Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Aldaran stand auf und umarmte Donal. »Seit Aliciane dich in dieses Haus brachte, warst du mein Sohn. Und das wird die Angelegenheit rechtmäßig werden lassen. Willst du mir das abschlagen, mein Junge?« Hilflos und unfähig zum Widerspruch stand Donal vor ihm. Wie konnte er in diesem Augenblick die Liebe und Sorge seines Pflegevaters zurückweisen?
»Ruft mir einen Schreiber«, verlangte Lord Aldaran. »Es wird mir ein Vergnügen sein, einen Brief an Lord Scathfell zu diktieren, mit dem ich ihn zur Vermählung meiner Tochter und Erbin mit dem von mir gewählten Sohn einlade.«
Donal machte einen letzten Versuch: »Du weißt, Vater, daß dies eine Kriegserklärung ist? Sie werden mit Gewalt gegen uns vorgehen.« Aldaran wies zum Fenster hin. Draußen verschwammen die grauen Wolken im fallenden Schnee des Tages, dem ersten in diesem Jahr. »Sie werden nicht kommen«, sagte er. »Der Winter steht bevor. Vor der Frühlingsschmelze werden sie nicht kommen. Und dann …» Er warf den Kopf zurück und lachte.
Allart fühlte ein Frösteln den Rücken hinunterlaufen. Aldarans Gelächter erinnerte ihn an den heiseren Schrei eines Raubvogels. »Sollen sie nur kommen. Sollen sie kommen, wann sie wollen. Wir werden bereit sein.
21
»Aber es gibt wirklich keine Frau in der Welt, die ich heiraten möchte«, beteuerte Donal, »außer dir, Liebste.« Bevor Renata in sein Leben trat, hatte er nie geglaubt, in dieser Frage je eine Wahl zu haben – und eigentlich hatte er sie auch gar nicht gewollt, vorausgesetzt, seine Braut in spe war weder krank noch eine Xanthippe. Zudem vertraute er seinem Pflegevater und war sicher, daß dieser das verhindern würde. Donal hatte wenig Gedanken an diese Frage verschwendet.
Renata sah den fast unbewußten Widerwillen in ihm, daß er mit dieser außerordentlichen Veränderung seines Lebensmusters konfrontiert wurde, und griff nach seiner Hand. »Eigentlich trifft mich die Schuld, Liebster. Ich hätte deinem Wunsch folgen und dich sofort heiraten sollen.«
»Niemand spricht von Schuld, Carya mea, aber was sollen wir jetzt tun? Mein Pflegevater ist alt, und heute fürchtete ich wirklich, er würde einen Schlag erleiden, wenn ich es ihm gesagt hätte. Allart hinderte mich daran. Die Götter mögen mir vergeben, Renata, aber ich mußte einfach daran denken … Wenn er stürbe, wäre ich von dieser Sache, um die er mich bittet, entbunden.« Donal bedeckte sein Gesicht. Renata wußte, während sie ihn betrachtete, daß sie für die gegenwärtige Umwälzung verantwortlich war. Sie hatte ihn angeregt, sich gegen die Wünsche seines Pflegevaters aufzulehnen.
Mit einiger Anstrengung hielt sie ihre Stimme ruhig und sagte schließlich: »Donal, mein Liebster, du mußt tun, was du für richtig hältst. Die Götter mögen verhindern, daß ich dich dazu überrede, gegen dein Gewissen zu handeln. Wenn du es für falsch hältst, gegen den Willen deines Pflegevaters anzugehen, dann mußt du ihm gehorchen.« Er hob den Kopf. Mit Mühe kämpfte er gegen den drohenden Zusammenbruch an. »Im Namen der gnadenreichen Götter, Renata, wie könnte ich wünschen, ihm zu gehorchen? Glaubst du, ich will meine Schwester heiraten?«
»Nicht einmal mit Aldaran als Mitgift?« fragte sie. »Du kannst mir nicht erzählen, du hättest nicht den Wunsch, das Reich zu erben.« »Wenn ich es verdient hätte! Aber nicht auf diese Art, Renata, nicht auf diese Art! Ich möchte mich ihm widersetzen, aber ich kann nicht das Wort aussprechen, das ihn umbringt, wie Allart befürchtet! Und das Schlimmste ist … wenn du mich jetzt verläßt, wenn ich dich verlieren sollte …«
Rasch ergriff sie seine Hände. »Nein, nein, mein Liebster. Ich werde dich nicht verlassen, ich verspreche es! Das habe ich nicht gemeint! Ich habe nur gemeint, daß man die gesetzliche Fiktion in Anspruch nehmen kann, die er wünscht, wenn du in diese Ehe gezwungen wirst.« Donal schluckte schwer. »Wie könnte ich darum bitten? Eine Edelfrau deines Rangs kann keine Barragana werden. Das würde bedeuten, daß ich dir nie bieten kann, was du in Ehren haben solltest: die Catenas und die ehrenhafte Anerkennung als meine Frau. Meine eigene Mutter war eine Barragana. Ich weiß, welches Leben das für unsere Kinder wäre. Jeden Tag haben sie mich verhöhnt, mich Wechselbalg, Bastard und noch weit Unerfreulicheres genannt. Wie könnte ich meinen eigenen Kindern so etwas antun? Gnadenreicher Ecanda, es gab Zeiten, da haßte ich meine eigene Mutter, weil sie mich solchen
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