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Darkover 03 - Herrin der Falken

Titel: Darkover 03 - Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mein, Liebe, zusammen, Sonnenlicht/Sonnenstern/immer zusammen auf der Welt…
    Romilly entdeckte, daß sie allein an der Stange stand. Sonnenstern war fort, und Ruyven faßte zögernd ihren Arm. »Was fehlt dir, Romy? Bist du krank?«
    »Nein«, stieß sie brüsk hervor und ging zu den Vögeln. Wieder einmal hatte sie das Gefühl für die Zeit verloren. War das eine neue Seite ihres Laran, die sie nicht verstand? Vielleicht sollte sie Maura danach fragen. Sie war eine Leronis und sicher bereit, ihr zu helfen. Aber jetzt hörte sie in ihrem Geist Maura um Rakhal weinen, der einmal um ihre Hand geworben hatte, so daß Maura hinterher eine Leronis geworden war und Jungfräulichkeit gelobt hatte. Sie trauerte um Rakhal wie Jandria um Lyondri… und sie um Orains alte Kameradschaft… nein, das war vorbei, wieso brachte sie in den letzten Tagen alles durcheinander?
    Heute wurden die Kundschaftervögel nicht gebraucht. Romilly, noch schwach und verwirrt nach den gestrigen schweren Anstrengungen und den bösen Träumen der Nacht, war froh darüber. Während sie an dem bevorzugten Platz in der Nähe Carolins und seiner Ratgeber dahinritt, war sie sich ihrer selbst und ihres eigenen Pferdes nicht richtig bewußt, so sehr ritt sie mit Sonnenstern an der Spitze der Armee. Orain war nicht weit von ihr entfernt, und sie hörte ihn ungezwungen mit Lady Maura und Lord Ranald plaudern.
    »Du hast das Serrais-Laran, Ranald. Deshalb wage ich zu behaupten, daß es dir nicht schwerfiele, den Umgang mit den Vögeln zu lernen. Es ist nahe verwandt mit der MacAran-Gabe, die ich in all den Wochen, die wir zusammen gereist sind, an Mistress Romilly beobachtet habe.« Romilly nahm Orains Erinnerung wahr, wie er sie mit einer Zärtlichkeit, in die sich etwas Ähnliches wie Liebe mischte, beobachtet hatte. Ihr war jetzt klar, warum Orain ihr aus dem Weg ging. Er konnte Romilly nicht ohne die schmerzliche Erinnerung an den Knaben Rumal sehen, den zu kennen er geglaubt hatte. Wie ein Narr kam er sich vor, und verschiedene Schichten der Wahrnehmung deckten und trübten sich.
    Ranald antwortete: »Ich will es gern versuchen. Und vielleicht ist Mistress Romilly bereit, mich auszubilden. Allerdings ist sie wie alle Schwertfrauen arrogant und von barscher Rede…«
    Maura lachte fröhlich auf und meinte, er sei eben nur an Frauen gewöhnt, die ihn, einen Ridenow-Lord, als spezielle Schöpfung für ihr Entzücken betrachteten.
    »Komm, komm, Maura, ein solcher Schürzenjäger bin ich nicht. Aber wenn die Göttin Evanda die Frauen zum Entzücken der Männer geschaffen hat, warum sollte ich dann der Dame des Lichts die Ehrerbietung schuldig bleiben, indem ich sie nicht in ihrer Schöpfung, der Lieblichkeit der Frauen, anbete?« scherzte er. »Dich, Orain, wird sie zweifellos eines Tages bestrafen, weil du ihr verweigerst, was ihr zusteht.« Orain lachte gutmütig, und Romilly erkannte, daß sie ein Gespräch belauschte, das nicht für ihre Ohren bestimmt war. Sie versuchte, es wegzuschieben, wußte sich jedoch keinen anderen Rat, als daß sie ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes richtete. Und dann ritt sie wieder mit Sonnenstern und war sich Carolins zu stark bewußt. Es war kein angenehmer Tag. Am Abend kam Ranald und fragte, ob er ihr beim Absteigen behilflich sein dürfe. Es sei sein Wunsch, sagte er, den Umgang mit den Vögeln zu erlernen, damit er einen fliegen lassen könne, solange Lady Maura durch ihren Eid gebunden sei, darauf zu verzichten. Romilly war recht knapp mit ihm. »Ganz so einfach ist das nicht. Aber versucht einmal, Euch ihnen zu nähern. Beklagt Euch nur nicht, wenn Ihr einen Fingernagel oder gar ein Auge verliert!«
    Ihr gefiel die Art nicht, wie er sie ansah. Es erinnerte sie zu sehr an Dom Garris und sogar an Rory, als habe er ihre jungen Brüste mit gieriger Hand berührt. Das unverhüllte Begehren in seinen Augen – noch nie habe ich so ein Gefühl gehabt – störte sie. Doch er hatte nichts getan, nichts gesagt. Wie konnte sie Einspruch erheben? Sie raffte den Mantel zusammen, als sei ihr kalt, und zeigte auf die Vögel.
    Ranald senkte den Blick, und sie erkannte, daß er etwas von ihrem Unbehagen wahrgenommen hatte. Leise sagte er: »Verzeiht mir, mestra, es war nicht meine Absicht, Euch zu beleidigen.« Ebensowenig wie Carolin war er imstande, sich einer unwilligen Frau aufzudrängen, denn er würde den Schreck und die Bestürzung des Opfers teilen, das Gefühl, durch einen lüsternen Blick vergewaltigt zu werden.

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