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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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reingeraten? Sie hatte immer so vernünftig gewirkt, sogar als Teenager. Amerikanische Landjugend, bäuerlicher Jugendverband. War er zu selbstgefällig gewesen? Hatte er von ihr erwartet, dass sie überhaupt nie seine Hilfe brauchte? Sie war sehr gut in der Schule gewesen. Hatte ein Teilstipendium an der Iowa State University bekommen, ihr Biologiestudium mit Bestnoten abgeschlossen – und sich dann in der schlimmsten Arbeitsmarktsituation seit der Großen Depression wiedergefunden. Neun Monate schon, und sie wohnte immer noch zu Hause, ohne Aussicht auf einen Job. Sie sagte, sie arbeite ehrenamtlich bei einem politischen Aktionskomitee. Würde sie ihn tatsächlich anlügen, ihren eigenen –
    Er fuhr zusammen, weil plötzlich jemand an die Seitenscheibe auf der Beifahrerseite klopfte. Er schaute hin und sah seine dreiundzwanzigjährige Tochter in einer Marinejacke mit Schal neben dem Pick-up stehen. Sie machte ein unwirsches Gesicht, sah aber trotzdem so hübsch aus wie immer.
    Fossen seufzte, stellte das Radio ab und entriegelte die Beifahrertür.
    Sie klopfte wieder ans Seitenfenster.
    Genervt ließ Fossen die Scheibe hinab. «Steig schon ein, Jenna.»
    «Warum bist du hier, Dad?»
    «Weil ich wissen muss, was du machst.»
    «Es ist nicht, wie du denkst.»
    «Verdammt, Jenna, ich mische mich ja nie in dein Leben ein, aber ich bin doch nicht von gestern.»
    «Ich bin dreiundzwanzig. Ich bin erwachsen und brauche keinen Babysitter. Ich habe schon keinen mehr gebraucht, seit ich acht war.»
    «Was erwartest du von mir? Dass ich das hier einfach ignoriere? Geht man so mit jemandem um, den man liebt? Solange du unter unserem Dach wohnst, wirst du dich an die Familienregeln halten, und Familienmitglieder haben voreinander keine Geheimnisse.»
    Er deutete zu dem eingezäunten Lagerhof hinüber. «Was ist das, und was zum Teufel machst du da?»
    Sie sah ihn unbeeindruckt an. «Der Sheriff hat mit dir gesprochen, oder?»
    «Dave macht sich Sorgen um dich. Er will dich beschützen.»
    Sie runzelte die Stirn. «Er sollte sich lieber um sich selbst kümmern. Er weiß doch, dass es Leute in St. Louis gibt, die es gern sehen würden, wenn jemand anders seinen Job übernimmt, oder?»
    Fossen hatte plötzlich das Gefühl, die Person da neben seinem Wagen gar nicht zu kennen. «Moment … was?»
    Sie seufzte. «Dad, ich glaube nicht, dass du verstehst, was ich tue oder warum ich’s tue.»
    «Du meinst, du glaubst nicht, dass ich
billige
, was du tust.»
    «Ob du billigst, was ich tue, ist mir egal.»
    «Solange du in unserem Haus wohnst –»
    «Ich kann ja ausziehen, wenn es sein muss. Ich dachte nur, jetzt, wo Dennis weg ist …»
    Es verletzte ihn auf einmal sehr, dass er sie so gar nicht erreichen konnte.
    Sie schien seine Reaktion zu bemerken. «Dad, ich sage doch nicht, dass ich ausziehen will. Ich will ja nur sagen, dass das, was ich tue, wichtig ist.»
    «Warum begreifst du nicht, dass ich wissen muss, was mit dir los ist. Ich will dich doch nur beschützen.»
    «Das ist es ja, was du nicht verstehst, Dad. Ich beschütze
dich
. Und ich verspreche dir, das heute war das letzte Mal, dass Halperin Organix die Fossens in Greeley, Iowa, belästigt hat.»
    Er war verwirrt. «Halperin? Was hat Halperin damit zu tun?» Er musterte sie. «Liebes, was läuft dadrinnen?»
    «Dad, wenn ich’s dir zeige, musst du versprechen, dass du nicht versuchst, es mir auszureden. Weil du das sowieso nicht schaffst.»
    «Es ist eine Sekte, stimmt’s?»
    Sie lachte laut auf. «Früher hat’s dich beunruhigt, dass ich nicht in die Kirche gehen wollte. Und jetzt hast du Angst, ich könnte eine religiöse Fanatikerin geworden sein.» Als sie seinen Gesichtsausdruck sah, schüttelte sie den Kopf. «Nein, keine Sekte.»
    Sie setzte eine teuer aussehende Brille auf und nickte. «Wenn du mitkommen willst, dann jetzt.»
    Er stieg aus und folgte ihr über die Straße zu dem hellerleuchteten Gelände. «Das ist doch der alte Holzplatz? Musst du jemandem Bescheid sagen, dass ich mitkomme, oder …»
    «Sie wissen längst, dass du hier bist, Dad. Sie wussten es schon in dem Moment, als du angefahren kamst.»
    Als sie sich dem Metalltor näherten, ging es automatisch auf. Fossen sah ein halbes Dutzend Personen in den Zwanzigern und Dreißigern geschäftig auf dem Hof umhergehen, mit Fingern zeigen und mit unsichtbaren Leuten reden – wahrscheinlich über Headsets, dachte er. Alle trugen teure Brillen, ähnlich der von Jenna. Ein unbemannter

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