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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Eltern gehabt haben, der Typ.»
    Sebeck schnürte es die Kehle zu. Er musste daran denken, was Riley im Laguna-Reservat zu ihm gesagt hatte:
Sie haben nie gefragt, was Price durchgemacht hat.
Wie konnte ihm das entgangen sein? Der Schmerz schlug regelrecht über ihm zusammen. Er sah Price an. «Laney. Hören Sie, Laney!»
    Das Fahrzeug bremste abrupt und bog scharf ab.
    Der verantwortliche Unteroffizier stand auf und umfasste eine Haltestange über ihm. «Bringen wir’s hinter uns, damit wir zum Essen wieder zurück sind.» Er schlang sich ein Tuch über Mund und Nase, und die anderen taten es ihm nach.
    Das Fahrzeug hielt, und die Heckwand klappte hinunter wie eine Zugbrücke. Ehe er sichs versah, wurde Sebeck an den Füßen gepackt und über das Riffelblech gezerrt. Dann landete er unsanft auf staubigem Boden. Um ihn war der Gestank des Todes – so intensiv, dass er ihn fast schon mehr schmeckte als roch. Er hörte Vögel schreien und krächzen.
    Sebeck setzte sich auf und sah sich um. Sie waren mit einem sechsrädrigen, gepanzerten Truppentransporter gekommen und jetzt bei einer Reihe von hohen Holzschnitzelhaufen – wahrscheinlich von Rodungsarbeiten. Ganz in der Nähe stand auf einem Anhänger etwas, das wie ein reichlich strapazierter Holzschredder aussah. Das Gebläse war auf den kleinsten Holzschnitzelhaufen gerichtet. Direkt unterhalb des Gebläsestutzens machten sich Krähen und Raubvögel lautstark zankend über einen rotbraunen Streifen von etwas her, das gallertartige Fleischbrocken enthielt.
    Die Luft erfüllte Aasgeruch. Nach allen Seiten sah Sebeck sonst meilenweit nichts. Es war einfach nur flaches Prärieland.
    Sebeck fühlte, wie Price direkt neben ihm in den Staub geworfen wurde, und drehte sich so, dass er ihm wieder in die Augen blicken konnte. Er beugte sich dicht an ihn heran. «Laney! Laney, ich bin’s, Pete! Reden Sie mit mir. Bitte.»
    In Price’ Augen war jetzt ein Funke des Erkennens. Sie fokussierten sich auf Sebeck.
    Sebeck sah sich um: Eine Gruppe Soldaten beobachtete, wie zwei weitere Benzin in den Tank des Schredders kippten. Ein anderer Soldat machte sich mit einem teuflischen Grinsen an einer Videokamera zu schaffen.
    Sebeck sah wieder Price an. «Laney, es tut mir leid. Es tut mir leid, dass es so endet.»
    Price’ Augenbrauen verzogen sich. «Ist nicht Ihre Schuld, Sergeant. Manchmal geht’s eben schlecht aus.»
    «Ich möchte Ihnen für alles danken, was Sie für mich getan haben. Ich weiß, Sie bräuchten nicht hier zu sein – und jetzt habe ich alles verpatzt.»
    Price schüttelte kaum merklich den Kopf. «Ihre Quest – da ging’s nicht um
Sie
, Sergeant. Es ging darum, wie die Leute darauf reagieren. Es war
deren
Quest. Sie haben nur die Fahne getragen.»
    Sebeck stutzte. Dann ging es ihm schlagartig auf: Die Wirkung seiner Quest auf andere, das war der Sinn gewesen. Er war nur ein Symbol. Das machte die Bürde plötzlich leichter zu tragen.
    In dem Moment knatterte der Motor des Schredders los, und die Vögel flogen kreischend auf, dahinschießende Schatten vor der Sonne. Zwei Soldaten kamen heran. Der eine zeigte auf Sebeck, dann auf den Schredder. Beide Soldaten nickten und schulterten ihre Karabiner. Sie packten Sebeck an den Ellbogen und schleppten ihn dem blutverkrusteten Maul der knatternden Maschine entgegen. Sebeck wurde von Panik erfasst: Er wehrte sich und stemmte die bloßen Fersen in den staubigen Boden. «Nein!»
    Sie zerrten ihn weiter.
    Doch dann ließ der Zug plötzlich nach, und er fiel hin. Komischerweise war er klatschnass. Er blickte zu dem Mann empor, der ihn am rechten Arm hielt, aber der Soldat war von der Taille aufwärts weg. Sein abgetrennter Arm umklammerte immer noch Sebecks Ellbogen. Er starrte den Arm ungläubig an. Das war etwas, was ein zivilisiertes Gehirn nicht so leicht verarbeitete.
    Dann wurde Sebeck bewusst, dass ihn links auch niemand mehr zog, und als er hinschaute, sah er, dass der Rumpf des zweiten Schergen seinen Inhalt auf den Erdboden entleert hatte. Der Rest des Mannes lag ein Stück weiter.
    Und jetzt merkte Sebeck, dass sich in das Knattern des Schredders automatische Feuerstöße und das Röhren stärkerer Motoren mischten. Er drehte sich um und sah mehrere fahrerlose, mit Klingen überzogene Motorräder im Vorbeirasen jeweils zwei Schwerter gegen fassungslose Soldaten schwingen. Ein Söldner lag bereits schreiend und ohne Beine am Boden. Mehrere andere schossen im Liegen auf die Motorräder, ohne viel

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