Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
sowohl beritten wie zu Fuß. Ein Reiter löste sich aus der ersten Reihe, ein weißes Banner hoch im Wind. Männer von Ambervale fingen ihn ab und eskortierten ihn nach einem kurzen Gespräch zum Hügel. Belisar beobachtete amüsiert, wie sie auf ihn zukamen.
Ein Unterhändler? Was gab es schon zu verhandeln?
Der Gesandte, ein ernster junger Offizier, stieg nicht ab, sondern senkte zum Gruße die weiße Standarte. Sein Reittier blies Schaum aus den Nüstern und schüttelte den Kopf.
»Im Namen Rafael Allart Julian Hasturs, des Königs und zweiten Trägers dieses Namens, befehle ich Euch, diesen widerrechtlichen Überfall bewaffneter Streitkräfte auf unser Land einzustellen und wieder in Euer eigenes Reich zurückzukehren.« Die jugendliche Stimme klang beherrscht und fest, die Stimme eines Sängers.
Belisar sagte: »Und wenn ich es nicht tue? Wenn ich es vorziehe, dieses Land zu besetzen?«
Der Offizier befeuchtete seine Lippen. »Dann wird Seine Majestät die Souveränität seines Territoriums mit Waffengewalt verteidigen.«
»Also wird es zur Schlacht kommen? Gut!« Als der Gesandte verdutzt reagierte, warf Belisar den Kopf in den Nacken und lachte. »Ihr Götter, Junge, was glaubst du eigentlich, worum es hier geht? Ist Eure hohe mächtige Majestät vielleicht der Ansicht, wir hätten die weite Strecke zurückgelegt, um höfliche Konversation zu treiben?«
Dann gab Belisar dem Gelben Wolf das Zeichen, bis zu einer Stelle vorzurücken, die ihnen den größten Vorteil bot. Außerdem gab er Befehl, den jungen Gesandten gefangen zu nehmen. »Verbrennt die weiße Fahne. Sorgt dafür, dass sie es dort unten sehen können. Das wird meine Antwort sein.«
Dem Jungen gereichte es zur Ehre, dass er so viel Geistesgegenwart besaß, sich nicht durch sinnlose Proteste zum Narren zu machen.
Belisars Pferd tänzelte auf der Stelle, als es spürte, wie die Anspannung stieg. Seit einigen Minuten, die den Eindruck von Stunden machten, befanden sich die Armeen von Ambervale auf dem Vormarsch.
Hasturs Leute blieben in ihren Stellungen. Belisar konnte fast das Knattern ihrer Banner im Wind und das Wiehern der Pferde, das Klirren des Geschirrs hören. Er roch die Kämpfer, den ätzenden Schweiß. Ein Teil von ihm wünschte sich, dort unten bei ihnen zu sein, und ein Kampfschrei stieg in seiner Kehle auf. Die Zügel fest in der Hand, bebte sein Hengst vor Begierde.
Von seiner Position aus schien die Schlacht sich mit schmerzlicher Langsamkeit zu entfalten, obwohl Belisar wusste, dass die Ereignisse am Boden wild und hektisch verliefen. Schwerter schlugen zu, Speere bohrten sich durch Leiber, Pferde bäumten sich auf. Der Tod war stets nur einen Augenblick entfernt, ein Aufblitzen am Rande des Sichtfelds. Bloßer Instinkt veranlasste einen Mann, sich umzudrehen und einem Schlag um Haaresbreite zu entgehen. Die Musik von Stahl auf Stahl. Der vermischte Geschmack von Staub und Blut. Das brennende Hochgefühl, das jäh alle Nerven durchzuckte, als hüllte ein Blitz den ganzen Körper ein. Sein Herz hämmerte bei diesen Gedanken und dürstete nach Kampf.
Der Hauptteil von Hasturs Streitkräften war vorgerückt, hatte sich auf das Zentrum und den linken Flügel gestürzt, aber die Flanke relativ ungeschützt gelassen.
Ja! Jetzt haben wir sie! Der Jubel raste durch jede Faser seines Körpers, belebender als Wein.
Die Reservetruppen des Gelben Wolfs stürmten vor. Nie gekannter Lärm stieg von ihnen auf. Tausend Kampfschreie verbanden sich zu einem wildem Gebrüll. Die Löwen, die hinter den Trockenstädten die Wüste durchstreiften, klangen vielleicht so, wenn sie eine Gazelle einkreisten.
Einen Moment lang fragte sich Belisar, was die Hastur-Kämpfer wohl dachten, als diese ausgeruhten Truppen über sie herfielen, als sie sich dem neuen Gegner zuwandten, vielleicht Rücken an Rücken mit ihren Brüdern, in dem Wissen, dass sie schließlich doch fallen würden. Verfluchten sie den König, der sie in den Untergang geführt hatte? Oder kämpften sie bis zuletzt, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden?
Rumail hatte die Kapuze von seinem Kopf gestreift um den Himmel abzusuchen. Seine Augen verengten sich, und Belisar spürte seine Konzentration, als er die Wolken zu durchdringen versuchte.
»Da!«, rief Rumail und deutete hinauf.
Ein anmutiger Vogel raste in einen blauen Fleck hinein, beschrieb einen Bogen und ging kreisend tiefer.
»Was ist das? Ein Falke? Vorhin habe ich einen gesehen. Oder sind Kyorebnis gekommen, um sich
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