt entführte es sie, um sie für immer verschwinden zu lassen.
Sebeck stieg immer noch weiter empor, hörte das Stahlseil an das Gurtzeug auf seinem Rücken schlagen, während er vom Wind gebeutelt wurde. Er wunderte sich, dass ihm die Höhe keine Angst machte. Zwischen seinen Füßen sah er kilometertief unter sich die weite Ebene. Er war jetzt schon auf Höhe der benachbarten Wolken.
Da hörte er das Dröhnen nahender Propellertriebwerke. Er drehte sich mühsam ein Stück – und da, ein paar Meilen entfernt, flog etwas, das wie eine C-130-Transportmaschine aussah, genau auf ihn zu. Er starrte verblüfft hin.
Das kann doch nicht wahr sein …
Als das Flugzeug näher kam, sah er ein V-förmiges Etwas ein gutes Stück aus dem Bug ragen. Es war eine Fanggabel, und die C-130 hielt jetzt genau auf den Ballon zu. Er zuckte zusammen, als die Maschine keine zwanzig Meter über ihn hinwegdonnerte.
Dabei erfasste die stählerne Fanggabel den Ballon, und Sebeck wurde so jäh und so schnell mitgerissen, dass er wieder das Bewusstsein verlor.
34 Kalte Realität
Darknet Top-Posts + 1 295 383 ↑
Die Maisfarmer-Rebellion mag ja erfolgreich gewesen sein, aber die Mainstream-Nachrichten verbreiten immer beängstigendere Weltuntergangsszenarien. Feiert nicht zu früh – der Kampf ist noch nicht vorbei. Das dicke Ende kommt noch.
Xanbot****/1630 Level-13-Kämpfer
Pete Sebeck saß, auf einem stabilen Holzstuhl festgeschnallt, in einer grell erleuchteten Zelle. Die Stuhlbeine waren mit Winkeleisen im Betonboden verschraubt. Sie hatten ihm die Kleider weggenommen. Er fühlte sich verletzlich.
Weitere Kostenlose Bücher