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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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dem Rezeptionsgebäude.
    Der Major rollte sich über das Geländer und in die Büsche. Gleich darauf war er auf dem Parkplatz und probierte Wagentüren aus. Verriegelt. Verriegelt.
    Er versuchte sich zu erinnern, wie man einen Wagen kurzschloss, aber dann ging ihm auf, dass sich Autos grundlegend verändert hatten, seit damals, als er in Belize City im Dunkeln Drähte miteinander verzwirbelt hatte. Heute war an Autos alles elektronisch – ja, die verdammten Dinger waren inzwischen intelligent genug, um
ihn
zu jagen.
    Von überall her kam aus dem Dunkeln das Geräusch von Motorrädern. In den Fenstern der Gästezimmer ging Licht an. Rufe schallten über das Gelände.
    «Polizei! Jemand muss die Polizei rufen!»
    Plötzlich wurde ihm klar, dass er ja immer noch sein Handy bei sich hatte. Er zog es aus der Jackentasche und warf es mit aller Kraft über den Parkplatz. Es zerschellte im Dunkeln an irgendetwas Hartem. Über das Ding musste ihn der Daemon ja wohl aufgespürt haben. Und das, obwohl es ein nicht ortbares Handy war. Er hatte es doch erst ein paar Tage gehabt. Wie hatten sie ihn gefunden? Er sann einen Moment über mögliche Vektoren nach, befand dann aber, dass er sich darüber später Gedanken machen konnte, falls er diese Nacht überlebte.
    Vom Clubhaus her näherten sich Autoscheinwerfer. Er duckte sich hinter einen der Wagen und spähte den Fahrweg entlang.
    Ein gutgekleideter Mann in den Siebzigern saß am Steuer eines Bentley Continental Flying Spur, der mit etwa zehn Meilen pro Stunde auf den Major zurollte.
    Der Major versteckte die Pistole hinter dem Bein, mimte ein steifes Hinken und stellte sich mitten auf den Weg. Er hob die freie Hand und gab sich alle Mühe, panisch dreinzuschauen. Der Wagen bremste ab und hielt. Der Major humpelte zur Fahrertür, als der Fahrer das Fenster herunterließ.
    «Was ist, junger Mann?»
    «Meine Frau und ich sind auf dem Rückweg vom Club von einem Betrunkenen angefahren worden. Jemand muss einen Krankenwagen rufen.»
    «Lieber Gott, das ist ja schrecklich.» Der alte Mann legte den Parkgang ein und suchte nach seinem Handy.
    Der Parkgang war entscheidend.
    Als der Fahrer wieder aufblickte, hielt der Major die Pistole auf seinen Kopf gerichtet. Der Major schoss dem Alten aus nächster Nähe in die Stirn. Blut spritzte auf die eierschalenfarbenen Lederpolster.
    Sauerei. Unprofessionell.
    Kleinkalibrige Pistolen waren für so etwas besser. Da trat die Kugel nicht am Hinterkopf wieder aus.
    Plötzlich hörte der Major hundert Meter hinter sich einen Razorback um die Ecke biegen. Er schaute rasch weg, weil er wusste, dass die Dinger mit Blendwaffen bestückt waren.
    Ein grüner Laserstrahl tanzte in einer grellen Lightshow über ihn und die Spiegel des Wagens. Der Major hechtete durch das offene Fahrerfenster und krabbelte über den immer noch zuckenden Leichnam des alten Mannes hinweg. Als er sich auf dem Beifahrersitz aufgerichtet hatte, streckte er das Bein über die Schaltkonsole, um mit dem Fuß ans Gaspedal zu kommen. Er hörte noch mehr Razorbacks aus verschiedenen Richtungen herandonnern. Plötzlich schoss eine rasiermesserscharfe, samuraischwertartige Klinge durch das offene Fahrerfenster herein und genau in den Hals des alten Mannes. Ein zweiter Hieb trennte ihm glatt den Kopf ab.
    Der Major schoss dreimal auf den Roboterarm, der die Klinge führte. Die Kugeln deformierten die Halterung. Das Motorrad warf die Klinge aus, entfernte sich ein Stück und schwenkte herum, um seine Laserwaffen auf den Wagen zu richten. Der Major duckte sich, während grünes Laserlicht den Innenraum erfüllte. Endlich schaffte er es, mit dem linken Fuß das Gaspedal zu erreichen. Er stellte den Schalthebel auf Drive und fühlte, wie der PS -starke Motor auf der schmalen Fahrstraße beschleunigte. Er ignorierte das Blut auf den Sitzen und den kopflosen Mann neben ihm.
    «Verdammt! Verdammte Scheiße!» Er schlug mit der Faust auf das Armaturenbrett. Er hatte seinen kühlen Verstand verloren. Hier waren überall Überwachungskameras. Er würde dieses Video irgendwie an sich bringen müssen. Aber vor allem durfte er jetzt nicht die Nerven verlieren. Er musste sich zusammenreißen.
Du warst doch mal gut im operativen Bereich.
    Der Bentley war jetzt schon fast bei sechzig Meilen, und er hatte ihn kaum unter Kontrolle. Er riskierte einen Blick in den Rückspiegel und sah mehrere Razorbacks schnell näher kommen. Schon huschte Laserlicht über den Wagen. Er schlug mit der Faust den

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