Darkover 02 - Herrin der Stuerme
willkommen hießen, sicherlich nicht.«
»Was wird jetzt in Thendara geschehen, Allart?«
»Wie sollte ich das wissen?« Sein Lächeln wirkte trostlos. »Wir haben genug Beweise der Unzuverlässigkeit meiner Gabe erlebt. Höchstwahrscheinlich wird Prinz Felix regieren, bis der Rat seinen Nachfolger bestimmt. Und du weißt so gut wie ich, wen sie wahrscheinlich wählen.« Mit leichtem Zittern sagte sie: »Ich will nicht Königin sein.« »Genausowenig, wie ich König sein will, Liebes. Aber als wir in die großen Ereignisse dieser Zeit verwickelt wurden, war uns beiden klar, daß wir nichts daran ändern konnten.« Er seufzte. »Wenn es so kommt, wird es meine erste Handlung sein, Felix Hastur zu meinem Ersten Berater zu machen. Er ist in der Kunst des Herrschens ausgebildet worden. Er ist Emmasca und langlebig wie alle mit Chieri Blut . Möglicherweise wird er zwei oder drei Herrscher überleben. Da er keinen Sohn haben kann, der mich verdrängen könnte, wird er der wertvollste und am wenigsten ehrgeizige aller Berater sein. Zusammen können wir so etwas wie ein König werden.«
Allart legte einen Arm um Cassandra und zog sie an sich. Damon-Rafael hatte ihn daran erinnert: Mit Cassandras modifizierten Genen konnte die Mischung aus Hastur und Aillard schließlich doch noch in einem gemeinsamen Kind sichtbar werden. Cassandra nahm seinen Gedanken auf und sagte: »Mit den Kenntnissen, die ich mir im Turm erwarb, kann ich sicherstellen, keinen Sohn zu empfangen, der mich bei der Geburt tötet oder Gene trägt, die ihn während der Pubertät vernichten können. Es wird immer ein gewisses Risiko geben …« Sie blickte zu ihm auf und lächelte. »Aber nach dem, was wir gemeinsam überlebt haben, könnten wir durchaus etwas riskieren, glaube ich.«
»Dafür haben wir Zeit«, sagte Allart, »aber wenn es nicht so glücklich enden sollte: Damon-Rafael hat ein halbes Dutzend Nedestro-Söhne. Zumindest einer von ihnen sollte das Zeug haben, einen guten König abzugeben. Ich glaube, seine Familie hat eine ausreichende Lektion über den Stolz erhalten, der einen Mann dazu treibt, eine Krone für die eigenen Söhne anzustreben.« Verschwommen und voller Schatten konnte er in der Zukunft das Gesicht eines Jungen sehen, der ihm auf dem Thron nachfolgen würde. Es war ein Kind von Hastur-Blut, aber er wußte nicht, ob es sein eigener oder ein Sohn seines Bruders war. Es interessierte ihn auch nicht.
Allart war erschöpft und über den Tod seines Bruders bekümmerter, als er sich selbst eingestehen wollte. Er dachte: Auch wenn ich mich dazu entschlossen hatte, ihn zu töten, wenn es nicht anders ging; auch wenn ich es war, der ihm den Spiegel seines Herzens zeigte und ihn dadurch zwang, das Messer gegen sich selbst zu richten, bin ich traurig. Er wußte, er würde wegen dieser Entscheidung, die die erste bewußte Handlung seiner Herrschaft war, nie völlig frei von Kummer und Schuldgefühlen sein. Und er wußte, daß er nie zu trauern aufhören würde – nicht über den machthungrigen potentiellen Tyrannen, den er zum Selbstmord getrieben hatte, sondern über den älteren Bruder, den er geliebt und mit dem er am Grabe seines Vaters geweint hatte. Aber dieser Damon-Rafael war vor langer, langer Zeit gestorben – falls es ihn überhaupt außerhalb Allarts Vorstellungskraft je gegeben hatte!
Ein schwaches Donnern rollte über ihnen dahin, und Cassandra schreckte hoch. Als ihr Blick auf den herabströmenden Regen fiel, der wie ein dunkler Streifen über dem Tal lag, sagte sie: »Ich glaube, es ist nur ein Sommersturm. Aber ich kann jetzt keinen Blitzschlag hören …« Sie hielt inne. »Allart! Glaubst du, Renata hatte Recht? Hättest du Dom Mikhail überzeugen sollen, zuzulassen, daß Renata Dorilys’ Laran zerstörte, solange sie schlief?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Allart besorgt. »Nach allem, was geschehen ist, will ich meiner eigenen Vorausschau nicht unbedingt trauen. Aber auch ich habe meine Gabe als Fluch empfunden, als ich ein Junge auf der Schwelle zum Mannesalter war. Hätte mir damals jemand eine solche Befreiung angeboten, ich glaube, ich hätte sie freudig angenommen. Und doch … und doch …« Er streckte seine Arme nach ihr aus und zog sie an sich. Ihm fielen die qualvollen Tage ein, in denen er sich wie gelähmt unter der Kraft des Laran geduckt hatte. Je älter er wurde, desto mehr stabilisierte es sich. Er wußte, daß er ohne die Kraft nur halb so lebendig gewesen wäre. »Wenn Dorilys zur Reife gelangt,
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