Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
halten.
Der älteste der Acosta-Lords, Esteban von Greenhills, legte ihren Fall dar. Nachdem die Burg von Acosta eingenommen worden war, hatten sich die Streitkräfte von Ambervale in rascher Folge auf jedes Lehen gestürzt.
»Wir hatten von dem Überfall ja keine Ahnung«, sagte Esteban. »Was blieb uns schon anderes übrig, ohne Zeit, unsere kämpfenden Truppen zu formieren oder mit unseren Nachbarn Verbindung aufzunehmen? Und angesichts der Luftwagen, die über uns kreisten… «
Taniquel nickte. Sie fürchteten das Haftfeuer mehr als die Eroberung. Deslucidos bloße Drohung einer so furchtbaren Gefahr war vielleicht seine größte Macht.
Esteban hielt den Kopf geneigt, als wolle er um Vergebung für eine Schwäche bitten, an der er keine Schuld trug. »Wir wussten ja nicht, dass noch jemand von der königlichen Familie am Leben ist. Später hörten wir Gerüchte, dass Deslucidos Erbe, der, der jetzt die Krone von Acosta trägt, geheiratet habe… « Er unterbrach sich, als er ihr unwillkürliches Entsetzen sah.
Rasch sagte sie: »Ihr seid nicht nach Thendara gekommen, um mich aufzusuchen. Also was führt Euch hierher?«
»Wir sind gekommen, um den Schutz der Hasturs zu erbitten, ihm unsere Lehnstreue anzubieten«, sagte Esteban.
»Um von Hastur statt Acosta regiert zu werden… «, murmelte sie verwirrt. Sie mussten wirklich verzweifelt sein. Deslucidos Reden über das Wohlergehen von ganz Acosta fielen ihr wieder ein, darüber, wie das Volk von seiner Herrschaft profitieren würde. Esteban und die anderen sahen nicht wie hitzköpfige Rebellen aus, die für eine abstrakte Vorstellung in den Krieg ziehen würden. Sie waren praktisch veranlagt, schwer arbeitende Menschen, das sah sie an ihren wettergegerbten Mienen und den schwieligen Händen, dem mangelnden Selbstbewusstsein, mit dem sie ihre kostbare Kleidung trugen. »Bitte sprecht weiter.«
»Deslucido versprach uns Gerechtigkeit, dass wir alle Teil eines größeren Königreichs würden. Nicht dass es in unserer Macht gestanden hätte, über Bedingungen zu verhandeln - Javier von Terrelind ließ es auf einen Kampf ankommen, und er und seine zwei Söhne wurden getötet. Und dann traf dieser Steuereintreiber ein.«
Die Mienen der anderen Lords verhärteten sich. Esteban fuhr fort: »Wir erhoben immer den zehnten oder manchmal auch fünfzehnten Teil auf das Hundert unserer Ernte in Acosta. Deslucido will die Hälfte.«
»Aye, und jeder Lord, der nur ansatzweise zu protestieren wagt, verliert seinen Sohn oder seine Tochter als Geisel, damit seine Loyalität garantiert ist«, warf der zweite Lord ein.
»Euer Majestät… « Esteban streckte die Hände aus, und seine Miene drückte die Frage aus, ob sie begriff, was Deslucidos Forderungen bedeuteten. Das Land Acosta produzierte in guten Jahren einen Überschuss, aber nicht immer. Die Hälfte der Ernte würde benötigt, um das Volk zu ernähren, doch für die mageren Jahre blieb dann nichts übrig. Sie erinnerte sich, und es war noch gar nicht so lange her, wie sie und Padrik gehungert hatten, weil die königlichen Kornkammern leer gewesen waren. Auf drei schlechte Ernten war ein Jahr der Überschwemmungen und verheerenden Fröste gefolgt. Das war der Lauf der Welt, und man hatte ihr beigebracht, dass es ihre Pflicht sei, die Not ihres Volkes zu teilen.
Ihre Hände hatten sich im Schoß zu Fäusten geballt, und die feine Seide ihres Gewands war zerknittert. Was hatte er mit all den Lebensmitteln vor? Die Antwort kam ihr ganz unvermittelt in den Sinn.
Seine Armeen verköstigen.
Acosta war ein Trittstein, nicht das Ende. Deslucido benötigte eine produktive Landwirtschaft, eine intakte Kampfbereitschaft.
Für seine eigenen Zwecke. Als Nächstes würde die Zwangsaushebung wehrfähiger Männer erfolgen, die Requirierung von Pferden und Wagen, Pfeilen und Schwertern und des kostbaren Metalls, um noch mehr des Benötigten herzustellen.
Deshalb waren diese Männer gekommen, bevor Hungersnöte ihre Länder entvölkerten und harte Strafen sie so sehr schwächten, dass sie nicht mehr wirkungsvoll handeln konnten, um ihren Fall dem Hastur-König vorzutragen und dann festzustellen, dass er sie nicht einmal anhören wollte.
Deslucido wird den Krieg über Hasturs Länder bringen. Die einzige Frage ist, wie lange wir warten müssen, bis er seine Heerscharen versammelt hat.
Sie erhob sich und strich das Gewand über ihrem runden Bauch glatt. »Hastur hat in diesen Kriegen noch nicht Partei ergriffen, aber Ihr wart
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