Darkover 02 - Herrin der Stuerme
Kollektoren verbreiteten, der schwache, angenehm feuchte Geruch von Gräsern und Blütenblättern erzeugten einen merkwürdigen Kontrast zu der Furcht, die Allart in den Männern und Frauen, die sich hier versammelten, fühlen konnte. Nicht nur Cassandra, Renata, Margali und Dorilys, sondern auch zwei oder drei Frauen, die er vorher noch nie gesehen hatte und ein halbes Dutzend Männer kamen. Jeder trug eine Matrix. Allart spürte, daß über die Hälfte von ihnen nur minimale Begabung besaß und gerade einen Matrix-Verschluß öffnen oder mit einem Gleiter umgehen konnte. Nach einer Weile erschien auch Dom Mikhail. Allart blickte Cassandra an. Sie war länger als er in einem Turm gewesen und vielleicht geübter. Er war bereit, ihr die Führung bei dieser Sache zu überlassen. Aber sie schüttelte den Kopf.
»Du bist in Nevarsin ausgebildet worden. Du bist für Angst und Verwirrung weniger anfällig als ich.«
Allart war nicht sicher, ob das stimmte, aber er akzeptierte ihre Entscheidung und blickte im Kreis der Männer und Frauen umher. »Ich habe nicht die Zeit, euch der Reihe nach zu untersuchen und den Grad eurer Ausbildung festzustellen. Ich muß euch vertrauen«, sagte er. »Renata, du warst vier Jahre lang Überwacherin. Du mußt einen Schutz um uns legen, denn wir entblößen uns denen, die versuchen, diese Burg und alles, was sich darin befindet, zu zerstören, und sind deswegen verwundbar. Ich will herausfinden, was sie gegen uns einsetzen, und ob es eine Abwehr dagegen gibt. Du mußt uns deine Kraft verleihen, denn unser aller Leben liegt in deiner Hand.«
Er blickte im Raum umher und sah die Männer und Frauen an, die bis zu einem gewissen Grad die Gabe der großen Familien teilten. Ob sie alle irgendwie von den Menschen abstammten, die weitläufig mit den Göttern verwandt waren? Stammten sie alle irgendwie durch das Zuchtprogramm von Hasturs und Cassildas Blut ab? Oder besaßen wirklich alle Menschen mehr oder weniger größere Teile dieser Kräfte? Bisher hatte Allart sich immer auf Ebenbürtige, auf seine Verwandten, verlassen. Jetzt mußte er mit Gemeinen zusammenarbeiten. Es ernüchterte und demütigte ihn gleichermaßen. Er fürchtete sich, ihnen zu trauen, aber er hatte keine Wahl.
Zuerst verband er seinen Geist mit Cassandra, dann mit Donal; dann mit den anderen im Kreis, einen nach dem anderen, und nahm dabei Spuren ihrer Empfindungen auf … Angst, Zorn über das, was man gegen sie ausgeschickt hatte, Beunruhigung über die ungewöhnliche Handlung, Fremdheit… Er fühlte, wie Dorilys in die Verbindung eintrat und spürte ihre wilde Wut auf die Angreifer, die es gewagt hatten, ihrem Heim etwas anzutun … Nacheinander nahm er jeden Mann und jede Frau in den Kreis auf und in das vereinte Bewußtsein, bewegte sich immer weiter nach draußen, suchte, und prüfte …
Beträchtliche Zeit schien vergangen zu sein, als er die Verbindung auseinanderfallen fühlte. Allart hob den Kopf. Er wirkte ernüchtert. »Bei dem, was sie gegen uns einsetzen«, sagte er, »handelt es sich nicht um eine natürliche Matrix, sondern um eine von einem Turmtechniker künstlich erzeugte. Damit versuchen sie, die natürliche Schwingung im Felsgestein des unter uns liegenden Berges zu verändern.« Während er sprach, streckte er eine Hand aus und konnte das schwache Zittern der Mauern fühlen, die das tiefe Beben der Grundmauern, der Erzadern und alten Felsschichten unter ihnen reflektierte.
Dom Mikhail war unrasiert. Unter den ungepflegten Stoppeln des grauen Bartes war sein Gesicht leichenblaß. »Sie werden die Burg über unseren Köpfen zum Einsturz bringen! Gibt es keine Abwehr, Allart?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Allart. »Selbst wenn wir gemeinsam vorgingen, könnten wir einer Matrix dieser Größe kaum etwas entgegensetzen.« Gab es überhaupt eine Hoffnung, oder sollte Aldaran kapitulieren, ehe die ganze Burg zur Ruine wurde? »Wir könnten versuchen, einen Bindezauber über den Berg zu legen«, schlug er zögernd vor. »Ich weiß nicht, ob er halten würde, selbst wenn wir mit vereinten Kräften daran arbeiteten. Aber das scheint unsere einzige Hoffnung zu sein.« Dorilys sprang auf. Sie war mit ihrer Matrix zum Wintergarten gekommen, ohne sich um ihre Bekleidung zu kümmern, und saß da in ihrem langärmeligen, kindlichen Nachtgewand. Das offene Haar ergoß sich wie eine Kaskade frischen Kupfers über ihre Schultern. »Ich habe eine bessere Idee«, rief sie. »Ich kann ihre Konzentration brechen, nicht
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