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Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Darkover 02 - Herrin der Stuerme

Titel: Darkover 02 - Herrin der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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befreite sich mit übermenschlicher Anstrengung aus Allarts Griff und hob den Dolch. Allart wich, obwohl er wußte, daß er im nächsten Augenblick vor seines Bruders Füßen liegen konnte, nicht von der Stelle. Hatte Damon-Rafael sich selbst deutlich genug gesehen, um die Warnung zu erkennen?
»Solch ein König werde ich nicht werden«, flüsterte er gerade laut genug, daß Allart es verstehen konnte. »Ich sage dir, ich werde es verhindern.« Mit einer schnellen Bewegung hob er den Dolch und bohrte ihn tief in die eigene Brust.
Damon-Rafael stürzte zu Boden und flüsterte: »Selbst deine Vorausschau kann nicht jedes Ende sehen, kleiner Bruder.« Er hustete, ein Strom roten Blutes schoß aus seinem Mund. Allart fühlte, wie der Geist seines Bruders sich still auflöste.

29
    Die Armeen im Tal waren abgezogen, aber noch immer rollte und knisterte der Donner über den Höhen, und vereinzelte Blitzschläge fuhren über das Gebirge. Als sie die untere Halle von Burg Aldaran betraten, warf Cassandra Allart einen ängstlichen Blick zu.
»Es hat nicht aufgehört zu donnern – nicht ein Mal, nicht einen Moment lang –, seit Dorilys Scathfell niedergestreckt hat. Und du weißt, daß sie Renata nicht an sich heran läßt.«
Donal saß da und hatte Dorilys’ Kopf in seinem Schoß. Das Mädchen sah krank aus. Es hielt Donals Hand fest in der seinen und wollte sie nicht loslassen. Dorilys’ blaue Augen waren geschlossen, und sie öffnete sie mühsam, als Cassandra neben ihr auftauchte.
»Das Gewitter tut meinem Kopf so weh«, flüsterte sie. »Ich kann es nicht aufhalten. Kannst du mir nicht helfen, die Blitze zu stoppen, Cassandra?«
Cassandra beugte sich über sie. »Ich werde es versuchen. Aber ich glaube, es liegt nur daran, daß du übermüdet bist, Chiya.« Sie nahm die schlaffen Finger in die ihren, zuckte mit einem Schmerzensschrei zurück, und Dorilys brach in heftiges Schreien aus.
»Das habe ich nicht absichtlich gemacht, wirklich nicht! Es passiert andauernd – ich kann es nicht aufhalten! Ich tue Margali weh; ich habe es Kathya angetan, als sie mich ankleidete. Oh, Cassandra, laß es aufhören, laß es aufhören! Kann niemand den Donner vertreiben?« Dom Mikhail trat heran und beugte sich über sie. Sein Gesicht wirkte verzerrt und besorgt. »Still, still, mein kleiner Schatz, niemand macht dir Vorwürfe.« Er blickte Cassandra gequält an. »Kannst du ihr helfen? Donal, du besitzt doch auch diese Art Laran. Kannst du nichts für sie tun?«
»Ich wünschte wirklich, ich könnte etwas tun«, sagte Donal, während er das Mädchen in den Armen wiegte. Dorilys entspannte sich. Erneut faßte Cassandra ihre Hand. Diesmal geschah nichts, aber sie fühlte sich geängstigt, als sie sich auf die ruhige Sachlichkeit einer Überwacherin vorbereitete.
Einmal blickte sie über Dorilys’ Kopf hinweg zu Renata, und diese verstand ihre Gedanken: Ich wünschte, sie würde erlauben, daß du es tust. Du hast viel mehr Erfahrung als ich.
»Ich werde dir etwas geben, das dich schlafen läßt«, sagte sie schließlich. »Vielleicht brauchst du nur Ruhe, Chiya.«
Als Renata das Schlafmittel brachte, hielt Donal das Fläschchen an ihre Lippen. Dorilys schluckte die Medizin gehorsam, aber ihre Stimme klang kläglich, als sie sagte: »Ich habe Angst vor dem Einschlafen. Meine Träume sind schrecklich, und ich höre, wie der Turm einstürzt. Der Donner ist in mir. Die Stürme sind alle in meinem Kopf …« Donal stand auf. Er hielt Dorilys noch immer in seinen Armen. »Ich werde dich zu Bett bringen, Schwester«, sagte er, aber sie klammerte sich an ihn.
»Nein, nein! Oh, bitte, bitte, ich habe Angst davor, allein zu sein. Ich habe solche Angst. Bitte bleib bei mir, Donal! Laß mich nicht allein!« »Ich bleibe bei dir, bis du eingeschlafen bist«, versprach Donal seufzend und gab Cassandra ein Zeichen, mit ihnen zu kommen.
Cassandra folgte ihm, als er Dorilys durch die Halle und die lange Treppe hinauftrug. Am Ende des Korridors war das Dach oberflächlich repariert worden, aber ein großer Haufen aus Steinen, Mörtel und Trümmern blockierte ihn noch immer. Cassandra dachte: Es ist nicht sehr verwunderlich, daß sie es in ihren Alpträumen hört.
Donal trug Dorilys in ihr Zimmer, legte sie auf das Bett und ließ ihre Damen rufen, die ihr die Kleider aufknöpfen und die Schuhe ausziehen sollten. Aber selbst als sie unter den Decken lag, wollte sie seine Hand nicht loslassen. Sie murmelte etwas, das Cassandra nicht verstehen konnte.

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