Darkover 01 - Landung auf Darkover
machte eine Handbewegung. »Ich werde tatsächlich wie überflüssiges Gepäck behandelt«, sagte sie. »Ich darf keinen Finger rühren oder mich auch nur einen Schritt vom Pfad entfernen… Aber wenn ich an den verschiedenen Pflanzen bereits ein einleitendes Vor-Ort-Prüfen vornehmen kann, so verringert das die Probenmenge, die zum Lager zurückgeschleppt werden muß. Auf die Art haben wir beispielsweise das Seilkraut entdeckt. Ewen ist der Ansicht, Bewegung würde mir guttun, wenn ich vorsichtig genug bin, mich nicht zu überanstrengen oder zu unterkühlen.«
Sie brachte ihre Teeschale mit und setzte sich neben ihn. »Glück gehabt heute?«
Er nickte. »Wurde auch Zeit. In den vergangenen drei Wochen habe ich Tag für Tag nur eine weitere Version von Quarzit oder Calzit mitgebracht«, sagte er. »Unser letzter Treffer war Graphit.«
»Graphit? Wozu ist das gut?«
»Nun, unter anderem stellt es das ›Blei‹ in einem Bleistift«, erklärte MacAran, »und wir haben eine Menge Holz für Bleistifte. Das wird uns helfen, wenn die Vorräte an anderen Schreibinstrumenten knapp werden. Es kann auch zu einem Schmierstoff für Maschinen verarbeitet werden… das wird unsere Vorräte an tierischen und pflanzlichen Fetten schonen, beziehungsweise sie für Nahrungszwecke bewahren.«
»Komisch, an solche Dinge denkt man eigentlich nie«, sagte Judy. »Die Millionen von Kleinigkeiten, die man braucht, die man immer als selbstverständlich hingenommen hat.«
»Ja«, sagte einer aus MacArans Gruppe. »Ich habe Kosmetikartikel immer für etwas Überflüssiges gehalten - etwas, auf das wir im Notfall verzichten könnten. Jetzt hat mir Marcia Cameron neulich gesagt, sie würde an einem Programm für Gesichtscreme arbeiten, und zwar mit hoher Priorität, und als ich nach dem Warum gefragt habe, hat sie mich daran erinnert, daß es auf einem so eisigen und verschneiten Planeten wie diesem eine dringende Notwendigkeit sei, die Haut weich zu halten und damit ein Rissigwerden und Infektionen zu verhindern.«
Judy lachte. »Ja, und wir werden im Moment beinahe wahnsinnig bei dem Versuch, einen Ersatz für Getreidestärke zu finden, damit wir Babypuder herstellen können. Erwachsene können Talg verwenden, und davon ist eine ganze Menge da, aber wenn Babys das Zeug einatmen, können sie Probleme mit der Lunge bekommen. Die einheimischen Getreide und Nüsse lassen sich ausnahmslos nicht fein genug vermahlen; das Mehl ist fein genug, daß man es essen kann, aber für zarte kleine Babypopos ist es absolut nicht empfehlenswert.«
MacAran fragte: »Wann ist es denn jetzt soweit, Judy?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Auf der Erde hätte ich noch etwa zweieinhalb Monate vor mir. Camilla und ich und Alastairs Mädchen Alanna - wir sind in einem Kopf-an-Kopf-Rennen, sozusagen. Der nächste Schub ist dann etwa einen Monat danach fällig. Hier - nun, man darf sich überraschen lassen.« Ruhig fügte sie hinzu: »Wir rechnen damit, daß vorher der Winter einsetzen wird. Aber du wolltest mir sagen, was ihr heute gefunden habt.«
»Fullererde«, antwortete MacAran, »oder etwas so Ähnliches, daß ich den Unterschied nicht feststellen kann.« Auf ihren verständnislosen Blick hin erläuterte er es ihr: »Sie wird bei der Tuchherstellung verwendet. Von den Kaninchenhörnern bekommen wir kleine Vorräte tierischer Fasern, eine Art Wolle, und sie sind zahlreich und können auf der Farm massenhaft aufgezogen werden, aber die Fullererde sorgt dafür, daß der Stoff leichter zu behandeln sein wird und sich besser zusammenzieht.«
Janice sagte: »Man würde nie auf den Gedanken kommen, einen Geologen nach etwas zu fragen, mit dem man Tuch herstellen kann. Um Himmels willen!«
»Wenn man es hinterfragt«, sagte Judy, »dann stehen alle Wissenschaften in einer Wechselbeziehung… Obgleich - auf der Erde war alles so spezialisiert, daß wir das aus den Augen verloren haben.« Sie trank ihren restlichen Tee. »Kehrt ihr zum Basislager zurück, Rafe?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, für uns heißt es, in die Wälder zu gehen, wahrscheinlich zu jenen Hügeln zurück, die wir bei unserer ersten Expedition aufgesucht haben. Dort gibt es vielleicht Bäche, die in fernen Bergen ansteigen, und das müssen wir nachprüfen. Deshalb ist auch Dr. Frazer bei uns - er hofft, weitere Spuren von den Wesen zu finden, die wir bei unserem letzten Ausflug gesehen haben, eine genauere Vorstellung von ihrer Kulturstufe zu bekommen. Wir wissen, sie bauen Brücken von
Weitere Kostenlose Bücher