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DARKNET

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Titel: DARKNET Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Suarez
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sich an.
    Haverford war immer noch skeptisch und suchte andere Screens ab – den Vorderausgang, den Seitenausgang, den Hinterausgang. «Keine dieser Türen geht auf, sehen Sie doch.»
    Shen zeigte auf die rückwärtige Tür der Küche, die man in geöffneter Stellung festgeklemmt hatte, um kühle Luft hineinzulassen. «Diese Tür hier ist schon offen. Schauen Sie –
da
.» Er zeigte auf Videobilder vom Kücheninneren. «Das Personal ist überrascht. Die Augen der Leute verfolgen etwas – als ob eine fremde Person unerwartet durch ihre Küche ginge. Vielleicht ein westlicher Geschäftsmann.»
    Es war nicht zu leugnen. Man sah einen Kellner und einen Koch irritiert irgendjemand anglotzen – der Koch rief sogar etwas und wedelte die unsichtbare Person weg. Und plötzlich erschien im Bild wieder so ein leichtes Luftflimmern. Ein kleiner Fehler im Gewebe der Screen-Realität. Und da waren verschwommene Reflexionen in spiegelnden Edelstahlflächen.
    Shen tippte auf das Bild. «Diese Geräte, Mr.Haverford. Das sind doch digitale Überwachungskameras? Das Neueste vom Neuen, nehme ich an?»
    Haverford starrte ihn an. «Natürlich. Und
made in China
, wenn ich das anmerken darf.»
    Shen lachte leise und schüttelte den Kopf.
Natürlich sind sie
made in China. Ihm fiel wieder ein, was Ross gesagt hatte …
    Die Menschen in China wollen frei sein, Liang.
    Er zeigte auf einen anderen Screen – der Bereich, wo die Gasse hinter dem Restaurant in die nächste Querstraße einmündete. Auf der Straße war niemand, aber da, diese Spiegelung in einer dunklen Schaufensterscheibe – das war eindeutig Jon Ross, überaus adrett in seinem Nadelstreifenanzug aus Hongkong. Shen lächelte in sich hinein. «Ich glaube, wir haben das Problem gefunden, Mr.Haverford.»
    Gemurmel ging jetzt durch die Umstehenden. Noch mehr Leute beugten sich heran, um mit eigenen Augen zu sehen, was allen Anwesenden ein absolutes Ding der Unmöglichkeit schien.
    Haverford schüttelte immer wieder den Kopf. «Aber …»
    Auf dem Bildschirm sah man jetzt eine Ecke weiter eine Gruppe Zivilpolizisten zigarettenrauchend auf etwas warten – das Signal, das zu spät kommen würde.
    Shen drehte sich zu General Zhang um, sagte aber an alle gerichtet: «Ich will Ihnen sagen, was Ihr System ist, Mr.Haverford. Es ist ein Sechs-Milliarden-Dollar … wie nennt ihr Amerikaner das doch gleich? Ah, ja –
Clusterfuck

    Haverford stand auf und sagte zu General Zhang: «Lächerlich. Das ist eine Panne, weiter nichts.»
    Shen zeigte auf die Kameras. «Mr.Ross ist hier für ein Dutzend Kameras unsichtbar. Zeigen Sie mir eine, wo er wieder auftaucht. Straßen weiter? Stunden später? Ich wette, Sie werden ihn nicht finden. Weil Ihr System überlistet worden ist.»
    General Zhang musterte den Screen. «Aber wie, Shen? Wie hat er es gemacht?»
    «Da sind zwei Millionen Digitalkameras. Alle vereint durch verschiedenste Ebenen digitaler Bildverarbeitungssoftware. Durch Kamera-Firmware. Jemand hat ein System entwickelt, das bestimmte Bildbereiche durch Hintergrund ersetzt.»
    «Hintergrund?»
    «Ja. Irgendwo in der Kette zwischen der Aufzeichnung des Bildes und seinem Erscheinen hier auf unseren Monitoren wird der Hintergrund der jeweiligen Kameraperspektive an die Stelle der Abbildung einer Person gesetzt, wenn diese irgendeine Art elektronisches Tag trägt, das ihre räumliche Position angibt.»
    «Aber wie kann die Kamera wissen, wo sich diese Person in Relation zu ihr befindet?»
    Shen nickte, während er erklärte: «Die Kameraposition ist vermutlich bereits bekannt, könnte aber auch durch eine geometrische Analyse markanter Umgebungspunkte errechnet werden. Software, Herr General. Das lässt sich alles mit Software machen.»
    Haverford schüttelte immer noch den Kopf. «Aber das wäre ja … das kann einfach nicht sein.»
    «Warum nicht, Mr.Haverford? Meinen Sie, nur Amerikaner sind zu kreativem Denken fähig?»
    Zhangs Miene war nicht zu deuten. «Wie können wir das abstellen?»
    «Regel Nummer eins der Computersicherheit, Herr General, lautet: Lass dein Equipment nie irgendwo allein, wo andere sich daran zu schaffen machen können.» Er zeigte auf den Bildschirm. «Und was haben wir hier? Zwei Millionen Kameras an öffentlichen Orten? Und wie viele Faseroptikleitungen, die sie mit leicht zugänglichen Netzwerkkabeln verbinden? So ziemlich jeder an jedem Punkt dieser komplexen Kette hätte das tun können.»
    «Dann müssen wir die Kameras in Ordnung bringen.

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