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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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besser beraten, als Ihr ahnt, dass Ihr zu mir gekommen seid. Ich bin mit Padrik Acostas Sohn schwanger, dem wahren Thronerben.«
    Sie hielt inne, als sie das jähe Aufleuchten in ihren Augen sah.
    Ihre Hoffnung und Ehrfurcht durchwogten sie, verstärkt durch ihr Laran der Empathie.
    Ein Sohn… ein wahrer Acosta-Sohn!… Wir sind gerettet, noch ist nichts verloren. Und dunkler, wie ein unterirdischer Fluss: Wir werden unser Königreich zurückbekommen. Sie wird uns in die Freiheit führen!
    Taniquel hielt inne, weil ihr die Kehle wie zugeschnürt war, so dass sie keine Worte fand. Sie versteifte sich und hob den Kopf, um dem Augenblick gerecht zu werden. »Kehrt mit dieser Nachricht und meinem Versprechen nach Acosta zurück. Mein Sohn und ich werden wiederkehren… «
    … werden wiederkehren… Die Worte wogten durch jede Faser ihres Seins.
    Dafür wurde ich als Comynara geboren. Das ist mein Schicksal.
    Estebans Gesicht verlor jegliche Farbe, als er erneut vor ihr auf die Knie sank. Sie hatte selten so vorbehaltlose Ehrerbietung erfahren. In diesem Moment wäre er für sie gestorben.
    »Wollt Ihr meinen Schwur akzeptieren?«, fragte er sie.
    So etwas hatte sie noch nie getan. Padrik hatte als Lehnsherr der Vasallenführer fungiert, so wie sein Vater vor ihm. Sie war bisher eine Tochter und Gemahlin gewesen, jetzt auch eine Mutter, und hatte nie geglaubt, jemals mehr zu sein.
    Ich bin Acostas Hoffnung und trage die Zukunft in mir. Wenn mein Volk jemals eine Chance auf Freiheit haben soll, muss ich ihnen eine wahre Königin sein.
    Sie hatte ihnen gegenüber schon ihren Eid abgelegt. Jetzt blieb ihr nur noch, den ihrer Untertanen zu akzeptieren, um das Gleichgewicht herzustellen - Frage und Antwort, Macht und Verantwortung, Geburt und Tod.
    Die rituellen Redewendungen kamen ihr ungebeten über die Lippen. Ihre Hände schlossen sich zur uralten Geste der Loyalität, die empfangen und erwiesen wird.
    Nachdem sie fort waren, blieb sie noch auf ihrem Stuhl sitzen, während die Sonne über ihr bedächtig ihren Halbkreis zog. Sie hatte ihr Leben fortgegeben, ohne recht den Grund dafür zu kennen, nur, dass es der Wille der Götter war und sie keine andere Wahl hatte. Sie wusste nicht, ob sie jemals eine andere Wahl haben würde.

21
    Taniquel erwachte nur zögernd aus dem Schlaf, es war, als triebe sie durch zerlaufenen Honig. In den Monaten seit Julian Regis’ Geburt waren ihre Träume zunehmend lebhaft gewesen, jedoch selten erfreulich. Nach Bruchstücken der üblichen, vertrauten Tagesreste hatte sie sich auf einer glatten grauen Ebene unter einem makellosen Himmel wiedergefunden. Der Eindruck äußerster, unveränderlicher Stille hätte sie womöglich unter sich begraben, wenn sie sich nicht umgehend in einem Wald hauchdünner Schleier verfangen hätte, die wie exotische Pflanzen aus dem fliesenglatten Boden wuchsen und sich in unsichtbaren Böen wiegten. Die Farben erinnerten an ihre Gewänder damals in Acosta, Rot und Bronze und ein pfauenfarbenes Schimmern. Als sie sich zwischen ihnen hindurchbewegte und den fein gewebten Stoff durch die Finger gleiten ließ, nahm sie die vermischten Düfte von Zederngummi, Weihrauch und Rosenblättern wahr. Musik ertönte, der ferne Kräuselklang einer Harfe, dann tiefer - ein Jagdhorn. Schon bald mussten die Rottöne den Blautönen weichen, die häufig blass wie Eis waren. Bisweilen hatte sie sogar den Eindruck, durch kühle blaue Flammen zu waten. Sie teilten sich, wenn sie hindurchschritt.
    Eine freie Fläche tauchte vor ihr auf, von flackernden blauen Lichtern umgeben. In der Mitte des Feuers stand ein nackter Mann. Obwohl er das Gesicht abgewandt hatte, hätte sie ihn überall erkannt. Ihr Herz machte einen Sprung.
    Er drehte sich mit einem Lächeln um, das sie schon tausend Mal gesehen hatte. Blaue Flammen züngelten an ihm empor, doch sein bloßes Fleisch wies keine Spur von Verbrennungen und nicht die kleinste Blase auf.
    »Durch Wasser bist du zu mir gekommen«, sagte er, ohne dass seine Lippen sich bewegten. Die Worte hallten in ihren Gedanken wider. »Durch Feuer komme ich zu dir.«
    Taniquel streckte die Arme nach ihm aus, doch schon war er wieder fort. Sie befand sich allein in ihrem riesigen Bett in der Burg Hastur. Lediglich der schwache Schein des Morgendämmerns leuchtete draußen vor den nach Osten ausgerichteten Fenstern.
    Sie schlüpfte aus dem Bett und trottete barfuss zur wenige Schritte entfernten Wiege. Ihr Sohn schlief völlig ruhig. Nun vier Monate alt,

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