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Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya

Titel: Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Deborah J. Ross
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König wie das Knistern eines jähen Blitzes umgab.
    »Euer Majestät!«, rief der Reiter. »Um uns ist es geschehen!«
    Ein stürmischer Ausdruck trat in Rafaels Augen und verschwand gleich wieder. »Komm mit«, sagte er zu dem Reiter und deutete zu seinem Zelt. Er stieß eine Anzahl Befehle aus, dass Speisen gebracht wurden und Wein; auch der Lagerarzt und seine erfahrensten Offiziere sollten herbeigeholt werden… Coryn spürte seinen sengenden Blick. »Ihr auch. Ihr sollt Euch alles anhören und mich beraten.«
    Innerhalb von Minuten versammelte sich die Gruppe in der schattigen Enge von Rafaels Zelt. Laran-betriebene Leuchtkugeln erstrahlten unter Edrics Berührung und tauchten den Raum in ein gespenstisches Licht. Der Reiter ließ sich vor dem Stuhl des Königs auf einen Leinenhocker sinken und schüttete Wasser in sich hinein.
    »Anfangs lief alles wie geplant«, sagte der Reiter dann. Sein Name war Vincenzo oder Vincento, das bekam Coryn nicht ganz mit, und er war ein Hauptmann, ein Anführer.
    Etwas stimmte nicht ganz mit Vincento, etwas, was über die Anspannung und Dringlichkeit des Augenblicks hinausging. Der Mann war nicht nur erschöpft, er war auf eine Weise krank, die Coryn nicht näher benennen konnte. Gareth oder Liane würden es schon wissen.
    »Deslucido rückte vor, während wir uns zurückzogen, geradewegs in die Falle. Domna Caitlin und die anderen hielten die Illusion bis zum letzten Moment aufrecht. Dann lüfteten wir den Schleier und ließen zu, dass sie uns sahen.« Vincento hielt inne, um noch mehr Wasser zu trinken. Seine Haut wirkte stumpf, wie ungebrannter Ton, und er schwitzte sichtlich, obwohl das Zelt kühl war und die Nacht hereinbrach. Ein Anflug von Schmerz huschte über sein Gesicht und vertiefte seine Falten.
    Alle warteten darauf, dass er weitersprach. Rafael setzte sich auf seinem Stuhl zurück und strich sich mit einer Hand den Bart.
    »Wir haben ihnen Eure Bedingungen genannt, und sie waren einverstanden.«
    Einer der Offiziere sagte: »Dann haben sie also auch den Eid abgelegt?«
    Vincento schüttelte den Kopf. »Ihre Männer haben den verlangten Schwur geleistet, und nachdem Belisar Deslucido sich in unseren Gewahrsam begeben hatte, gewährten wir ihnen freien Abzug. Aber als er unser Lager erreichte, blickte Domna Caitlin ihn geradewegs an. Die Luft waberte, und wir sahen, dass man uns hereingelegt hatte. Es war gar nicht der junge Deslucido, sondern ein normaler Mann, über den ein Zauber verhängt worden war, damit er dem Prinzen glich.« Er hielt inne und würgte aufgeregt, wobei er noch mehr schwitzte.
    Coryn streckte seine Sinne nach ihm aus und schmeckte Vincentos Krankheit, spürte die Woge der Übelkeit einen Moment, bevor der Mann in den hinteren Bereich des Zeltes sprang. Sie hörten, wie er sich übergab. Rafael bedeutete allen, sich nicht von der Stelle zu rühren, bis auf den Lagerarzt.
    Der Arzt kam wenige Minuten später zurück, sein Gesicht von Sorge gezeichnet. Der Bote folgte ihm ein oder zwei Schritte, bevor er zusammenbrach. Coryn fing den Mann auf, ehe er stürzte, und ließ ihn auf einen Stapel gefalteter Decken sinken. Der Mann krümmte sich seitlich zusammen, und sein Körper wurde von Krämpfen geschüttelt. Seine Haut fühlte sich heiß und pergamenten an.
    »Dieser Mann ist schwer krank, Hoheit«, sagte der Arzt. »Er bedarf der Ruhe, sonst wird er die Geschichte nicht lebend fertig erzählen können.«
    »Was stimmt mit ihm nicht?«, fragte Rafael.
    »Ich… ich bin mir nicht sicher.«
    Coryn hörte den Unterton in der Stimme des Arztes. Wenn er es auch nicht wusste, so hatte er doch einen Verdacht, und diese Möglichkeit entsetzte ihn.
    Der Bote zuckte unter der Berührung des Arztes zusammen, als bereite ihm der geringste Kontakt mit seiner Haut Schmerzen. Er kämpfte darum, sich aufrecht hinzusetzen. Sein Würgen hatte so weit nachgelassen, dass er wieder sprechen konnte. Rafael näherte sich trotz der Warnung des Arztes.
    »Sire… « Die Stimme, ein Flüstern, klang so welk, wie die Haut des Mannes aussah. »Wir haben sie verfolgt… und sie… sie… «
    Einen Moment lang gingen seine Worte im schweren Atmen unter. Coryn hörte das Rasseln und Pfeifen der malträtierten Lungen. Ein Frösteln durchlief ihn, als ihm der furchtbare Augenblick einfiel, als er Kristlin gewesen war, die an Lungenfäule starb.
    Schon wieder eine schreckliche Waffe…
    »Vogeldinger… haben… fallen gelassen… « Die nächsten Worte waren nicht zu verstehen.

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