Darkover 03 - Herrin der Falken
Majestät.
Ich soll die Abteilung führen, die heute morgen aufbrechen und der Armee vorausziehen wird.« Er sprach in knappem Ton, aber ohne Arroganz, und er lächelte ein bißchen nervös. »Außerdem suche ich meine Verwandte, Domna Maura Elhalyn.«
Er mußte die Stimme heben, ein solches Gekreisch veranstalteten die Kundschaftervögel.
»Wie Ihr seht, steckt die Lady nicht in meiner Tasche«, erwiderte Romilly gereizt. »Soviel ich weiß, liegt sie auch nicht bei meinem Bruder im Bett, aber Ihr könnt ihn fragen. Und nun, Dom Ranald, wollt Ihr so freundlich sein und von den Vögeln weggehen? Sie werden nämlich diesen gottverlassenen Lärm so lange machen, bis Ihr außer Sicht seid…«
Er rührte sich nicht. »Euer Bruder, mestra? Wo finde ich ihn?«
Er brachte es fertig, Dringlichkeit in seine Frage zu legen, obwohl er die nervösen Vögel überschreien mußte. Romilly faßte ihn und schob ihn weg. Die Schreie gingen langsam in zirpende Laute über und verstummten.
»Jetzt, wo wir uns selbst denken hören können: Ich weiß nichts von Eurer Verwandten«, sagte Romilly. »Doch da fällt mir ein, daß mein Bruder, der Falkenmeister, von einer Lady Maura gesprochen hat. Ich will gehen und – nein, nicht nötig, denn da ist er.«
»Romy? Ich hörte die Vögel; ängstigt sie irgendwer?« Plötzlich bemerkte Ruyven den Offizier Ridenow.
»Su serva, Dom… kann ich Euch helfen?«
»Lady Maura –«
»Die Lady schläft in dem Zelt dort.« Ruyven zeigte auf einen nahegelegenen kleinen Pavillon.
»Allein? Zwischen den Soldaten?« Ranald Ridenows Nasenlöcher verengten sich schockiert, und Ruyven lächelte. »Sir, die Lady wird von diesen Vögeln besser bewacht als von einem ganzen Rudel Gesellschafterinnen und Gouvernanten. Ihr habt selbst erlebt, wie sie sich aufregen, wenn ein Fremder in ihre Nähe kommt. Sobald ich das höre, eile ich ihnen zu Hilfe, und bestände Gefahr, würde ich das ganze Lager alarmieren.«
Ranald Ridenow musterte den jungen Mann in der asketischen dunklen Robe und nickte zustimmend. »Seid Ihr ein Cristofero-Mönch?«
»Zuviel der Ehre, Sir. Ich bin Ruyven MacAran, Vierter in Tramontana, Zweiter Kreis.« Der junge Offizier in Grün und Gold akzeptierte das mit einem weiteren Nicken. »Dann ist meine Cousine sicher bei Euch, Laranzu. Verzeiht meine Frage. Wißt Ihr, ob die Lady schon wach ist?«
»Ich wollte sie soeben, ihrem Wunsch entsprechend, wecken – besser gesagt, meine Schwester schicken, es zu tun«, antwortete Ruyven. »Romy, willst du Lady Maura sagen, daß ein Verwandter sie zu sprechen wünscht?«
»Es kommt nicht auf die Sekunde an«, meinte der Lord Ridenow. »Aber wenn Ihr sie wecken könntet. Carolin hat befohlen, daß wir Anweisung…« »Ich brauche so bald nicht wie mehr möglich aufbrechen sollen. Ich als dreißig Minuten«, erklärte habe Ruy
ven. »Romy, bist du fertig zum Reiten? Wecke Lady Maura und sage ihr…«
Es ärgerte Romilly, daß er sich so einfach Autorität anmaßte. Sollte sie dieses arroganten Herrchens wegen zum Botenmädchen für irgendeine Tiefland-Lady gemacht werden? »So einfach ist das nicht!« fauchte sie. »Die Vögel müssen gefüttert werden, und ich bin nicht die Dienerin der Lady. Wenn Ihr möchtet, daß sie hergeholt wird, mein Lord, tut es selbst!« Zu ihrem Schreck merkte sie, daß sie wieder den Bergdialekt sprach, den ein Jahr im Flachland beinahe abgeschliffen hatte. Nun, sie war ein Mädchen aus den Bergen, sollte er davon doch denken, was er wollte! Sie war eine Schwertfrau und kein Tiefländer, der vor den Hali’imyn katzbuckelt! Ruyven blickte entsetzt drein. Bevor er etwas sagen konnte, erklang eine weiche Stimme:
»Gut gesprochen, Schwertfrau! Ich diene, genau wie Ihr, Carolin und seinen Vögeln.« Eine junge Frau stand in der Tür des kleinen Zelts, vom Hals bis zu den Knöcheln in ein dickes Nachtgewand gehüllt. Das offene, flammendrote Haar fiel ihr in Locken fast bis zu Taille. »Ich hatte gestern nicht das Vergnügen, Euch kennenzulernen, Schwertfrau. Ihr seid also unsere Vogelpflegerin?« Sie verneigte sich leicht vor Ranald. »Ich danke dir für deine Sorge, Cousin, aber ich brauche nichts. Oder hat Carolin mich zu sich gerufen – nein? Falls du nun nicht den Wunsch hast, mir das Kleid zuzuschnüren, wie du es mit neun Jahren tatest, kannst du gehen und Carolin melden, wir könnten in einer Stunde aufbrechen, sobald die Vögel gefüttert und ordentlich versorgt sind. Wir sehen uns dann wieder,
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