Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkover 01 - Landung auf Darkover

Darkover 01 - Landung auf Darkover

Titel: Darkover 01 - Landung auf Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
bedrückte ihn, doch er tat sie ab - wir waren beide ganz schön verrückt, wir hätten alles mögliche tun können und wären uns dessen nicht einmal mehr bewußt. Er empfand eine beträchtliche Erleichterung, als er ihre Bündel im Innern des Zeltes ordentlich aufgestapelt sah… Gott, wir haben Glück gehabt… wir hätten alle unsere Aufzeichnungen und Berechnungen verlieren können…
    »Soll ich uns etwas zu Essen machen, bevor du schläfst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich könnte keinen Bissen hinunterbringen. Ich fühle mich, als wäre ich schlafgewandelt! Was ist mit uns geschehen, Rafe?«
    »Keine Ahnung.« Er verspürte eine unerklärliche Schüchternheit ihr gegenüber. »Hast du im Wald irgend etwas gegessen - Obst, irgend etwas?«
    »Nein. Ich erinnere mich noch daran, daß ich das tun wollte… es hat so verlockend ausgesehen, aber dann, in letzter Minute… habe ich doch von dem Wasser getrunken.«
    »Vergiß es. Wasser ist und bleibt Wasser, und Judy hat es getestet - das fällt also weg.«
    »Nun, irgend etwas muß es gewesen sein«, sagte sie energisch.
    »Das bestreite ich ja auch gar nicht. Wir müssen auch darüber reden - aber nicht heute nacht… bitte. Wir könnten es stundenlang durchkauen und einer Antwort trotzdem nicht näher sein.« Er löschte das Licht. »Versuch zu schlafen. Wir haben bereits einen ganzen Tag verloren.«
    In die Dunkelheit hinein sagte Camilla. »Hoffen wir also, daß sich Heather mit dem Schneesturm geirrt hat.«
    MacAran antwortete nicht. Er dachte: Hat sie Schneesturm gesagt oder nur schlechtes Wetter? Konnte das verrückte Wetter etwas mit dem zu tun haben, was geschehen war? Er hatte wieder das unheimliche Gefühl, einer Antwort ganz nahe zu sein, doch er war schrecklich müde - sie entglitt ihm, und noch während er danach tastete, schlief er ein.

5
    Sie fanden Marco Zabal nach einer Stunde vergeblichen Suchens und Rufens in den Wäldern; friedlich und der Länge nach ausgestreckt, lag er vor dem grauweißen Stamm eines unbekannten Baumes. Der Schnee hatte ihn sanft in ein Leichentuch von einem Viertelzoll Dicke gehüllt, und an seiner Seite kniete Judith Lovat, so weiß und regungslos in den vom Himmel wehenden Flocken, daß man zuerst voller Bestürzung meinte, auch sie sei gestorben.
    Dann bewegte sie sich und sah verwirrt zu ihnen auf, und Heather kniete sich neben sie, wickelte eine Decke um ihre Schultern und versuchte mit sanften Worten ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Doch sie sprach kein Wort - auch dann nicht, als MacLeod und Ewen Marco zum Zelt zurücktrugen. Heather mußte die ältere Frau führen; es kam ihr so vor, als sei sie mit Drogen betäubt, als befände sie sich in Trance.
    Als die kleine düstere Prozession durch den wirbelnden Schnee ging, fühlte Heather… glaubte sie unvermittelt, die Gedanken der anderen in ihrem Bewußtsein tanzen fühlen zu können - Ewens nachtschwarze Verzweiflung… Was bin ich für ein Arzt… liege im Gras und albere herum, während mein Patient wie rasend in den Wald davonläuft und stirbt… Und MacLeods eigenartige Verwirrung verstrickte sich mit ihrer eigenen Phantasie, einer alten Geschichte vom Elfenvolk, die sie in ihrer Kindheit gehört hatte: Niemals sollte der Held eine Frau zur Gemahlin haben, weder aus Fleisch noch aus Blut, noch aus dem Volk der Elfen, und so schufen sie für ihn eine Frau aus Blumen… Diese Frau aus Blumen war ich… Im Innern des Zeltes sank Ewen nieder, blickt starr geradeaus und bewegte sich nicht mehr. Doch Heather, verzweifelt besorgt wegen Judys fortwährender Starre, ging zu ihm und schüttelte ihn.
    »Ewen! Marco ist tot, es gibt nichts, was du jetzt noch für ihn tun könntest… aber Judy lebt. Versuch ihr zu helfen - versuch, ob du sie irgendwie aufwecken kannst!«
    Schleppend, müde… seine Gedanken sehen aus wie eine ihn umhüllende schwarze Wolke, dachte Heather und fröstelte. Doch Ewen beugte sich über Judith Lovat und überprüfte ihren Puls und ihren Herzschlag. Mit einer kleinen Lampe leuchtete er ihr in die Augen, dann sagte er ruhig: »Judy, hast du Marcos Körper so hingelegt, wie wir ihn gefunden haben?«
    »Nein«, hauchte sie. »Nicht ich. Es war die Schöne, die Schöne.
    Zuerst habe ich gedacht, es sei eine Frau, eine Vogelfrau, und sie sang, und ihre Augen… ihre Augen… «
    Verzweifelt wandte sich Ewen ab. »Sie phantasiert noch immer«, sagte er knapp. »Mach ihr etwas zu essen, Heather, und sorge dafür, daß sie es zu sich nimmt. Wir alle

Weitere Kostenlose Bücher