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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Gabelstapler sirrte vorbei, scheinbar von niemandem gesteuert. Geschickt lud er eine Palette mit unbeschrifteten Kisten auf und fuhr in Richtung Lager davon.
    «Dad, du musst mir versprechen, dass du die Leute, die hier arbeiten, nicht nervst. Sie haben zum Teil sehr heikle Arbeit zu machen, und selbst wenn sie dich direkt anschauen, kann es trotzdem sein, dass sie dich weder sehen noch hören.»
    «Warum sollten sie mich nicht sehen?»
    «Weil sie gerade in eine virtuelle Dimension schauen.» Als er sie verständnislos anblickte, seufzte sie wieder. «Ich hab dir doch gesagt, du wirst es nicht verstehen.»
    Sie ging weiter, und er folgte ihr, betrachtete mit großen Augen das emsige Treiben auf dem Hof. Das war doch merkwürdig. Er konnte sich nicht erinnern, hier je so viel Aktivität gesehen zu haben. Ja, wenn er sich’s recht überlegte, hatte er in Greeley schon seit Jahrzehnten überhaupt keinen Betrieb mehr gesehen, wo so viel los war. «Was genau machen sie denn?»
    «Das hier ist die Logistik-Drehscheibe der Greeley-Fraktion – der hiesige Knoten eines weltweiten Netzwerks, das von einem begrenzt intelligenten Agenten betrieben wird, der eine widerstandsfähige, nachhaltig wirtschaftende, technologisch hochentwickelte Zivilisation aufbaut.»
    Er sah sie nur an.
    «Komm einfach rein.» Sie öffnete eine Tür an der Seite des Lagerhauses, und sie betraten einen großen Raum mit hohen Regalen an den Wänden. Entlang der gegenüberliegenden Wand standen mehrere computerisierte Fräsmaschinen. Die Leute, die sie bedienten, waren ganz auf ihre Arbeit konzentriert. Die Mitte des Raums sah aus wie eine Art Bereitstellungsbereich und wimmelte von jungen Leuten, alle mit Brillen und Handschuhen. Auf einer Seite war ein Podest mit Bürostühlen und Schreibtischen, wo ein Dutzend Leute unsichtbare Objekte in der Luft zu ergreifen und zu bewegen schienen. Sie alle sprachen mit unsichtbaren Personen, wie in einem Callcenter.
    Fossen nickte. «Telemarketing.» Er wandte sich ihr zu. «Das hier ist so eine Netzwerk-Marketing-Masche, richtig? Ich bin wirklich enttäuscht –»
    «Dad! Das ist es ganz und gar nicht.» Sie ging zu einer Segeltuchplane, die über einen großen Gegenstand gebreitet war, zog sie weg und enthüllte eine alte hölzerne Maschine.
    Fossen blieb verdutzt stehen. «Ein Clipper … wie kommt der denn hierher?»
    Das antike Stück wirkte zwischen den umhersausenden, computergesteuerten Gabelstaplern mehr als deplatziert. Es war ein hundert Jahre alter Clipper-Saatgutreiniger, genau wie der, der seit den 1920er Jahren im Besitz seiner Familie gewesen war. Sein Vater und Großvater hatten ihn benutzt, bis ihn die Halperin-Juristen als Beweisstück für «Diebstahl geistigen Eigentums» beschlagnahmt hatten.
    Er beugte sich über die Maschine und inspizierte sie genauer. «Ich dachte, die Biotech-Firmen hätten praktisch alle zerstört …»
    «War nicht leicht, den da zu finden. Wir bauen jetzt neue Saatgutreiniger, aber ich wollte dir ein Original beschaffen. Das sollte eine Überraschung sein.»
    Er schüttelte den Kopf. «Das geht nicht, Jenna. Wir können den nicht bei uns stehen haben. Das Haus wird Tag und Nacht von Detektiven fotografiert. Die Halperin-Leute werden behaupten, wir stehlen schon wieder ihre Produkte.»
    «Was sind denn das für Töne? Die zwingen uns, zu kriechen und zu katzbuckeln, nur um an der Natur teilhaben zu dürfen. Das sind
Samenkörner
, keine Produkte.»
    «Du weißt genau, was ich meine. Du weißt, was uns diese Prozessiererei angetan hat.»
    «Das ist jetzt vorbei.»
    «Jenna, red nicht solchen Unsinn. Heute erst bin ich auf dem Nordfeld mit ihren Schnüfflern aneinandergeraten.»
    «Ich weiß. Das war das letzte Mal, ich versprech’s dir. Unsere Gruppe hat diese Woche Rechtsschutz Level vier freigeschaltet. Es ist schon aktiviert.»
    Er sah sie nur irritiert an. «Schätzchen, das ist doch absurd.» Er zeigte auf die hohen Regale, die Fräsmaschinen und automatischen Gabelstapler. «Wer bezahlt überhaupt das alles hier?»
    «Wir.»
    «Ach, wirklich? Wie denn?»
    «In unserem Netzwerk gilt nicht der Dollar. Wir haben Darknet-Credits angespart – eine neue digitale Währung, die nicht mit Schulden über zwanzig Generationen durch Geschenke an Konzerne befrachtet ist. Wir benutzen diese Währung für den Aufbau einer lokalen, nachhaltigen Ökonomie rings um Greeley.»
    «Sie werden euch alle verhaften.»
    «Man darf private Währungen benutzen, solange sie

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