Darkover 01 - Landung auf Darkover
die gesamten Informationen über die Materie-Antimaterie-Antriebe zu retten. Irgendwann… Moray hat neulich gesagt, von der Dampfmaschine bis zu den Sternen seien es weniger als dreihundert Jahre. Irgendwann werden unsere Nachkommen zur Erde zurückkehren können, Camilla.«
Sie sagte: »Unter der Voraussetzung, daß sie wollen«, und setzte sich an ihren Schreibtisch. Er sah sie mit leichter Skepsis an. »Bezweifelst du das?«
»Ich bezweifle nichts, ich gebe nur nicht vor zu wissen, was meine Ur-ur-ur-ur… oh, verdammt, was meine Enkel neunter Generation schließlich zu tun gedenken. Immerhin haben die Erdenmenschen generationenlang glücklich und zufrieden gelebt, ohne irgendwelche Dinge erfinden zu wollen, die, nachdem das Schmelzen von Eisen geschafft war, jederzeit hätten erfunden werden können. Glaubst du ehrlich, die Menschheit wäre ohne Bevölkerungsdruck und Umweltverschmutzung zu den Sternen gereist? Außerdem gibt es so viele soziale Faktoren.«
»Und wenn es nach Moray geht, werden unsere Nachkommen ausnahmslos Barbaren sein«, brummte Leicester. »Aber solange wir den Computer haben, solange er erhalten bleibt, wird das Wissen da sein. Zu ihrem Gebrauch vorhanden, so oft sie das Bedürfnis danach verspüren.«
»Wenn er erhalten bleibt«, sagte sie mit einem Schulterzucken. »Nach den letzten paar Monaten bin ich mir nicht mehr so sicher, daß auch nur etwas von dem, was wir hierher mitgebracht haben, diese Generation überdauern wird.«
Bewußt, mit einer Anstrengung, erinnerte sich Leicester daran: Sie ist schwanger, und deshalb hat man früher jahrelang geglaubt, Frauen seien nicht dazu geeignet, Wissenschaftler zu sein - schwangere Frauen bekommen Ahnungen. Er sah ihr zu, wie sie in der komplizierten Code-Schrift des Computers rasche Anmerkungen machte. »Warum interessiert dich die Länge des Jahres?«
Was für eine dumme Frage, dachte das Mädchen und erinnerte sich daran, daß er auf einer Raumstation aufgewachsen war. Das Wetter bedeutete ihm nichts. Sie bezweifelte sogar, daß ihm die Beziehung von Wetter und Klima zu Ernte und Überleben klar war. Sie erklärte behutsam: »Zuerst einmal wollen wir die Wachstumsperiode schätzen und herausfinden, wann wir unsere Ernten einholen können. Das ist einfacher als Versuch und Irrtum, und wenn wir auf die normale Art gesiedelt hätten, wäre dieser Planet zuvor mehrere Jahreszyklen lang beobachtet worden. Auch würden Fiona und Judy und… wir anderen gern wissen, wann unsere Kinder geboren werden und wie dann das Klima voraussichtlich beschaffen sein wird. Ich kann meine Babykleider nicht selbst herstellen, aber irgend jemand wird das tun müssen - und dieser jemand muß wissen, mit wieviel Kälte zu rechnen ist.«
»Du planst schon?« fragte er neugierig. »Die Chancen stehen nur eins zu zwei, daß du es normal austragen wirst… vielleicht wird es sterben.«
»Es ist seltsam… Irgendwie habe ich nie bezweifelt, daß mein Kind eines von jenen sein wird, die überleben. Vielleicht eine Vorahnung, ASW«, sagte sie bedächtig und nachdenklich. »Ich hatte das Gefühl, Ruth Fontana würde eine Fehlgeburt haben - und sie hatte eine Fehlgeburt.«
Er fröstelte. »Keine angenehme Gabe, die du hast.«
»Nein, aber ich scheine damit behaftet zu sein«, sagte sie nüchtern, »und es scheint Moray und den anderen bei der Ernte zu helfen. Ganz zu schweigen von dem Brunnen, den Heather ihnen zu graben behilflich war. Offenbar ist es einfach nur die Wiederbelebung eines latent vorhandenen menschlichen Potentials, etwas, an dem nichts Unheimliches ist. Jedenfalls sieht es so aus, als müßten wir damit leben.«
»Als ich noch Student war«, sagte Leicester, »sind alle Fakten, die definitiv über ASW bekannt waren, in einen Computer eingegeben worden… die Antwort lautete, die Wahrscheinlichkeit, daß es so etwas gäbe, sei tausend zu eins… die ganz wenigen Fälle, die nicht vollkommen und schlüssig zu widerlegen seien, würden lediglich auf einem Forscherirrtum beruhen, nicht auf menschlicher ASW.«
Camilla lächelte und sagte: »Das läuft nur darauf hinaus, dir zu beweisen, daß ein Computer kein Gott ist.«
Captain Leicester beobachtete, wie sich die junge Frau nach hinten lehnte, sich streckte und ihre verkrampften Muskeln lockerte. »Diese verdammten Sessel von der Brücke… sie waren nie zum Gebrauch unter den vollen Schwerkraftbedingungen vorgesehen. Ich hoffe, daß bequeme Möbel auf eine gute Priorität gesetzt werden; mein Junior
Weitere Kostenlose Bücher