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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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Camaro-Schlüssel.
    Draußen war unterdes die Hölle los. Es klang, als ob sämtliche Razorbacks weit und breit bereits auf dem Grundstück wären und es nach ihm durchkämmten. Der Major wurde mit jeder Sekunde ruhiger. Allmählich fiel er in einen vertrauten Rhythmus. Operative Arbeit hatte ihre lohnenden Seiten, und Adrenalin-Highs waren eine davon.
    Er stieg in den Camaro und legte die Renngurte an. Er startete den Motor, ein sattes, bassiges Röhren. Plötzlich schallte Boston aus der Stereoanlage – «Don’t Look Back». Der Major stellte die Musik lauter, ließ den Motor nochmal aufdrehen und merkte, dass er eine Sonnenbrille in der Jacketttasche hatte. Er setzte sie auf. Sie würde ihn zwar nicht gänzlich vor dem Laserlicht schützen, war aber besser als nichts. Dann drückte er die Tor-Fernbedienung in der Sonnenblende und schoss mit quietschenden Reifen aus der Garage.
    In der Garageneinfahrt warteten drei Razorbacks. Er rammte den ersten und katapultierte ihn in den Springbrunnen. Als sich Laserstrahlen auf ihn richteten, riss er den Wagen um hundertachtzig Grad herum und preschte über den hinteren Rasen. Dort rammte er einen weiteren Razorback aus dem Weg und jagte den Camaro durch den hinteren Zaun. Er schaffte es auf den Strand hinaus.
    Der Major sah ein Dutzend starke grüne Laser den Bewegungen des Wagens folgen, als er seitwärts ausbrach, sich wieder fing und dann über den Strand in Richtung Festland donnerte. Auf dem unebenen Sand würden die Motorräder ihren Geschwindigkeitsvorteil womöglich nicht nutzen können – vielleicht konnten sie ja überhaupt nicht manövrieren. Er drehte die Musik noch lauter, als plötzlich zwischen den Bäumen rechts von ihm Mündungsfeuer aufblitzte. Kugeln schlugen in die Karosserie und überzogen die Frontscheibe mit spinnennetzförmigen Rissen. Auch noch menschliche Daemon-Agenten? «Ist das alles, was ihr habt, ihr Hurensöhne?»
    Er gab Vollgas, sah die Lichter von Strandvillen vorbeisausen.
    Fast fünf Minuten raste der Major über den nächtlichen Strand, so nahe am Wasser, wie er sich irgend traute. Zu seinem Erstaunen sah er keine Menschenseele. Die Reichen hatten komische Vorstellungen, wozu ein Strand gut war.
    Aber irgendwann würde die Insel zu Ende sein – so viel war sicher. Es gab nur eine Straße zum Festland, und die wurde mit Sicherheit bewacht. Diesen Weg konnte er also nicht nehmen. Die Tatsache, dass die Polizei sich nicht blicken ließ, sagte ihm, dass das hier eine großangelegte Operation war, um ihn zu kriegen. Irgendwie musste etwas durchgesickert sein. Schon der Gedanke machte ihn verrückt. Wie hatten sie ihn geortet?
    Soweit er sich erinnerte, war da noch eine Barrier-Insel südlich von dieser hier, nur durch eine schmale Wasserrinne von ihr getrennt. Er raste weiter nach Süden und rumpelte bald schon über flache Dünen. Er bremste ab und blieb dicht am Wasser.
    Er kam jetzt in völliges Dunkel. Nachdem er die Scheinwerfer ausgeschaltet hatte, waren da nur noch die Sterne. Der Major schaute auf einen selbstleuchtenden Armaturenbrettkompass, den der Besitzer des Camaro angebracht hatte. Exakt nach Süden.
    Bald schon sah er ein Stück vor sich Lichter von Häusern, und um ein Haar wäre er in die schmale Wasserrinne gerauscht, die den flachen Sandstreifen, auf dem er sich befand, von der vielleicht hundertfünfundsiebzig Meter entfernten Nachbarinsel trennte.
    Er schaltete in den Leerlauf, streifte die Schuhe ab und stieg aus dem Wagen. Er zog die Jacke aus und machte sich daran, den Wagen und die Pistolen abzuwischen. Der Gedanke kam ihm ein bisschen spät, weil er mit Sicherheit überall Fingerabdrücke hinterlassen hatte, aber schaden konnte es ja nichts. Und er musste eventuelle Überwachungsvideos an sich bringen, alle. Er überlegte, wer von seinen Leuten das erledigen konnte.
    Im Kofferraum des Camaro fand der Major einen Werkzeugkasten. Er legte den Gang ein, schlüpfte aus der Fahrertür, während er die Kupplung kommen ließ und den Werkzeugkasten aufs Gaspedal stellte – der Wagen preschte ins Wasser, pflügte spritzend weiter, verharrte schließlich, drehte sich auf die Seite und begann zu sinken.
    Der Major nahm seine Schuhe, band sie zusammen und hängte sie sich um den Hals, wickelte die Pistolen in seine Jacke und schwamm los, durch die Luftblasen, die immer noch aus dem Auto aufstiegen. Das Wasser war beißend kalt, aber über diese kurze Entfernung war Unterkühlung wohl kein Thema.
    Ruhig und entschlossen

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