DARKNET
reden.»
«Worüber?»
«Du und Jenna, redet ihr viel miteinander?»
Fossen musterte ihn misstrauisch. «Worum geht’s? Was hat sie gemacht?»
«Hör zu, ich will mich nicht in eure Angelegenheiten mischen, aber ich habe sie hier in Greenley mit komischen Typen rumhängen sehen.»
Fossen seufzte. «Verdammt. Seit sie vom College wieder da ist, hab ich das Gefühl, ich kenne sie gar nicht mehr. Hockt nur zu Hause rum, monatelang jetzt schon. Gibt ja keine Jobs – weder hier noch woanders.»
«Ich weiß, im Moment sieht es wirklich mies aus, aber es passieren noch ganz andere Sachen.» Er deutete mit dem Daumen zu seinem Streifenwagen hinüber. «Weißt du noch, wie Sheriff Pearson hier Streife gefahren ist? Er hatte eine Pistole, aber die Hälfte der Zeit hat er sie nicht mal getragen. Ich dagegen habe eine Schrotflinte, eine M16 und zwei Pistolen im Wagen. Das Chrystal Meth hat alles verändert. In den letzten vier Jahren gab es in unserem Bezirk acht Schießereien.»
«Guter Gott, du willst doch nicht sagen, Jenna hat was mit Drogengangs zu tun?»
«Jenna? Nein, darauf wollte ich nicht raus.»
«Gott sei Dank.»
«Was ich sagen wollte, ist: Urplötzlich – von einem Monat auf den anderen – sind die Meth-Gangs allesamt verschwunden, Hank.»
Fossen runzelte die Stirn. «Das ist doch gut, oder?»
«Schon – aber es macht einen auch stutzig. Ich meine, das passiert doch nicht von selbst. Denk doch mal nach. Die skrupellosen, aus den Knästen gesteuerten Meth-Gangs im ganzen Staat sind so gut wie weg. Und überall schießen Nonprofit-Therapieeinrichtungen aus dem Boden.»
«Ich weiß nicht, worauf du rauswillst, Dave – aber es wär mir lieb, du würdest es einfach sagen.»
«In diesem County gehen Dinge vor sich, die …» Der Sheriff suchte nach Worten, blickte dann auf. «Na ja, Dinge, die keinen Sinn ergeben.»
«Weniger Sinn, als dass Fremde auf meinem Land mehr Rechte haben als ich?»
«Kurz gesagt, ja. Da ist irgendeine merkwürdige Kraft am Werk. Seltsame Maschinen und Gerätschaften tauchen auf. Fremde – hauptsächlich junge Leute – ziehen aufs Land zurück und gründen Betriebe und Geschäfte. Aber Gewerbe, die anscheinend kein Geld erwirtschaften. Sie haben jede Menge teures Hightech-Equipment – aber ich hab nicht die geringste Ahnung, was sie damit machen.»
«Und es sind keine Gangs?»
Der Sheriff schüttelte den Kopf. «Nein. Und Rechtsbeistand haben sie auch. Wir wollten sie uns näher angucken, und die Staatsanwaltschaft hat uns zurückgepfiffen. Ich weiß nicht, ob es eine Sekte ist oder –»
«Was hat Jenna damit zu tun?»
«Sie gehört dazu, Hank. Die meiste Zeit ist sie dort. Ich dachte, du wüsstest das.»
Fossen blickte auf den fruchtbaren, aber noch brachliegenden Boden. Er nickte. «Wo?»
10 Maisfarmer-Rebellion
Henry Fossen saß im Dunkeln in seinem F-150-Pick-up und wartete. Er parkte am Stadtrand von Greeley unter dem Vordach einer ehemaligen Tankstelle, gegenüber von einem eingezäunten Lagerhof. Der Sheriff hatte gesagt, seit ein paar Monaten würde es hier so geschäftig zugehen wie in einem Bienenstock.
Fossen hielt Ausschau nach Jennas Kleinwagen, den sie sich vor dem College von ihrem eigenen Geld gekauft hatte. Er hörte Inforadio.
Die Nachrichten waren mies. Die Inflation wuchs, und der Dollar fiel gegenüber ausländischen Währungen. Dadurch schoss der Benzinpreis in schwindelnde Höhe. Die ohnehin schon verheerende Arbeitslosigkeit nahm noch zu. Rund um Des Moines wuchsen Zeltstädte aus dem Boden. Die Talsohle der Finanzkrise hätte eigentlich durchschritten sein sollen, aber es wurde immer noch schlimmer. Die Aktien allerdings stiegen immer noch. Das passte doch alles nicht zusammen.
Auf der anderen Straßenseite, im Flutlicht des umzäunten Hofs, bewegten sich menschliche Silhouetten zwischen Paletten, die mit Planen bedeckt waren. Dann und wann sah Fossen einen Gabelstapler am Werk. Ein mit Frachtcontainern beladener Sattelschlepper kam an, und ein Hubwagen lud die Container rasch ab, worauf der Sattelschlepper wieder losfuhr.
Aber es gab nirgendwo ein Schild, dass das hier ein Geschäftsbetrieb war. Der Sheriff hatte gesagt, man habe den Aktivitäten auf diesem Gelände nicht weiter nachgehen können, weil sich ein teures Anwaltsbüro aus Des Moines eingeschaltet habe.
Fossen starrte hinüber. Bevor er Jenna zur Rede stellte, musste er sicher sein, dass das, was der Sheriff über sie sagte, stimmte. Wo war sie da
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