Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
hatten sie zugeschlagen, und als die Blutige Sonne direkt über ihnen stand, gehörte Burg Verdanta ihnen.
Die restlichen Wachen aus Ambervale hatten angesichts der hoffnungslosen Lage ihre Waffen gestreckt. Nun musste man die Grenzen und kleinen Gehöfte nach anderen absuchen, die geflohen oder auf dem Feld geblieben waren.
Alle, die das Kommando zum Aufbruch mitbekommen hatten, versammelten sich auf dem Hof. Eddard stand in der Tür, wobei Padraic den einen Ellenbogen und Petro den anderen stützte. Coryn beobachtete sie und war sich schmerzlich des gewaltigen Abgrunds bewusst, der sich zwischen ihm und seiner Familie aufgetan hatte. Nun, da Verdanta befreit war, hatte er keinen Grund mehr, sich noch länger hier aufzuhalten, wie sehr er sich das auch wünschte. Seine Mission für König Rafael hatte ein Ende gefunden.
Eddards Gesicht lief vor Anstrengung rot an, doch er hielt sich gerade. Trotz seiner Abgezehrtheit strahlte er Energie aus. Als er sich zu Wort meldete, verstummte sogar das Kleinkind auf Tessas Armen, denn obwohl seine Stimme nicht schwankte, war sie doch weit von ihrer einstigen Kraft entfernt. Coryn stellte sich vor, wie er diese triumphierenden Worte immer wieder für sich wiederholt hatte, Stunde um Stunde in der Dunkelheit, um daraus Mut und Hoffnung zu beziehen.
»Verdanta gehört uns, und wir sind frei. Wir werden nicht zulassen, dass es uns noch einmal genommen wird. Jeder Mann, der für diese Sache kämpfte, wird für den Rest seiner Tage in Ehren gehalten, und die Familie jedes Mannes, der gestorben ist, wird versorgt werden und die gleiche Ehre erfahren. Mögen alle, die gegen uns antreten wollen, unsere Rache zu spüren bekommen, und alle, die ihre Waffen niederlegen und schwören, dass Frieden zwischen uns herrschen soll, verschont werden. Wenn jemand, der einst unser Feind war, bleiben und diesem Haus von Leynier Treue schwören will… wenn er sich unserer Gerichtsbarkeit unterwirft, dann kann er ein neues Leben bei uns führen. Und dies sagen wir unseren Brüdern, den Storns und Hawksflights, und allen anderen Landen, die unter dem Joch von Ambervale stöhnen: Schließt euch uns an! Stärkt uns mit eurer Kraft! Erobert eure Königreiche zurück und verjagt den Tyrannen vom Antlitz der Erde!«
Schon bevor er fertig war, erhoben sich die Männer, die erschöpft und verwirrt im Staub gesessen hatten. Männer aus Ambervale und Verdanta klatschten gleichermaßen Beifall und jubelten, so dass alles, was Eddard vielleicht noch hinzufügen wollte, in dem Aufruhr unterging.
Petro grinste, und seine alte Heiterkeit blitzte wieder auf. Er sah aus, als hätte er Eddard am liebsten umarmt, wenn der feierliche Anlass es nicht verboten hätte. Einer seiner Männer packte Margarida an der Hütte und wirbelte mit ihr lachend im Kreis.
Tessa lief zu dem kleinen Trupp in den Farben von Ambervale, der dort unter Bewachung stand, und reichte einem der Männer die Hand.
Einer von König Rafaels Männern nahm Coryn beiseite und sagte: »Wir können nicht bleiben, egal wie nützlich wir hier wären. Sie werden ihre Schlachten, um die Ordnung wiederherzustellen, schon allein austragen müssen. Wir waren nie als Besatzungsmacht gedacht. Ihr müsst Vorkehrungen für die Männer treffen, die uns begleiten sollen.«
In dieser Nacht gab es ein Fest in der großen Halle. Coryn kannte nicht einmal die Hälfte der Leute, die sich an der mächtigen Tafel niedergelassen hatten. Eddard saß auf dem Platz seines Vaters, flankiert von Petro und seiner Gemahlin. Der Junge, erschöpft, aber unverletzt, wollte nicht von der Mutter weichen, deshalb hielt sie ihn auf dem Schoß und fütterte ihn mit Stücken von ihrem Teller, bis er einschlief. Margarida hatte sich zu Rafaels Männern gesellt, die etwas abseits saßen, und lauschte andächtig ihren Reden.
Tessa kam mit ihrem Kind auf den Armen vorbei. Coryn erkannte sie kaum wieder. Tiefe Falten umgaben jetzt Augen und Mund, doch die Mutterschaft hatte die Linien weicher werden lassen. Sie war schon darauf gefasst gewesen, sagte sie, um das Leben ihres Gemahls zu bitten oder mit ihm ins Exil zu gehen, und erklärte, dass sie die Ehe zwar nicht freiwillig geschlossen hätte, sie aber so gut wie jede andere sei, und dass sie sich angesichts eines schon geborenen Kindes, eines kräftigen Sohns, und eines weiteren, das gerade unterwegs war, mit dem begnügen wolle, was sie hatte. Eddard versprach, sich den Fall ihres Gemahls am nächsten Morgen anzuhören, und fügte
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