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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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Der Mann sackte auf den Stapel Decken zurück. Seine Brust hob und senkte sich wie flatternde Schwingen. Ein Schauder packte ihn, und wässriges Blut sickerte aus seinem Mund.
    Coryn spürte die jähe Stille, das Gewicht des Fleisches, als der Mann seinen Geist aushauchte. Der alte Schmerz hinter seinem Brustbein, von dem er geglaubt hatte, es gäbe ihn nicht mehr und er sei mit den Albträumen seiner Kindheit verschwunden, pochte wie wild.
    »Was ist?«, fragte Rafael. »Was hat er gesagt?«
    »Er hat nichts gesagt, Vai Dom«, erwiderte der Arzt mit hohler Stimme.
    »Heraus damit, Mann! Was ist geschehen?« Werden noch mehr meiner Männer auf diese Weise sterben?
    Coryn hörte den unbändigen Zorn in Rafaels Stimme, die leidenschaftliche Sorge um seine Leute. Rafael hob die Hand, und Coryn erkannte die Absicht, seinen Männern zu Hilfe zu eilen und das Zerstörungswerk mit eigenen Augen zu sehen. Er wollte sich nichts ersparen.
    »Nein, Hoheit!«, schrie der Arzt auf. »Ihr dürft Euer Leben nicht aufs Spiel setzen. Wir müssen dieses Lager versetzen und für die Pflege der Überlebenden einrichten… «
    »Ich werde meine Männer nicht dem Untergang überlassen.«
    Rafael blaffte Befehle - die Zelte sollten an einen sicheren Ort verlegt und Einrichtungen geschaffen werden, um die Verletzten zu versorgen.
    Innerhalb von Minuten fand Coryn sich auf dem Rücken eines Pferdes wieder und galoppierte inmitten der handverlesenen Garde des Königs hinter Rafael drein. Kurz darauf umgaben sie die tintenschwarzen Schatten der Nacht. Improvisierte Fackeln loderten in der Ferne. Bisweilen hörten sie die nahenden Soldaten eher, als dass sie sie sahen.
    Coryn beschwor eine Kugel hellblauen Lichts herauf und hielt sie hoch. Sie kamen an Hasturs Truppen vorbei, die auf dem Rückzug waren. Die Pferde trugen zwei, manchmal drei Personen. Andere trotteten auf ihren eigenen Beinen dahin, ohne Waffen und Rüstzeug. Coryn sah, wie geordnet ihr Fortkommen war, trotz der Dunkelheit und der Angst, die die Luft erfüllte und aus den stumpfen Augen der erschöpft wirkenden Männer sprach. Es gab kein Schlurfen, keine Unordnung, keine Spur von Panik.
    Ein berittener Offizier hielt eine lodernde Fackel in die Höhe und rief Befehle. Er entdeckte Rafaels Banner und trieb sein Pferd zu ihm hin. Auf Rafaels Geheiß erstattete er Bericht. Sie hatten den untergeschobenen Heerführer entlarvt, wie der tote Bote schon sagte, und Anweisung gegeben, den Rückzug abzubrechen.
    Eine Elitegruppe der Kavallerie war zum Gefangenenwagen derer von Ambervale geritten, wo der echte Prinz sich versteckt halten musste. Das letzte Drittel der feindlichen Fußsoldaten, das nicht im Geringsten wusste, was sich eigentlich abspielte, war zum Stehen gekommen. Niemand war sicher, was sich in dem Staub und dem Durcheinander als Nächstes ereignet hatte, als die Reiter in beide Richtungen davonpreschten.
    Etwas war an der Stelle über dem Talboden explodiert, an der die ersten Reihen von Hasturs Streitmacht die verwirrten Fußsoldaten aus Ambervale umzingelt hatten. Nebliger Staub erfüllte die Luft, und jedes Teilchen schillerte giftgrün. Auf beiden Seiten standen die Männer mit offenen Mündern und beobachteten den gespenstischen, glitzernden Fall. Eine feine Brise wirbelte die Schwaden in dem Moment auf, als sie sich setzen wollten. Und dann, wie vom Herrn des Lichts persönlich gesandt, war der Wind aufgefrischt, und Böen hatten das Zeug auf die im Rückzug befindliche Armee von Ambervale zu geweht. Innerhalb weniger Minuten war die Luft unnatürlich still geworden, doch erst, als der glühende Nebel sich auf einen Gutteil von Deslucidos Männern gelegt hatte.
    »Himmlische Mutter der Dunkelheit«, sagte Rafael mit plötzlich heiserer Stimme. »Knochenwasser-Staub.«
    Knochenwasser-Staub. Eine Laran-Waffe, so furchtbar, dass sie sogar das Land verseuchte. Niemand wusste, wie lange ihr Fluch währte, nur dass viele, die ihm ausgesetzt gewesen waren und überlebt hatten, später an sprießenden Geschwüren, Übelkeit mit Schwindsucht und Kahlköpfigkeit, blutigem Durchfall und Irrsinn gestorben waren.
    »Deslucido muss es abgeworfen haben, um seinen Rückzug zu decken, aber der Wind hat ihm einen Streich gespielt«, sagte Rafael. »Der Bote sprach von Vogeldingern, nicht wahr? Ich habe von kleinen, einzeln gesteuerten Geräten gehört, wie Vögel mit Bäuchen aus hohlem Glas, in denen Haftfeuer transportiert wird.«
    Auch Coryn hatte von solchen kleinen,

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