Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
und Körperbau ähneln.«
»Wie lange könntet Ihr eine solche Illusion aufrechterhalten?«, fragte der Wolf. »Und würden ihre Zauberer eine solche Finesse nicht erwarten und den Mann gründlich untersuchen? Könnt Ihr wirklich alle Hinweise auf diese Tarnung vor ihnen verbergen?«
»Außerhalb unseres Einflusses wird sie nicht lange Bestand haben«, gab Rumail zu, »und ebenso wenig wird sie einer eingehenden Untersuchung durch jemanden mit ausgebildetem Laran standhalten.«
»Hasturs Generäle sind keine Narren, und was seine Laranzuin angeht, so haben wir schon gesehen, wozu sie in der Lage sind«, sagte der Gelbe Wolf und rieb seine alte Narbe, die quer über eine Wange verlief. »Sie könnten ihre Vermutungen haben… «
»Ah!«, meinte Rumail. »Darauf werden wir gefasst sein.«
Im Laufe der nächsten Stunde ritten Gesandte hin und her, denn Hastur bot eine Stunde an und Belisar verlangte drei. Die Armeen behielten ihre Positionen bei, Hastur auf den Höhen und Ambervale im Tal. Auf beiden Seiten kümmerten sich einige Männer um die Toten und versorgten die Verwundeten.
Rumail und seine Kollegen aus Tramontana suchten wieder ihr früheres Nachtlager auf, wo sie sich in das Zelt des Quartiermeisters zurückzogen. Kurz bevor Hasturs letztes Ultimatum ablief, gab Rumail seinem Neffen Belisar Bescheid, dass er zu ihnen stoßen möge.
Das Zelt stank von der Hitze des Tages, getrocknetem Schweiß und verschüttetem Wein. In der schattigen Mitte erkannte Belisar zwei Männer. Sie verneigten sich vor ihm, doch keiner sagte etwas. Der eine sah aus wie ein beliebiger junger Offizier mit seinem Körperbau, doch der andere - schien sein Spiegelbild zu sein.
Der Hochstapler redete sogar mit seiner Stimme, murmelte jedoch nur, als fürchte er sich, den Mund richtig aufzumachen.
Allerdings handelte es sich lediglich um eine verschwommene Kopie seiner selbst. Das Gesicht stimmte, das blonde, sonnenhelle Haar, der Schwung seiner Lippen und die Kinnlinie, aber er selbst ließ doch sicher die Schultern nicht so hängen und bewegte sich festeren Schrittes?
»Ihr meint, diese Illusion wird Hastur und seine Zauberer zum Narren halten?«, fragte Belisar Rumail.
»Oh, ich will doch hoffen, dass sie es nicht tut. Wie Ihr seht, ist dieser Bann sehr oberflächlich, als wäre er hastig gewoben.«
Rumail schloss die Hand um seinen Sternenstein. Die Züge des falschen Belisar waberten wie ein Trugbild in einer Hitzewelle, und der andere Mann, der daneben stand, blinzelte. Im nächsten Moment war die Illusion wiederhergestellt. »Jeder, der Euch gut kennt, wird schon nach wenigen Sekunden den Unterschied feststellen.«
»Warum habt Ihr dann… «
»Hasturs Laranzuin sind sehr fähig. Sie werden diesen Mann sicher als Schwindler entlarven. Wir werden unseren Versuch eingestehen - Euer General und ich - und stattdessen widerstrebend diesen zweiten Mann übergeben.«
»Aber er sieht mir ja gar nicht ähnlich!«
Rumail stieß einen tiefen Seufzer aus. »Er sieht für jeden, der auch nur eine Spur Laran besitzt, wie jemand aus, dessen wahres Aussehen durch einen Zauber verändert wurde. Und sein wahres Aussehen… «
»Wird meines sein!«, rief Belisar, begeistert von diesem Plan.
»Wenn sie eine Tarnung erst einmal durchschaut haben, werden sie keine zweite mehr vermuten«, sagte Rumail. »Sie sind vielleicht geschickt, aber der Sieg wird sie auch hochmütig machen.«
»Onkel, Ihr seid wahrlich ein listiger alter Fuchs!«
Nachdem der Schwindler sich auf Belisars rotgoldenes Pferd geschwungen und in Richtung von Hasturs Lager aufgebrochen war, um sich offiziell auszuliefern, blieben Belisar und Rumail im Zelt. Belisar legte seine prächtige Tunika ab, zog die Stiefel aus und das Schwert aus dem Ledergürtel, dann schlüpfte er in Rumails Mantel. Rumail selbst zog sich gewöhnliche Kleidung an, ein Hemd und eine Reithose über abgewetzten Stiefeln. Er sah wie ein beliebiger Lagerbediensteter mittleren Alters aus, ein Arzt vielleicht, aber nicht mehr. Als Belisar den Stoffgürtel endlich gerichtet hatte, gab Rumail ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sich nähern möge.
Belisar starrte in Rumails Sternenstein. Hinter seiner Kehle wurde etwas eiskalt und verschob sich. Für einen langen Moment versagten ihm die Lungen den Dienst. Er schien in blaues Eis eingeschlossen zu sein.
»So.« Rumails Wort befreite ihn, und Belisar konnte wieder atmen. »Nun könnt ihr bei allem schwören, was Euch lieb ist, selbst unter
Weitere Kostenlose Bücher