Darkover 01 - Landung auf Darkover
und stand auf. »Also gut, gehen wir. Passen Sie auf, wohin Sie treten… weiter oben gibt es Felsen.«
Doch zu seiner Überraschung ging sie auf den nahe am Gipfel angehäuften Felsen sicheren Fußes, und er brauchte ihr nicht zu helfen oder nach einem leichteren Weg zu suchen. Vom Hügelkamm aus konnten sie ein weites Panorama unter und hinter sich bewundern: das Tal, an dessen Hang sie gelagert hatten, die langgezogene Ebene, das weiter entfernte Tal, in dem das Sternenschiff lag… MacAran konnte allerdings selbst mit dem starken Feldstecher nur einen winzigen dunklen Fleck ausmachen, der das Schiff sein mochte. Deutlicher zu sehen war die unregelmäßige Lichtung, dort, wo sie Bäume für die Unterkünfte geschlagen hatten. Als er Camilla den Feldstecher reichte, sagte er: »Die erste Markierung des Menschen auf einer neuen Welt.«
»Und die letzte, hoffe ich«, murmelte sie. Er wollte sie fragen, sie direkt damit konfrontieren: Konnte das Schiff repariert werden? Aber momentan war nicht der richtige Zeitpunkt, darüber nachzudenken. »Zwischen den Felsen gibt es Bäche, und Judy hat das Wasser vor ein paar Tagen getestet. Wir können vermutlich soviel Wasser finden, wie wir nur brauchen, um unsere Feldflaschen wieder aufzufüllen - Sie brauchen also nicht übertrieben zu rationieren.«
»Meine Kehle fühlt sich schrecklich trocken an. Ist das wirklich nur die Höhe?«
»Wahrscheinlich. Auf der Erde könnten wir ohne Sauerstoffmasken nicht mehr viel höher steigen, aber die Luft dieses Planeten hat einen höheren Sauerstoffgehalt.« MacAran blickte ein letztes Mal auf das orangefarbene Zelt hinunter, verstaute den Feldstecher und hängte den Trageriemen über seine Schulter. »Nun, der letzte Gipfel wird höher sein. Gehen wir also weiter.« Sie betrachtete ein paar kleine orangerote Blumen, die in Felsspalten wuchsen. »Sie berühren sie besser nicht. Wer weiß, was für eine Teufelei sie für uns bereithalten.«
Sie drehte sich herum, eine kleine orangerote Blume in den Händen. »Schon zu spät«, sagte sie mit einem schiefen Lächeln. »Besser, ich finde jetzt gleich und nicht erst später heraus, ob ich tot umfalle, wenn ich eine Blume berühre. Ich bin mir nämlich gar nicht so sicher, ob ich weiterleben möchte, wenn dies eine Welt ist, auf der ich nichts anfassen kann.« Ernster fügte sie hinzu: »Wir müssen ein paar Risiken eingehen, Rafe - und selbst wenn wir das nicht tun würden, könnte uns noch immer etwas töten, bei dem wir nicht damit gerechnet hätten. Ich glaube, wir können nur die auf der Hand liegenden Vorsichtsmaßnahmen treffen - und ansonsten werden wir wohl oder übel unsere Risiken eingehen müssen.«
Dies war seit dem Absturz das erste Mal, daß sie ihn bei seinem Vornamen genannt hatte, und beinahe widerwillig war er milder gestimmt. »Sie… du hast natürlich recht… Solange wir hier nicht gerade in Raumanzügen herumgeistern, haben wir sowieso keinen echten Schutz - also hat es gar keinen Sinn, paranoid zu werden. Wenn wir ein Erstlandeteam wären, dann wüßten wir, welche Risiken wir nicht eingehen sollten, aber so, wie es aussieht, vermute ich, bleibt uns gar nichts anderes übrig, als etwas zu riskieren.« Es wurde wärmer, und er zog die Parka aus. »Ich wüßte gern, wieviel Wert ich Heathers Vorahnungen von dem schlechten Wetter beimessen sollte.«
Sie machten sich daran, auf der gegenüberliegenden Seite des Kamms hinunterzugehen. Auf halbem Wege hangabwärts, nach zwei oder drei Stunden Suche nach einer begehbaren Route, entdeckten sie eine kleine kristallklare Quelle, die aus einem gespaltenen Felsen hervorströmte: Hier füllten sie ihre Feldflaschen auf. Das Wasser schmeckte süß und rein, und auf MacArans Vorschlag hin folgten sie dem Bachlauf abwärts; das Wasser würde bestimmt den kürzesten Weg nehmen.
In der Abenddämmerung jagten schwere Wolken vor der untergehenden Sonne dahin. Sie befanden sich in einem Tal, und es gab keine Möglichkeit, dem Schiff oder dem anderen Lager ihrer Gruppe ein Signal zu geben. Während sie ihr winziges Schutzzelt aufbauten und MacAran Feuer machte, über dem sie ihre Essensrationen erwärmen konnten, begann ein dünner, feiner Regen zu fallen. Fluchend verlegte er das kleine Feuer unter die Zeltklappe, wo er es ein wenig vor dem Regen abzuschirmen versuchte. Es gelang ihm, Wasser aufzuwärmen - zum Kochen brachte er es jedoch nicht mehr, denn böige Graupelschauer erstickten die Flammen, und so gab er schließlich auf
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