Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
hinzu, dass er hoffe, der Mann wisse, was gut für ihn sei.
Sänger trugen ihre neuen Balladen von der Befreiung Verdantas vor, und erschöpfte, halb betrunkene Männer taumelten davon, um sich schlafen zu legen. Während der Wein in Strömen floss, tauschten die Brüder Geschichten aus. Petro und Margarida waren beide leicht an Lungenfäule erkrankt und durch die Küchenkeller entkommen. Sie hatten sich tagsüber im Wald verborgen und waren nachts gereist, hatten in den Höhlen Schutz gesucht, die sie als Kinder erkundet hatten, und das Leben von Gesetzlosen geführt. Einmal waren sie getrennt worden, und es hatte Tage gedauert, bis er sie gefunden hatte, so erschöpft, dass er kein Wort mehr herausbrachte. Schließlich hatte die Jagd auf sie so weit nachgelassen, dass sie andere um sich scharen konnten.
»Margarida bestand darauf, dass wir bleiben und kämpfen«, sagte Petro, und sein Blick huschte in ihre Richtung. »Ich, ich wäre von hier bis nach Shainsa gelaufen.«
Sieh sie dir nun an, hallte sein Gedanke in Coryns Geist wider. Was hat sie getan? Was ist aus ihr geworden?
Coryn rutschte unbehaglich auf seinem Platz herum. Er wandte sich an Eddard und fragte nach seiner Geschichte.
»Deslucido hatte meine Schwäche falsch eingeschätzt«, sagte Eddard mit dem Anflug eines Lächelns. »Anfangs konnte ich vielleicht wenig tun. Die Lungenfäule raubte mir das Augenlicht und fast das Leben. Man sagte mir, man habe meine Familie als Geisel genommen. Befehle wurden in meinem Namen erteilt. Hin und wieder kamen Männer, kleideten mich an, setzten mich auf diesen großen Stuhl, den Vater so sehr hasste, und schwangen in meinem Namen Reden. Als mir klar wurde, was sie sagten, meldete ich mich zu Wort. Ach, war das ein Aufruhr. Ich rappelte mich auf und schrie allen zu, die mich hören konnten, dass ich das, was sie sagten, nicht guthieße, dass alle echten Männer aus Verdanta sich der Herrschaft von Ambervale widersetzen müssten. Sie schlugen mich bewusstlos, und als ich wieder zu mir kam, teilten sie mir mit, dass sie meinen ältesten Sohn getötet hätten.«
Coryn wusste nicht, was er sagen sollte. Petro legte sein Messer nieder und hörte zu, die Augen finster und der Mund verkniffen. Sie warteten, bis Eddard seine Fassung zurückerlangt hatte.
»Sie hatten ihn nicht getötet«, fuhr Eddard fort. »Aber er war gestorben, an einer Kinderkrankheit. Das erfuhr ich erst später, als sie meiner Frau und meinem zweiten Sohn erlaubten, sich zu mir zu gesellen. Damals hielten sie mich für einen gebrochenen Mann… und vermutlich war ich das für eine Weile auch. Sie brachten sie zu mir, sagten sie, weil sie fürchteten, dass ich meinen Tod herbeisehne, und sie mich als Galionsfigur noch brauchten… «
Eddards Stimme verlor sich; in seinen blicklosen Augen spiegelte sich nichts. Seine Gemahlin, die ihren jungen Sohn gewiegt hatte, der fest in ihren Armen schlief, streckte rasch die Hand aus und berührte sanft die seine. Er kam sofort wieder zu sich.
»Ich lag da, und Dunkelheit erfüllte mein Herz«, sagte er mit einer Stimme, die vor Leidenschaft bebte, »und ich konnte nichts als Feuer sehen. Ich dachte an diesen großen Brand - du weißt schon, Coryn, der, als Dom Rumail eintrat und die Flieger von Tramontana. Der, mit dem alle Probleme begannen. Ich sagte mir, ich werde nicht zulassen, dass dieses Feuer doch noch gewinnt, so viele Jahre später. Wieder und wieder sagte ich mir das.«
Coryn nickte. Er konnte sich vorstellen, wie Eddards Zorn im Laufe der Monate immer mehr zunahm und ihn am Leben erhielt.
»Anschließend«, sagte Eddard und zog sarkastisch einen Mundwinkel hoch, »erholte ich mich rascher, als ich ihnen zu sehen erlaubte. Irgendwie wusste ich, dass die Zeit kommen würde, an der ich wieder Gelegenheit fände zu handeln.« Er tastete nach Petros Hand und umklammerte sie. »Ich hätte mir niemals träumen lassen, dass meine kleinen Brüder zu meiner Rettung herbeigeeilt kommen!« Sein Kopf drehte sich in Coryns Richtung.
»Du bleibst doch und hilfst uns beim Wiederaufbau, Coryn, oder? Verdanta braucht jetzt alle seine Söhne.«
»Ich kann nicht bleiben, Eddard«, sagte Coryn ruhig. »Meine größere Pflicht gehört dem Turm, dem ich diene, und dem König, der uns befehligt.«
»Du würdest deine eigene Familie im Stich lassen, um für Rafael in den Krieg zu ziehen?«, sagte Eddard, und seine grauweißen Brauen zogen sich zusammen.
Petro verstärkte seinen Griff um Eddards Hand und zog
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