Darkover 04 - Der Untergang von Neskaya
hat sie ebenso unter der Knute wie uns. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein gemeinsamer Feind seltsame Verbündete schafft.«
»Du sprichst von der Vergangenheit«, ergänzte Coryn und dachte an Petros Mission zu High Kinnally während des großen Feuers. »Aber wir sind nicht mehr, wer wir einmal waren. Sieh dir Eddard an oder Tessa, Margarida - mich.« Dich selbst. »Glaubst du nicht, dass auch die Storns sich verändert haben - besonders, da ihre Tochter in Linn als Geisel gehalten wird.«
»Meine… meine Frau wurde anfangs auch dort festgehalten«, sagte Eddard. »Sie sprach von einer Liane, einer Leronis, obwohl sie den Familiennamen des Mädchens nicht kannte. Sie… sie sagte, Liane habe das Baby während eines Fiebers versorgt, so zärtlich, als wäre es ihr eigenes.«
»Wie ich sehe, habt ihr euch gegen mich verschworen«, sagte Petro, »und ich behaupte immer noch, dass daraus nichts Gutes erwächst. Vermutlich wirst du mich demnächst als Botschafter zu High Kinnally schicken wollen.«
Alle lachten, während Eddard sagte: »Das ist eine Überlegung wert.«
»Im Ernst«, fuhr Eddard fort, »es könnte keine bessere Möglichkeit geben, das Gespräch wieder zu eröffnen, als den Storns zu helfen, ihre Freiheit zurückzugewinnen. Ich kann keine Kämpfer schicken, denn das würde unserer Schuld gegenüber Rafael Hastur nicht zur Ehre gereichen. Eine kleine Gruppe deiner Waldbewohner, Petro, die im Partisanenkampf erfahren ist, könnte ihnen Kunde von unserem Sieg hier bringen und sie so zu einem eigenen Aufstand ermutigen.«
»Das will ich gern tun.« Petros Lächeln enthielt mehr als eine Spur Ingrimm, und Coryn begriff, dass ihm nichts lieber wäre, als es Deslucido heimzuzahlen, selbst wenn das bedeutete, sich der Hilfe ihrer alten Feinde zu versichern.
König Rafaels Männer blieben noch, um dafür zu sorgen, dass so viele Soldaten wie möglich und die meisten guten Pferde sie begleiteten. Petro war schon in den Wäldern untergetaucht und unterwegs zu High Kinnally, hatte jedoch zwei seiner besten Fährtensucher zurückgelassen, um Hasturs Männer durch Verdanta zu führen.
Coryn sah zu, wie Padraic auf dem Hof Köpfe und Pferde zählte, und wusste, dass auch er gehen sollte. Der Krieg wartete nicht auf ihn, und Aldones allein wusste, welche neue Strategie Deslucido vielleicht gerade ausbrütete.
Margarida kam zu ihm, so leise, dass er es kaum hörte, als sie sich näherte. Sie trug noch ihre Waldkleidung. Das Haar war wie bei einem Jungen kurz geschnitten, und das lange Messer steckte in einer Scheide, die an ihrem Oberschenkel festgebunden war.
»Gestern Abend habe ich mit den Männern gesprochen, die dich begleiten«, sagte sie tonlos.
»Ja«, erwiderte Coryn, da sie offenbar eine Reaktion erwartete. »Ich habe mich schon gefragt, was sie von alledem halten.«
Sie schüttelte den Kopf und stieg die Treppe hinab, ging in Richtung der Ställe und bedeutete ihm durch ihre Haltung, sich ihr anzuschließen. »Es ist nicht so sehr das, was sie sagten, als vielmehr, wie sie es sagten. Das Schweigen zwischen den Worten, die Dinge, die unausgesprochen blieben.
Ich weiß, was die Leute sich über mich erzählen«, sagte sie, »dass kein Gemahl mich zur Frau nehmen will, ob mit oder ohne Aussteuer. Gemahl! Nun, wo war er denn, als Vater und Kristlin mit Lungenfäule darniederlagen? Wo war er, als diese Hunde des Eidbrechers gleich scharenweise durch die Pforte strömten? Wo war er, als Lotrell und seine Männer mich im Wald fingen und zurückließen, weil sie mich für tot hielten?«
Ihr Schmerz sickerte durch das eng gewobene Laran-Dämmfeld. Coryn wollte die Hand nach ihr ausstrecken und ihn vertreiben. Er strich mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken, im Stil des Turms, doch sie zuckte bei der Berührung zusammen.
»Ich habe diese Dinge überlebt, ich allein. Ich weiß nicht… « Sie hob eine Hand, deren Innenfläche schwielig und deren Fingernägel rissig waren. »… ich weiß nicht, wie sich das alles entwickelt hätte, wenn Deslucido nicht gekommen wäre.«
Er brauchte kein Laran, um auch den Rest des Gedankens zu kennen. Was aus mir geworden wäre.
»Ich hatte keinen Gemahl, der auf mich aufpasste, und nach alledem möchte ich auch keinen. Aber ebenso wenig kann ich wie Großtante Ysabet hier leben und Wandteppiche knüpfen, bis ich neunzig bin. König Rafaels Männer haben mir von der Schwesternschaft des Schwertes erzählt. Denen will ich mich anschließen.«
Coryn hatte
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